Mit einfachen Mitteln viel verbessern

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Gesellschaft

Wildberg | vor 3 Std  

Adelma und Bruno Wenger engagieren sich seit

Jahren für eine Behindertenwerkstatt in Argentinien. Um dafür Geld zu generieren, hat das Paar aus Wildberg auf kommenden Freitag ein Benefizkonzert in Pfäffikon organisiert.

  • Bruno Wenger und seine Frau Adelma haben in der Behindertenwerkstatt in einem Vorort von Buenos Aires auch schon selbst Hand angelegt. (Silvano Pedrett)

«Er war gerührt und hatte Tränen in den Augen», erzählt Adelma Wenger über ihren Mann Bruno. Die Begegnung vor einem Jahr mit den Behin­derten der Tageswerkstatt in Almirante Brown, einer ärmlichen Vorstadt von Buenos Aires, sollte bei ihm nachhaltige Spuren hinterlassen. «Der Anblick hat mir wehgetan. Alles war so unsäglich armselig und abgenutzt. Dabei könnte man mit einfachen Mitteln viel verbessern», sagt der 69-Jährige.

Schon drei Jahre zuvor war Bruno Wenger mit der 1997 gegründeten Werkstatt erstmals in Berührung gekommen. Das Wiedersehen wurde für ihn aber zu einem schockierenden Erlebnis, denn «in diesen drei Jahren hat sich nichts verbessert». Vor allem die Küche habe grauenhaft ausgesehen. Kurzerhand brachen Adelma und Bruno Wenger ihre Ferien ab, blieben die ­restlichen zwei Wochen vor Ort und nahmen Hammer, Spitzeisen und Maurerkelle selbst in die Hand. «Mit einem einheimischen Maurer und den Behinderten zusammen haben wir die Küche renoviert, Platten und Putz abgespitzt, neue Arbeitsflächen erstellt und alles mit Platten ausgelegt», erzählt Wenger.

Eine andere Mentalität

Die Geschichte von Wengers Engagement in Argentinien beginnt schon im Jahr 1969. Als Mittzwanziger befand er sich auf einer mehrjährigen Weltreise und lernte in Buenos Aires Adelma kennen. Zwei Jahre später heirateten die beiden und zogen in die Schweiz – in Argentinien wollten sie nicht bleiben. «Er konnte mit der Arbeitsmentalität nicht umgehen. Er arbeitet sehr genau und ehrlich, das war aber dazumal in Argentinien nicht möglich», erzählt die 61-jährige Südamerikanerin. Als Bauzeichner fasste Bruno Wenger in der Schweiz Fuss. Mehrere Jahrzehnte lang war er als Bauführer tätig, während seine Frau als Laborantin und Spanischlehrerin ar­bei­te­te.

Den Kontakt zu Freunden und Verwandten in Argentinien haben die beiden nie verloren; regelmässig fliegen sie zurück, um sie zu besuchen. Eine intensive Beziehung pflegen sie zu Adelmas Cousine Miriam Wilson. Sie hat die Werkstatt ins Leben gerufen und bietet 42 körperlich oder geistig behinderten Erwachsenen eine Tagesstruktur. Hier bekommen sie zu essen und können kleine Arbeiten erledigen. Die Werkstatt wird getragen von der Asociación Comunitária para el Discapa­citado und ist staatlich anerkannt. Trotzdem: «Ob die In­sti­tu­tion über­leben kann, ist eine Glücksfrage. Der Staat ist unzuverlässig. Nie weiss man, ob er zahlt oder nicht», erzählt Wenger. Die Unterstützung ist minimal: Alle zwei Monate – meist mit Verspätung – bekommt Wilson umgerechnet rund 2500 Franken. 

Alle anerkannten Behinderten erhalten davon einen Lohn. Der Rest wird für Lebensmittel, Gas, Strom, Versicherungen und eine Teilzeitangestellte aufgewendet. Was übrig bleibt, ist der Lohn der Leiterin. Die Behinderten nagen deswegen «nicht ­gerade am Hungertuch», wie Wenger sagt, doch Abstriche müssten überall gemacht werden – beispielsweise beim Essen. Seit der Gründung unterstützt Adelma Wenger die Behinderten mit Kleidern, Spielwaren oder Plüschtieren, die sie in der Verwandtschaft sammelt und die in einem Topzustand sind. Diese Hilfe sei für die Behinderten enorm wichtig. «Sie spüren, dass ihrem Leben eine gewisse Würde zurückge­geben wird und dass Leute an ihrem Schicksal teilhaben.»

Konzert für Invaliden-WC

Weil nicht nur die Küche renovierungsbedürftig war, sammeln Wengers nun seit einem Jahr Geld. «Das WC muss dringend saniert und für Behinderte benutzbar gemacht werden», erklärt der Wildberger. Daneben müsse das Dach isoliert und ein kleiner Lagerschopf errichtet werden. «Bleibt noch Geld übrig, gibt es noch viele Kleinigkeiten zu verbessern.» Bis jetzt kamen 2700 Franken zusammen. Im April wollen die beiden für rund fünf Wochen nach ­Argentinien fliegen. Wichtig ist Bruno Wenger vor allem etwas: «Das gesamte Geld fliesst eins zu eins in die Werkstatt.» Helfen soll nun ein Benefizkonzert. Peter Wiedemeier, ein guter Bekannter der Wengers, reist mit seiner Dixie-Jazzband aus dem Berner Oberland an. «Wir offerieren in der Konzertpause allen kostenlos Empanadas, Bier und argentinischen Wein.»

Benefizkonzert, Die Red Point Jazz Band spielt am Freitag, 7. März, im Kirchgemeindehaus ­Pfäffikon um 20 Uhr. Eintritt frei.

Manuel Nägeli

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