Münchner Gitarrentrio eröffnet Akkorde-Festival

Ein Gruß aus Argentinien war die Überraschungsmusik des Abends: Beim Auftaktkonzert des Akkorde-Gitarrenfestivals erklang als zweite Zugabe der „Wehrtango“ von Sergio Grazioli. Vor einer Woche erst hatte der Komponist, der 2001 mit seiner Gruppe Argentinien Tango Folk im Storchehus gastierte, dem befreundete Münchner Gitarrentrio die Noten des für drei Gitarren gesetzten Tangos gemailt.

Nicht nur Kulturamtsleiter Reinhard Valenta war da aus dem Häuschen über diesen hübschen kleinen Tango „zu Ehren der Stadt“ mit der spanischen Widmung „A todos los habitantes de Wehr (Alemania)“. Alexander Leidolph, Thomas Etschmann und Mikhail Antropov brachten diese Partitur bei ihrem Wehr-Debüt schön zum Klingen.

Da das Originalrepertoire für die Besetzung mit drei Gitarren begrenzt ist, gab es einige Arrangements über Stilgrenzen hinweg. Aber man merkte doch, dass die Originalkompositionen mehr Qualität haben. Etwa das rhythmisch sehr interessante Stück „Carnaval“ des Kanadiers Patrick Roux, ein Werk mit Samba- und Bossa-Elementen, das die Münchner zu mitreißend lebendigem Spiel animierte. Auch der sehr tänzerisch-jazzige „Baiao de Gude“ des Brasilianers Paulo Bellinati ließ aufhorchen.


Wie groß ihr spieltechnisches Können überhaupt ist, bewiesen die Gitarristen, die sich 2008 zum Trio formierten, am überzeugendsten bei einem Werk ihres Ensemblemitglieds Thomas Etschmann: dem speziell für dieses Trio geschriebenen minimalistischen Stück „Lava“, in dem die Musiker fast über die Grenzen ihres Instruments hinaus gehen, um aus diesem Stück das Optimum an Klanglichkeit und rhythmischen Linien herauszuholen. Die Drei sind bestens aufeinander eingespielt, wie ihre synchrone Gestaltung, das rhythmische Können, die Feinfühligkeit und Geschmeidigkeit ihres Spiels belegen.

Aber auch die Bearbeitungen eines viel gespielten Vivaldi-Concertos oder die Themen und Melodien aus „Carmen“, die schon zu Bizets Zeiten arrangiert wurden und besonders gut zum Gitarrenklang passen (Aragonaise, Habanera, Zigeunertanz), der Blumenwalzer oder klassische Ohrwürmer zum Entspannen wie Faurés Pavane erfreuen ein breiteres Publikum, das dieses erste Schlosskonzert und die Eröffnung des Festivals besuchte.

Die Musik des Klavierkomponisten Isaac Albéniz ist dem spanischen Nationalinstrument und Idiom abgelauscht und wird gerne von den Gitarristen quasi als Rückbesinnung auf die Gitarre gespielt. In den Werken Aragón, Orientale und Sevilla zeigte sich das hohe gitarristische Niveau des Ensembles. Alle Stimmen waren gut zu verfolgen, es wurde transparent gespielt, jeder Ton war hörbar; die klare und prägnante Tongebung nahm für sich ein.

Herausragend erschien Thomas Etschmann mit seiner brillanten Spieltechnik und seinem rund und profund klingenden Instrument mit einem warmen und sprechenden Klang. So konnte das Zupftrio klangschön und kultiviert aus der eng dimensionierten Klangwelt der Gitarre ausbrechen – wenn im ersten Programmteil etwas mehr Temperament auch nicht geschadet hätte.

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