Die Verwunderung war groß, als der Argentinier Jorge Bergoglio am 13. März als neuer Pontifex vom Balkon des Petersdoms grüßte. Den Außenseiter aus Argentinien hatten nur wenige Experten auf dem Zettel als neues Oberhaupt der katholischen Kirche. Doch Jorge Bergoglio überraschte sie alle – damals wie heute.
Gut 100 Tage ist der neue Papst nun im Amt. Er soll die ewigen Machtspiele in der katholischen Kirche beenden und Reformen anstoßen. Doch zu Beginn seiner Amtszeit setzt Franziskus andere Zeichen: Er verzichtet auf den üblichen Protz und Prunk. Was bei vielen gut ankommt, treibt den mächtigen Strippenziehern im Vatikan den Schweiß auf die Stirn.
Franziskus, der Papst zum Anfassen, geht unkonventionelle Wege. Er predigt nicht nur einen bestimmten Lebensstil, er lebt ihn auch vor: Statt im Papstpalast residiert der Pontifex in einem Gästehaus. Mit seinen öffentlichen Auftritten, bei denen er jungen Häftlingen die Füße wäscht und die Menschen nahe an sich ran lässt, hat er das Bild der katholischen Kirche in kurzer Zeit bereits modernisiert.
Jetzt wartet die schwierigste Aufgabe auf ihn: Reformen innerhalb der katholischen Kirche. Dass es Franziskus auch da ernst meint, hat er mit der Einberufung einer Kommission aus acht Kardinälen deutlich gemacht. Sie sollen Vorschläge für Reformen erarbeiten und ihm präsentieren. Franziskus hat den alten Seilschaften im Vatikan damit den Kampf angesagt. Zurzeit wisse er jedoch noch nicht, wie er diese Kräfte bändigen soll - und wie viel Zeit ihm dafür überhaupt bleibt.