Niemand will Priebke – sz





Montag, 14.10.2013

Er war einer der schlimmsten Nazi-Kriegsverbrecher. Nach seinem Tod ist eine neue Debatte um den früheren SS-Mann Erich Priebke entbrannt. Niemand will ihm eine Grabstätte bieten.


Um den in Rom gestorbenen NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke darf nur privat getrauert werden.

©dpa

Rom/Hennigsdorf.
Um den in Rom gestorbenen NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke darf nur privat getrauert werden. Das Polizeipräsidium der italienischen Hauptstadt untersagte am Montag aus Gründen der Sicherheit und Ordnung jede öffentliche Begräbnisfeier mit dem Transport des Sarges sowie Kundgebungen für Priebke. Das Verbot gelte für Rom und Umgebung, teilte die Polizei dem Anwalt des am Freitag im Alter von 100 Jahren gestorbenen Priebke mit. Die Behörden befürchten den Aufmarsch von Neofaschisten bei einem öffentlichen Gedenken. Roms Vikariat hatte ein kirchliches Begräbnis des ehemaligen SS-Offiziers abgelehnt.

Priebkes Anwalt Paolo Giachini hatte eine Trauerfeier für voraussichtlich Dienstag und die Beisetzung in Rom angekündigt. Die Stadt Hennigsdorf bei Berlin, Priebkes Geburtsstadt, sieht keine Grundlage für eine Beisetzung in Brandenburg. Eine Sprecherin verwies am Montag auf die Friedhofsordnung der Kommune, wonach dies nicht möglich sei. Zuvor hatte bereits Argentinien eine Beisetzung in Priebkes langjährigem Wohnort Bariloche abgelehnt.

Die Bundesregierung verwies darauf, dass es keine offizielle Anfrage vonseiten der italienischen Behörden gebe, Priebke in Deutschland zu bestatten. „Es ist auch nicht die Entscheidung einer deutschen Regierung, wo und auf welche Art und Weise Herr Priebke beigesetzt werden wird“, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer. „Es ist grundsätzlich eine Entscheidung, die die Angehörigen zu treffen haben.“

Priebke lebte in Rom unter Hausarrest. Er war im März 1944 an Erschießungen von 335 Zivilisten in der Nähe von Rom beteiligt. Die Hinrichtungen waren eines der schwersten Nazi-Massaker während des Zweiten Weltkriegs in Italien. Unter den Opfern waren 75 Juden.

Für seine Beteiligung an dem Massaker wurde Priebke erst 1998 zu lebenslanger Haft verurteilt. Diese wurde wegen seines hohen Alters in einen zeitweise gelockerten Hausarrest umgewandelt. (dpa)


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http://www.sz-online.de/nachrichten/niemand-will-priebke-2685214.html

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