Österreichs Pressing-Maschine

Gleich am ersten Tag der FIFA U-20-WM 2015 setzte Österreich im Spiel gegen einen der großen Titelfavoriten, Ghana, ein Ausrufezeichen. Zwar konnte die Alpennation am Ende keinen Sieg bejubeln, aber die Art und Weise, wie das hochverdiente 1:1-Unentschieden gegen die Afrikaner zustande kam, war beeindruckend. Nach Panamas Remis gegen Argentinien steht in der Gruppe B vor dem nächsten Spieltag alles auf null - und für Spannung ist gesorgt!

Mit einem ungeheuren Laufpensum setzte das Team von Zepterschwinger Andreas Heraf seinen Gegner immer wieder unter Druck. Genau dieses Tempo stellte sogar die so physisch und technisch starken Westafrikaner vor große Probleme. Ein kontrollierter Spielaufbau war fast nie möglich, ohne dass einem ein Österreicher auf den Fersen war. "Es ist ein unfassbares Tempo, welches die Jungs spielen - und das nicht nur im Spiel, sondern in jeden Training", zeigt sich Österreichs U-20-Strippenzieher beeindruckt von der Entwicklung und dem Einsatzwillen seiner Rasselbande.

Seit etwa drei Jahren, damals in der U-17 angefangen, versucht Heraf, diesen Hochgeschwindigkeits-Fussball in seinem Team in Fleisch und Blut übergehen zu lassen. Das Ziel ist es, seine "Burschen" optimal auf die A-Nationalmannschaft vorzubereiten, denn Marcel Koller verfolgt dort ein ganz ähnliches Spielprinzip. "Das ist aktuell das Nonplusultra und ich habe auch die richtigen Spieler dafür", so Heraf.

Gschweidl der passende Deckel für den Topf
Eine wichtige Rolle in dem höchst laufintensiven System ist der flinke Außenstürmer Bernd Gschweidl. Mit seiner Dynamik, der Explosivität auf den ersten Metern und der Giftigkeit in den Zweikämpfen scheint er wie geschaffen für diese Philosophie. "Ich mag es gern, Pressing zu spielen, auf die zweiten Bälle immer wieder nachzusetzen und die Pässe in die Tiefe zu bekommen", schwärmt der Torschütze des ersten Treffers seit fünf Spielen seines Landes bei diesem Wettbewerb.

Der Saisonverlauf des Angreifers verlief dabei alles andere als optimal. Nach seinem Wechsel in die österreichische Bundesliga zum SV Grödig warf ihn eine Verletzung lange Zeit zurück. "Am Ende der Saison kam ich immer besser in Tritt und jetzt bin ich da, bei meinem großen Ziel, der WM und treffe - das ist einfach unbeschreiblich und ein tolles Gefühl, dass man sein Land auf der internationalen Bühne vertreten darf", freut sich der 1,78 Meter große Wirbelwind.

Die akribische Vorbereitung auf dieses Turnier in ihrer schweren Gruppe B mit zwei Ex-Champions, Argentinien und Ghana, sowie einer ganz unangenehmen Mannschaft aus Panama könnte am Ende das Zünglein an der Waage werden. "Wir waren gegen Ghana optimal vorbereitet. Jetzt heißt es gut regenerieren und sich auf Panama genauso gut einzustellen, um hoffentlich wieder eine solche Leistung abrufen zu können", blickt der Rechtsfuß, der gerne über den linken Flügel kommt, nach vorn.

Endspiel am zweiten Spieltag
Gegen Panama erwartet Österreich im Regional Stadion in Wellington allerdings ein anderes Spiel. "Jetzt gibt’s gegen Panama ein Endspiel", macht Trainer Heraf keinen Hehl um die immense Wichtigkeit der nächsten Begegnung. Doch aufgepasst! An dieser harten Nuss biss sich schon Argentinien die Zähne aus. Und ob das Konterspiel gegen die selbst tiefstehenden Mittelamerikaner so umsetzbar sein wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist, in der Gruppe B ist alles offen und jeder kann jeden schlagen. Favoritenrollen gibt es nicht mehr!

Sollte Österreichs Pressing-Maschine aber auch gegen Panama wieder wie frisch geschmiert auf Hochtouren laufen, dann ist dieser Mannschaft durchaus zuzutrauen, in die Fußstapfen des 2007er Teams zu treten, welches bei der FIFA U-20-WM in Kanada bis ins Halbfinale vorstieß und am Ende als Vierter zurück reiste. Um die nötige Aggressivität und Spannung aufzubauen, wird auch der abseits des Platzes eher zurückhaltend wirkende Bernd Gschweidl im Spielertunnel wieder dafür sorgen, dass es richtig laut wird und jeder den anderen noch einmal anfeuert: "Wir sind eine super Gemeinschaft. Jeder kann sich auf den anderen zu 100% verlassen."

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