Nach Weltmeistertitel: Lahm-Rücktritt: Gibt’s gegen Argentinien schon das …

Der Verband will Lahm beim ersten Länderspiel nach dem WM-Triumph am 3. September in Düsseldorf gegen Finalgegner Argentinien einen rauschenden Abschied bereiten. Niersbach stellte am Rande des Verbandstages des Bayerischen Fußball-Verbandes in Bad Gögging sogar einen 114. Länderspieleinsatz des Kapitäns in Aussicht: "Das muss der Bundestrainer entscheiden." Mit Löw habe er über ein Abschiedsspiel gegen Messi und Co. noch nicht gesprochen.

Lahm habe er am Telefon gesagt: "Wie auch immer, Du musst nach Düsseldorf zum nächsten Spiel kommen", berichtete Niersbach: "Wir sind es Philipp vom DFB schuldig, ihm nach diesen zehn tollen Jahren einen Superabschied zu bereiten." Der Rücktritt von Lahm habe ihn "ein Stück traurig" gemacht, bekannte der DFB-Chef: "Jetzt müssen wir mit der Situation fertig werden."

Mit seinem Entschluss sorgte der Profi des FC Bayern München landauf landab für Aufregung. In Berlin äußerte sich sogar Merkel in einer eigentlich für innen- und außenpolitische Themen vorgesehenen Pressekonferenz. "Ich möchte die Gelegenheit nutzen, ihm meinen großen Respekt auszusprechen für das, was er für die Nationalmannschaft getan hat", sagte sie. Die Regierungschefin hatte mit dem DFB-Team erst am Sonntag in Brasilien gefeiert.

Zehn Jahre in der Nationalmannschaft, 113 Länderspiele, drei Weltmeisterschaften, zwei davon als Kapitän, und als Krönung der Gewinn des wichtigsten Pokals der Welt: "Was für eine Art sich zu verabschieden!", übermittelte FIFA-Präsident Joseph Blatter.

"Mehr geht halt nicht!", unterstrich Ex-Bundestrainer Rudi Völler. Dieser hatte Lahm am 18. Februar 2004 als 20-Jährigen erstmals in die A-Auswahl berufen. Seitdem war der Defensivspezialist in allen Matches gesetzt. Er wurde zu einem der wichtigsten Protagonisten im deutschen Fußball. Sein Treffer zum 1:0 gegen Costa Rica läutete 2006 das WM-Sommermärchen ein, acht Jahre später reckte er in Rio den WM-Pokal in die Höhe und krönte eine ganze Kicker-Generation.

"Es gibt kaum einen besseren Abschied, als als Weltmeister auf dem Höhepunkt einer Karriere Schluss zu machen", sagte Karl-Heinz Rummenigge. Der Vorstandschef des FC Bayern verwies zugleich aber auf eine Vakanz: "Für die Nationalmannschaft wird es aber nicht einfach, Lahm als Spieler, Mensch und Kapitän zu ersetzen."

Als neuer Spielführer könnte sich Lahms bisheriger Stellvertreter und Vereinskollege Bastian Schweinsteiger die Binde schnappen. Lukas Podolski schrieb: "Philipp, es war mir eine Ehre, mit Dir Seite an Seite 10 Jahre beim DFB und 3 Jahre für Bayern München zu fighten, spielen und Erfolge zu feiern." Spaßvogel Thomas Müller stellte klar, dass er und Lahm natürlich Freunde bleiben.

Fakt ist, dass der Weltmeister vorerst keinen Außenverteidiger von Weltformat mehr hat. Damit muss Bundestrainer Löw erst einmal fertig werden - sofern es der Coach nicht sogar Lahm nachmacht und die Auswahl trotz Vertrags bis 2016 verlässt. Er müsse "jetzt erstmal zur Ruhe kommen", sagte Löw der "Bild"-Zeitung.

Sein Musterschüler Lahm hat das Thema DFB-Team abgehakt. In seinem Statement stellte Familienvater Lahm klar, dass seine Entscheidung schon während der vergangenen Saison gereift war. "Ich bin seit drei Tagen im Urlaub und habe hier Ruhe und Zeit, meine Nationalmannschaftskarriere gedanklich abzuschließen", hieß es in seinen wenigen Abschiedssätzen weiter.

Womöglich spürte Lahm das Jahrzehnt in der absoluten Weltspitze auch körperlich. "Beschwerdefrei findet man selten vor bei uns im Sport", sagte er während der WM. Niersbach hätte ihm zumindest noch die EM 2016 zugetraut. Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer meinte: "Nur Philipp kann fühlen, ob seine Entscheidung zu diesem Zeitpunkt die Richtige ist. Sie nötigt mir auf jeden Fall den allergrößten Respekt ab."

Beim FC Bayern hatte Lahm die Zukunft schon vor der WM geregelt. Er verlängerte bis 2018 und betonte, in seiner Laufbahn zu keinem anderem Club mehr wechseln zu wollen. Eines ist auch klar: Auch außerhalb der Nationalmannschaft gibt es noch einiges zu gewinnen für den Trophäensammler Lahm. FIFA-Boss Blatter betonte: "Seine brillante Karriere wird nach seinem DFB-Rücktritt weitergehen!"

 

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