Wenn man Nicole Nau beim Tanzen
zuschaut, scheint es, als wäre es ihre natürliche Art sich zu bewegen. Im Vergleich zu den anderen neben ihr auf der Bühne fällt auf: Ihre Beine wirbeln noch schneller, ihre Bewegungen sind noch präziser. In Düsseldorf geboren, nach Argentinien ausgewandert, kehrt sich nun in die alte Heimat zurück. Zusammen mit ihrem Mann Luis Pereyra, mit dem sie nicht nur die Leidenschaft für den Tango teilt.
Die erste Begegnung mit dem argentinischen Tango-Star wird sie nie vergessen. An diesem Abend im Jahr 1988 war sie sich bewusst: Sie hatte gerade Tango in Perfektion gesehen. Was sie noch nicht wusste, war, dass dieser Mann auf der Bühne eines Tages ihr Mann sein würde. Und dass sie dann diejenige sein wird, die er mit seiner atemberaubenden Eleganz über die Tanzfläche führt. Als die Düsseldorferin Luis Pereyra zum ersten Mal sieht, sitzt sie im Theatersaal in München und verliebt sich – in den Tango. Die Liebe zu ihm kam später.
Liebe zum Tanz - Job gekündigt
Das war der Moment, in dem sich die damals 25-Jährige entschloss, nach Buenos Aires zu fliegen, um den richtigen, den argentinischen Tango zu lernen. „Man hat mir oft gesagt, ich sei mutig gewesen. Das war aber kein Mut. Es ist wie ein Samenkorn in mich gesetzt, eine Gabe, eine Berufung“, sagt Nau heute. In ihrem Buch „Tanze Tango mit dem Leben“ schildert sie ihren ungewöhnlichen Lebensweg. Fasziniert vom Tango, gibt die junge Grafik-Designerin Job, Heimat und Familie auf und entwickelt sich zur weltweit gefeierten Tänzerin. In Argentinien hat Nau es bis auf die Briefmarke geschafft. Heute ist sie mit Luis Pereyra verheiratet und tourt mit ihm und einer Kompanie regelmäßig durch Deutschland – am 17. Januar kommt sie auch nach Essen.
Nicole Nau tourt mit ihrem Mann Luis Pereyra und der Kompanie „The Great Dance of Argentina“ durch Deutschland. Am 17. Januar kommt sie mit ihrem Programm „Vida“ (Spanisch: Leben) ins Colosseum.
Weitere Infos: www.the-great-dance-of-argentina.de. Ihr Buch „Tanze Tango mit dem Leben“ ist bei Bastei Lübbe erschienen.
Es liegt in Nicole Naus Natur, es immer noch ein bisschen besser machen zu wollen. Wenn man jeden Abend auf der Bühne steht, wird das aber schwierig. Deshalb kündigte das Tänzerpaar seinen festen Job in Buenos Aires, um sich komplett auf die eigene Show zu konzentrieren. „Wenn man neun bis zehn Auftritte in der Woche hat, ist man künstlerisch nicht wirklich frei. Jetzt sind wir losgelöst von allem“, sagt Nau. Die Tänzerin kündigt eine Show mit Folklore, Tango, Musik und Gesang und einer neuen Kompanie auf „deutlich höherem Niveau“ an. „Tanzen macht mich frei“, sagt Nau.
Tango Argentino hat eine 100-jährige Geschichte
Doch ist es beim Tango nicht so, dass die Frau auf die Impulse des Mannes wartet? „Der Mann führt und die Frau tanzt seine Führung, sie folgt nicht“, betont die Deutsche. Es gehe darum, die Führung zu interpretieren. „Er führt, aber ich entscheide, ob ich es mit Leichtigkeit mache, dramatisch oder witzig.“ Der Mann sei der Dirigent, aber die Frau spiele trotzdem das Instrument noch selber. „Um dahin zu kommen, muss man aber natürlich sehr gut tanzen können“, gibt Nau zu.
Neben dem Tanz ist es auch die Musik, die sie so sehr am Tango fasziniert. „Sie ist unglaublich facettenreich, denn der Tango Argentino hat eine 100-jährige Geschichte.“ Und dann wären da noch die Beine: „Sie arbeiten immer im Beinraum des anderen. Das leidenschaftliche an dem Tanz ist es, diese Räume zu finden.“