Schwester Isabel Schaffer berichtet beim Heimatbesuch von ihren 50 Jahren Missionsarbeit in Argentinien
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vor 8 Stunden
Hier kennen sie alle als „Lies“, denn in Hohenmirsberg wurde sie als Elisabeth Schaffer geboren. In Hohenmisberg ging sie auch zur Schule, in der Pfarrkirche St. Martin wurde sie vom damaligen Hohenmirsberger Pfarrer Johann Lang getauft, der sie in Pottenstein dann auch firmte. Im Alter von 19 Jahren entschloss sie sich, dem Orden der Styler Missionare beizutreten, da sie sich dazu berufen fühlte, Missionarin zu werden. Nach der Beendigung der Berufsschule, die es damals in Pottenstein noch gab, hieß es für die junge Frau Abschied nehmen. Für immer. Von der Familie und ihren Freunden im Dorf. „Das habe ich nie bereut, ich bin glücklich und möchte mit niemandem tauschen“, sagt Schwester Isabel heute, die es in Argentinien bis zur Leiterin einer Schule mit 1500 Kindern und Jugendlichen gebracht hat.
Zeitschrift weckte das Interesse
Doch dass sie es einmal so weit bringen würde, wusste die junge Frau damals noch nicht. Ihre Eltern hatten die Zeitschrift der Syler Missionare „Stadt Gottes“ abonniert. Darin las die junge Frau immer wieder und die Lektüre weckte in ihr den Wunsch, selbst Missionarin zu werden, um armen Kindern zu helfen. Schließlich trat sie dem Orden der Styler Missionare bei, die ihren Sitz in Styl in Holland haben, und wurde dort für die Mission ausgebildet.
Im Januar 1963, also vor über 50 Jahren, wurde sie von ihrem Orden dann per Schiff nach Argentinien geschickt, wo sie am 6. Februar 1963 im Hafen von Buenos Aires ankam. Von dort aus ging es in die Provinz Entre Rios wo sie ihre Ausbildung fünf Jahre lang fortsetzte und das Abitur nachmachte. „Da es eine spanische Schule war, musste ich auch sehr schnell Spanisch lernen“, so Schwester Isabel.
Danach wurde sie in Córdoba, der zweitgrößten Stadt Argentinens mit heute 1,3 Millionen Einwohnern zur Gymnasiallehrerin ausgebildet, um später die Fächer Mathematik, Physik und Religion zu unterrichten. Ihre erste Schule mit rund 1300 Kindern und Jugendlichen war in Crespo in der Provinz Entre Rios. Dann kam sie an eine Schule in Jujung mit 1500 Kindern und wieder an die Schule der Styler Missionare nach Córdoba, wo sie schließlich Schulleiterin wurde.
„Wir kümmern uns vor allem um die ärmeren Kinder und deren Familien“, sagt Schwester Isabel. Ein dreigliedriges Schulsystem wie in Bayern gibt es in Argentinien nicht. Schon der Kindergarten ist in die Gesamtschule integriert, in der man es bis zu Abitur bringen kann. Die Elementarschule, entsprechend unserer Grundschule, geht bis zur sechsten Klasse.
Dann folgen drei Jahre Mittelschule. „Die ist Pflicht für alle und Ziel ist es, dass auch alle den mittleren Bildungsabschluss, also den Realschulabschluss, erreichen“, so Schwester Isabel. Danach kommt die berufsorientierte Schule mit den humanistischen, wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Zweigen, in der dann das Abitur als Abschluss möglich ist. Wer das geschafft hat, kann studieren.
Dass sie nie Heimweh verspürte, lag auch daran, dass sie immer viel beschäftigt war. „Ich hatte nie Zeit, darüber nachzudenken“, sagt Schwester Isabel, die von einer ganz anderen Mentalität der Menschen in Argentinien berichtet. „Die sind viel offener nach außen hin, gehen viel mehr aus sich heraus und wollen sich anderen mitteilen“, so Schwester Isabel.
Freundeskreis schmilzt
„In Hohenmirsberg, bei meiner Familie und meinen Freunden, fühle ich mich aber auch sehr wohl“, so Schwester Isabel, auch wenn der Kreis im Lauf der Jahre immer kleiner wird. Seit der Pensionierung kommt sie alle vier Jahre für drei Wochen auf Heimaturlaub nach Hohenmirsberg. „Da gibt es schon Emotionen wenn man mit dem Flugzeug über Deutschland fliegt. Denn Deutschland ist ein sehr schönes Land“, so Schwester Isabel.
Und in Argentinien, wo sie lebt, gibt es auch keinen richtigen Wald mehr. Der musste einst der Landwirtschaft weichen, die einen großen Stellenwert in Argentinien hat. Deshalb ist der Christbaum aus Plastik und Weihnachten ist es richtig heiß, da dann in Argentinien Hochsommer ist. Ganz anders eben als in Deutschland.
In Hohenmirsberg besucht sie jeden Gottesdienst. „Früher war hier noch jeden Tag ein Gottesdienst, heute nur noch einmal in der Woche“, bedauert Schwester Isabel, die das Grab ihrer Eltern und Brüder und das von Pfarrer Johann Lang besucht. „Ich würde immer wieder Missionarin werden, weil dies mein Glück und meine Berufung ist“, so Schwester Isabel.