Den nimmt er bei der Hand und entführt ihn mit tosender Leichtigkeit und himmlischer Begeisterung nach Südamerika, genauer gesagt nach Chile, später Bolivien und schliesslich nach Argentinien.
Und wer mag, der folgt ihm noch an die Iguazufälle im Dreiländereck Brasilien, Argentinien, Paraguay. Mann und Frau haben die Wahl: Per Powerpoint-Präsentation oder real.
Bei vielen der rund 60 Anwesenden im Historischen Museum Olten, wo Mauerhofer die Seinen am Wochenende zusammengerufen und nach Südamerika entführt hatte, mag Letzteres an erster Stelle gestanden haben.
Dem Mann, der seine Reisebeschreibungen mit Superlativen spickt und schon eingangs erwähnt, Südamerikas Andengebiet eigne sich eher für gesunde Touristen, weil die Route auf Meereshöhen bis rund 4800 Meter führe, was Kreislaufanfälligen weniger gut bekomme – dem lässt sich vertrauen.
Blut in Wallung
Nun, es war – wie gesagt – eine virtuelle Reise, die Mauerhofer machte. Kreislaufschwierigkeiten blieben aus. In Wallung geriet das Blut nur bei Bildern vom Licancabur, dem knapp 6000 m hohen inaktiven Vulkan, der auf der Grenze zwischen Bolivien und Chile liegt, bei vielfarbigen Felsformationen in den argentinischen Anden, im Angesicht von Kakteenwäldern, den fallenden Wassern von Iguazu.
Die Atacamawüste ist keine schöne.» Mauerhofer gibt selbst diese wenig schmeichelhafte Beschreibung noch in charmantem Tonfall ab. Dafür schwärmt er vom 170 000 km2 grossen Altiplano, jener Hochebene, die durchschnittlich 3600 Meter über Meer liegt.
Später gibt er zu verstehen: «Das Repertoire der Natur ist unerschöpflich.» Und er meint damit Farben, Formen, Wolkenformationen, Luftspiegelungen, blubbernde Geysire, quirlige Schmetterlinge, segelnde Geier, flimmernde Salzseen, hübsche Städte (etwa Salta) mit gepflegter Substanz aus der Zeit der «Conquistadores».
Fast heimisch
Mauerhofer belässt es aber nicht mit Naturbildern, als Geograf präsentiert er Schnitte durch den Andenzug, veranschaulicht die Tektonik vor Südamerikas Küste, Bevölkerungsstatistiken, zieht Grössenvergleiche, erklärt klimatische Konditionen und, und, und. Nach einer knappen Stunde fühlt sich auch der biederste Mitteleuropäer fast heimisch im Indioland, wo die indigene weibliche Bevölkerung Röcke mehrfach übereinander und die Hüte scheinbar unpassend auf den Köpfen trägt.
Knapp 12 000 und mehr Kilometer von zu Hause entfernt ist auch eine ausserplanmässig nicht betriebsbereite Bahn, der «Tren a las Nubes» (Zug in die Wolken) nicht weiter schlimm. Höhepunkt der Fahrt wäre die Überquerung des Viaducto La Polvorilla auf 4188 m Höhe.
Das Bauwerk weist eine Spannweite von rund 220 m und eine Höhe von über 60 m auf. Aber Mauerhofer weiss: «Wer im Bus reist, kann die Fahrt jederzeit unterbrechen, wenn die Gegend besonders gefällt.» Südamerika will verstanden sein. Mauerhofer tut das. Und nach anderthalb Stunden sind die Reisenden auch wieder retour.