Wien, 24.12.2013 (KAP) Österreichs Bischöfe haben in ihren Christmettenpredigten die Hoffnung durch das in Bethlehem geborene Kind und den hoffnungsvollen kirchlichen Aufbruch dieser Tage durch das Wirken des argentinischen Papstes thematisiert. Auch der konkrete Auftrag von Papst Franziskus, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen, wurde aufgegriffen. Schätzungen zufolge kamen mehr als 800.000 Katholiken in die Christmetten, viele davon in die Metten der Domkirchen.
In der Christmette am Heiligen Abend im Grazer Dom erinnerte Bischof Egon Kapellari an die weltweit unzähligen verletzten Kinder. Viele Christen seien weltweit im Einsatz, um solchen "verletzten Ikonen Jesu Christi" zu helfen. "Viele andere Erwachsene hatten zwar eine vergleichsweise glückliche Kindheit, aber sie sind indessen hart und starr geworden", so der Grazer Diözesanbischof.
Weihnachten sei eine Einladung, sich auf eine neue Geburt einzulassen. Als Kind sei jeder heute Erwachsener imstande gewesen, "durch unser bloßes Dasein, durch unseren Charme, auch verdrießliche Erwachsene zu einem Lächeln zu bewegen, ja zum Lachen zu bringen". Umso stärker sei "der Charme des Kindes von Bethlehem und des Mannes von Nazareth, wenn Erwachsene falsche Sperren aufgeben und sich in das Magnetfeld Jesu Christi begeben".
Die heute durch den lateinamerikanischen Papst in vielbewunderter Spontanität erfolgende Vermittlung dessen, was dieser Jesus war und was er gebracht hat, zeige dies. "Christus möchte nicht nur einmal vor 2.000 Jahren nach Bethlehem gekommen sein. Er will auch zu uns kommen: bis in unsere Häuser, in unsere Familien, bis in unser Herz", so Kapellari. Bei jeder neuen Ankunft Christi im Leben eines Menschen kehre die Freude der Hirten und der Könige wieder.
Die sich hierzulande mit Weihnachten verbindende Freude sei zwar oft nur oberflächlich. "Weihnachten ist aber ein starkes Fest. Es hält viel Überfremdung durch Unwesentliches aus, weil sein christlicher Kern so stark ist, dass er auch alle Versuche, ihn zu übersehen oder zu leugnen, übersteht. Für Unzählige hat Weihnachten seinen Glanz und seine Kraft bewahrt", sagte der Bischof.
"Anklopfen hören"
Im St. Pöltner Dom erwähnte Bischof Klaus Küng das jüngste Lehrschreiben "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus, wo er auch schreibt, das "diejenigen, die sich von Jesus Christus retten lassen, befreit von der Sünde" seien. Wichtig sei aber, das Anklopfen des Kindes von Bethlehem zu hören.
"Vor wenigen Tagen sagte mir der Vater einer kinderreichen Familie, dass, wenn er mit seinen Kindern beisammen ist, fast immer wenigstens zwei mit dem Handy beschäftigt sind und darin irgendetwas suchen, und ich antwortete mit der Beobachtung, dass heutzutage vor Beginn einer Veranstaltung bei kurzen Wartezeiten fast immer der eine oder andere sein Handy hervorholt, nicht nur, um es abzustellen, sondern meist auch, um noch rasch zu schauen, was in den zuletzt angekommenen E-Mails oder SMS steht. Es ist nichts Böses, aber sicher besteht heute mehr denn je die Gefahr, dass das Berufsleben, das gesellschaftliche Leben die Menschen so sehr in Beschlag nimmt, dass tatsächlich eine Art von Gottlosigkeit entsteht, weil in der Herberge für das Gotteskind kein Platz ist. Sie können dann auch das Anklopfen Gottes nicht hören", schilderte Küng.
Jesus komme freilich abseits vom Getriebe zur Welt, erinnerte der Bischof: "Es ist wichtig, dass wir versuchen, ruhig zu werden, und dieses Kind suchen, das in der Krippe liegt, mit dem Wunsch, dass es uns zu Gott führt."
Dazu müsse manches, was uns oft zu sehr beschäftigt, vielleicht sogar in seinen Bann schlägt, beiseite gelassen werden. Weihnachten sei nicht bloß die Geburtstagsfeier einer wichtigen Persönlichkeit, sondern sie betreffe sein Kommen in der Gegenwart, als Erlöser und Retter. "Die Engel verkünden den Hirten: Heute ist Euch der Retter geboren, er ist der Messias, der Herr", zitierte Küng. Gott schlage nie die Tür zu, niemand sei ein aussichtloser Fall, nie sei alle Hoffnung verloren.
"Gott kommt nicht in einen Palast"
Den Appell von Papst Franziskus an die Kirche, "an die Ränder der Gesellschaft zu gehen" stellte Bischof Alois Schwarz bei der Christmette im Klagenfurter Dom in den Mittelpunkt der Predigt. Weihnachten zeige uns in besonderer Weise, "dass Gott an den Rand der Welt geht". Schwarz ermutigte dazu, "sich, so wie es Papst Franziskus vorlebt, zur Welt hin zu öffnen und sich nicht nur den geografischen Grenzen, sondern auch den Peripherien der Existenz zuzuwenden, wo Schmerz und Ungerechtigkeit herrschen".
