Smtliche Sinne weckten das literarische Konzert und der Tanz bei "Tango-Variationen". Prsentiert von der Lokalen Agenda 21, entfhrten die hervorragenden Akteure das Publikum nach Argentinien.
Foto: Sabine Ackermann
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Denise Lorz und Boris Boijc brachten mit ihren "Tango-Variationen" Leidenschaft ins Uhinger Uditorium.
"Tango - was ist das? Musik, ein Lied, ein Tanz? Empfindsam, melancholisch, erotisch und leidenschaftlich zugleich. Die Suche nach krperlicher Nhe, die Verbindung von Hingabe und Sehnsucht?" - Die Einleitung von Roswitha Hermann machte neugierig wie genaugenommen der ganze Abend in Uhingen. Tango-Variationen ist eine auergewhnliche Verabredung versierter Knstler und Akteure, die Tanz und Musik im Allgemeinen sowie Tango-Legende Astor Piazzolla im Besonderen in den Fokus im Uditorium stellten.
Jasmin Kolberg auf ihrem Marimbaphon und Akkordeonist Ulrich Schlumberger machten die musikalische Hommage an den berhmten Schpfer des "Tango Nuevo" auf einzigartige Weise hrbar. Harmonisch im Zusammenspiel, gaben sich beide gengend Raum und Zeit, jeweils ihre Seele als unsichtbares Instrument mitklingen zu lassen. Professionell lieen sie das Publikum bei Astor Piazzollas "Ave Maria", aus seiner Tango-Suite Andante und Allegro sowie sein vielleicht prgendstes Stck Libertango vergessen, dass sie im Grunde gar kein Duo sind und kaum gemeinsam geprobt haben. Auch bei Claude Debussys "La belle au bois dormant"gleitet Kolberg virtuos und scheinbar schwerelos mit ihren vier Schlgeln bers Holz. Begeistert mit facettenreichem Spiel, ob krftig-fordernd oder leise-verhalten - Kolberg berhrt die Zuschauer, entfhrt sie in eine vollkommen andere Klangwelt. Wunderbar passend dazu die przisen warmen Tne von Ulrich Schlumbergers Akkordeon, der sich als Begleiter mitunter dezent zurckhlt.
Neben den typischen Melodien, hatte der Abend zudem jede Menge Wissenswertes zu bieten. Und da kam Roswitha Heinemann ins Spiel. ber Monate hinweg recherchierte die Agenda-Mitarbeiterin, wlzte unzhlige Fachbcher, um den interessierten Zuschauern die Quintessenz des Tangos nahezubringen. Mit Leidenschaft und Knnen "tanzte" sie kurzwellig durch die Jahrzehnte, nannte Stilrichtungen des Tangos, erzhlte ber seine Wiege und die Frhzeit auf heimischen Parkett oder beschrieb schillernde Figuren wie Compadres (Mann, Macho) und Miloguitas (Frauen).
Spannend sowie unterhaltsam war auch Astor Piazzollas lange Reise. Zunchst freute er sich noch ber sein Stipendium am Pariser Konservatorium, um dann 1955 seine eigenes Ensembles in Buenos Aires zu grnden. Er arbeitete wie ein Besessener, konnte 1992 am Ende seines Lebens auf 300 Tangos und rund 50 Film-Soundtracks zurckblicken.
Tango - voller Energie, Sinnlichkeit und Lebenslust - Attribute, die sich Denise Lorz und Boris Boijc auf die argentinische Fahne schrieben. Denise Lorz ansonsten im Ballett zu Hause, wusste mit ihrem Tanzpartner auch beim Tango zu berzeugen. Ob der von Ulrich Schlumberger musikalisch begleitete Solotanz der Milonguita "La Cumparsita" (Matos Rodriguez), La misma pena, ein klassischer Tango oder Libertango, wunderschne Hingucker, die den auergewhnlichen Abend komplettierten.
Viel Liebe und Herzblut wurde in die Veranstaltung gesetzt. Fr den perfekten Klang wurden extra zwei Einzel-Bhnen vor der Glasfront im Foyer errichtet, ein ganz besonderer Blickwinkel fr das Publikum. "Sehr gelungen, alles hat wunderbar zusammen gepasst", lobte Ruth Mestel aus Uhingen und gemessen am Beifall sahen es rund 250 Zuschauer ebenso.