Seit dreieinhalb Jahren studiert Brian Gonzalez Chinesisch an der Zweiten Fremdsprachenhochschule Beijing. Seine eigentliche Heimat ist Argentinien. Doch Brian habe ein zweites Herz in seiner Brust schlagen, ein „China-Herz", sagen seine Studienkollegen. Denn rasant fühlte sich Brian in die chinesische Kultur und Sprache ein. Sein Interesse gilt vor allem der Kalligrafie und chinesischen Malerei. Brian sagt:
„Der argentinische Winter ist ähnlich kalt wie der in Beijing. Doch in China ist er noch trockener. Ich trinke jetzt oft warmes Wasser. In Argentinien nimmt man ganzjährig kaltes Wasser zu sich. Es ist sehr gut, im Winter warmes Wasser zu trinken, um der Trockenheit und der Kälte zu begegnen."
Mit 15 Jahren weckte einer von Brians Lehrern sein Interesse für China. Seitdem hat ihn das Land nie wieder losgelassen. Er erzählt,
„Ich war damals noch in der Oberschule. Eines Tages sprach der Lehrer über die Familienpolitik, die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Geschichte Chinas. Ich war sofort Feuer und Flamme. Danach beschloss ich, mit dem Chinesisch Lernen anzufangen."
Nach fünf Monaten Pauken nahm Brian an dem Chinesisch-Wettbewerb „Hanyu Qiao - Chinese Bridge" in Argentinien teil. Unerwartet gewann er den zweiten Preis und erhielt ein einjähriges Stipendium von der chinesischen Botschaft in Argentinien.
Schon vor seiner Abreise nach China, machte er sich mit den Gepflogenheiten und der chinesischen Kultur vertraut. Dies half ihm später vor Ort sehr. Heute engagiert er sich im interkulturellen Austausch, wie er erzählt:
„Ich wohne auf dem Campus. Deshalb brauche ich zu Fuß nur fünf Minuten vom Wohn- bis zum Klassenzimmer. Das ist sehr günstig. Hier im Studium muss man viel auswendig lernen. Ich mag auswendig lernen eigentlich nicht so sehr, ich denke lieber nach. Zurzeit bin ich Leiter des Ausschusses für ausländische Studenten an der Hochschule. Wir haben bereits viele Veranstaltungen organisiert, wie ein Internationales Kulturfest, eine Neujahrsveranstaltung und ein Sportfest."
Anfangs fiel es Brian sehr schwer, scharf zu essen. Doch mittlerweile ist der Feuertopf, besonders der scharfe Feuertopf, zu seinem Lieblingsessen geworden. Die Stadt wächst ihm jeden Tag mehr ans Herz.
„Die Hutongs, die alten Gassen, zählen zu den architektonischen Wahrzeichen des alten Beijings. Die Nanluoguxiang war mein erster Hutong, den ich besuchte. Ich fand diesen Hutong wenig interessant, weil dieser sehr touristisch ist. Einige typische Hutongs in den Bezirken Dongcheng und Xicheng interessieren mich jedoch sehr. Dazu gehe ich gerne in den Jingshan-Park. Dort hat man einen tollen Blick auf den Kaiserpalast und die ganze Stadt. Dort ist es sehr schön und ruhig."
Heute tauschen viele in Beijing studierende Ausländer ihr Fach. Etliche wechseln von Sprachfakultäten zu Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen oder technischen Fachrichtungen. Auch Brian sieht diesen Weg für sich. In den vergangenen Jahren konnte er beobachten, wie sich die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen China und lateinamerikanischen Staaten wie Argentinien verstärkt hat. Seine nahen Zukunftspläne sehen deshalb wie folgt aus:
„Ich will an der Zweiten Fremdsprachenhochschule Beijing meinen Magister machen und im Anschluss mein Studium an der Fakultät für Internationalen Handel fortsetzen. Zurzeit lerne ich oft gemeinsam mit ausländischen Kommilitonen. In Zukunft werde ich dann mit chinesischen Mitstudenten zusammen pauken."