Die Geburt Christi in Bethlehem mache deutlich, dass "die Armen, die Ausgegrenzten, diejenigen, die an der Peripherie sind, erzählen, was wichtig ist und das Leben verändert". Es sei gleichsam das "Wunder von Weihnachten", so Bischof Schwarz, dass "Ausgegrenzte zu Botschaftern des großen Wunders der Liebe werden". Gott komme nicht in einem Palast, sondern in einem Stall zur Welt. "Das Kind in der Krippe ist die Bescherung, und diese schöne Bescherung feiern wir", so Bischof Schwarz.
Weihnachten übersteige unsere Vorstellungen. "Weihnachten entspricht unserer tiefen Sehnsucht. Es erfüllt die leisen Träume des Lebens nach Liebe, Geborgenheit, Frieden", so der Kärntner Bischof.
Dabei gehe es nicht um Durchsetzung der Macht, sondern um Hingabe. "Es geht nicht um Prestige, sondern um das Dienen", betonte Schwarz. Er verweis erneut auf den argentinischen Papst: "Kirche ist nach Worten des Heiligen Vaters keine Zollstation, vielmehr ein Vaterhaus, wo Platz für jeden mit seinem mühevollen Leben ist."
"Drei SMS Gottes"
Im Eisenstädter Martinsdom verglich Bischof Ägydius Zsifkovics Weihnachten mit einer Dreifach-SMS Gottes. "Die erste SMS Gottes ist eine frohe Nachricht: Mensch, ich liebe dich", so der burgenländische Diözesanbischof: "Diese SMS von Gott braucht der heutige Mensch mehr denn je, da er in Gefahr ist, Gott zu vergessen, sich von Gott loszusagen, sich von Gott, Religion, Kirche befreien zu wollen. Dabei sucht der Mensch woanders sein Glück, macht er sich seine eigenen Götter - Geld, Macht, Konsum und Genuss." Die Folge sei, dass sich der Mensch dabei auf sich selbst reduzierte und zum Egoisten degradiere, verkümmere und im Wohlstand verarmte.
Die zweite SMS Gottes laute - so Zsifkovics -, "Mensch, nimm das Leben an und schütze es". Gerade diese Botschaft brauche Europa, Österreich, besonders auch das Burgenland, weil es eine "kinderarme und überalterte Gesellschaft" sei. Der moderne Mensch habe weithin die Ehrfurcht vor Gott, seinem Schöpfer, und damit auch vor dem Leben verloren - "besonders dem ungeborenen, behinderten, alten und kranken Leben". Kinder, Behinderte, Alte und Kranke würden der Gesellschaft zur Last, stünden dem Leistungs- und Profitdenken im Weg. "In dieser Heiligen Nacht zeigt uns Gott im Stall von Bethlehem etwas anderes: Maria und Josef haben das neue Leben trotz Schwierigkeiten und Entbehrungen angenommen, liebevoll begleitet und geschützt. Ich danke allen in unserem Land, die sich um ihre Kinder, Alten und Kranken sorgen und dabei auf vieles im Leben verzichten", so der Bischof.
Die dritte SMS von Gott betreffe die Familie. "Mensch, schütze, hege und pflege die Familie", so Zsifkovics. Die Familie bleibe für den Christen und die Kirche etwas Heiliges; "sie muss geschützt und unterstützt werden", betonte der Bischof, und weiter: "Ich danke der neuen Bundesregierung trotz aller Einreden für ihr Bekenntnis zur Familie. Ich danke allen bei uns im Land, die sich um die Familien sorgen - um jene, die gelingen wie auch um jene, die in Schwierigkeiten oder gar gescheitert sind. Ihnen fühle ich mich als Bischof gerade an Weihnachten zutiefst im Gebet verbunden."
Sammlung für Syrien-Flüchtlinge
In vielen österreichischen Dom- und Pfarrkirchen wurden die Kollekten bei den Christmetten der Syrienhilfe zur Verfügung gestellt. "Wir müssen das Leid der syrischen Flüchtlingskinder lindern", hatte Caritas-Präsident Michael Landau zuletzt appelliert: "Wenn wir zu Weihnachten die Geburt eines Kindes im Nahen Osten feiern, dann dürfen wir auch jene Kinder nicht vergessen, die heute dort unter extrem dramatischen Umständen leben müssen."
Denn das größte Augenmerk müsse die Kirche auf die Armen und die Menschen am Rande der Gesellschaft legen, verwiesen Kardinal Christoph Schönborn und Landau auf Papst Franziskus. Dieser habe vor einer "Globalisierung der Gleichgültigkeit" gewarnt.
Die Hilfe aus Österreich soll vor allem in bessere Unterkünfte, Decken, Winterbekleidung, Öfen oder Heizmaterial fließen. Darüber hinaus setzt sich die Caritas dafür ein, dass Flüchtlingskinder eine Schule besuchen können. Insgesamt sollen rund 10.000 Not leidende Kinder in der Region mit dem Allernotwendigsten versorgt werden (Sepa-Überweisungen: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560).