Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Argentinien indirekt die Abschottung der eigenen Wirtschaft gegen Konkurrenz aus dem Ausland vorgeworfen. Als ein "Sorgenkind" bezeichnete sie zudem am Rande des Gipfels der EU mit der Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten (Celac) den südamerikanischen Wirtschaftsverbund Mercosur, dessen wichtigstes Mitglied Brasilien ist.
Unter Hinweis, dass sie sich mit Argentiniens Präsidentin Cristina de Kirchner treffen werde, sagte Merkel am Sonntag in Santiago de Chile: "Wir machen uns große Sorgen über bestimmte protektionistische Tendenzen in einigen Ländern." Sie sagte weiter: "Wir teilen natürlich auch bestimmte politische Vorstellungen nicht, aber die, die auf Freihandel setzen, sind in der Überzahl."
Zu den stockenden Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit dem Mercosur-Verbund sagte Merkel: "Ein Sorgenkind in unseren Beziehungen ist, dass wir mit dem Freihandelsabkommen mit Mercosur noch nicht so richtig weiterkommen. Wir verhandeln jetzt schon 13 Jahre." Europa lege großen Wert auf eine Lösung. Das habe sie Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff dargelegt. Diese hatte zuvor gesagt: "Das Abkommen wäre sehr wichtig für beide Regionen."
Kirchner erklärte auf dem Gipfel, es müsse ein neuer Ausgangspunkt für die Mercosur-Verhandlungen gesetzt werden. Die Voraussetzungen der zuletzt 2004 vorgelegten Gesprächsgrundlage seien nicht mehr aktuell. Die argentinische Staatschefin kündigte an, die Mercosur-Staaten könnten für Ende 2013 einen neuen Verhandlungsvorschlag ausarbeiten.
Auch die Eurokrise bestimmte zu weiten Teilen den Gipfel. "Hier haben alle das sehr große Interesse, dass wir die Eurokrise überwinden", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor Abschluss des Treffens in Santiago de Chile. "Unser aller Entwicklung hängt unglaublich voneinander ab." Es gehe um Wettbewerbsfähigkeit und Haushaltsdefizite. "Dass Allerwichtigste hier für Länder ist, dass sie den Eindruck haben, dass wir als Euroraum die Krise gemeinsam überwinden und nicht einzelne Länder hängenlassen." Es gebe großes Interesse an der kritischen Haltung Großbritanniens. Merkel betonte, Premierminister David Cameron – er war nicht zum Gipfel gekommen – spreche Punkte an, die alle in der EU beträfen.