MedTech-Boom erwartet

Argentinien

In Südamerika tun sich für deutsche Medizintechnikanbieter große Chancen auf - zum Beispiel in Argentinien. Vor allem der große Zuspruch bei den privaten Krankenversicherungen im Land sorge für ein Aufrüsten der medizinischen Einrichtungen, prognostizieren Wirtschaftsexperten.

Von Matthias Wallenfels

Buenos Aires: Mit kräftigen Lohnerhöhungen steigt auch die Nachfrage nach privaten Krankenversicherungen in Argentinien.

© imagebroker/imago

NEU-ISENBURG. Röntgenapparate, ophthalmologische und zahnmedizinische Instrumente, Orthopädietechnik, Prothesen sowie Spritzen, Nadeln, Katheter oder Kanülen - Argentiniens Nachfrage nach Medizintechnik - unter anderem aus Deutschland - könnte unter der Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner nächstes Jahr einen Aufwind erleben.

Denn im Wahljahr 2013 mit Teilwahlen zum Parlament im Oktober könnte vom öffentlichen Sektor ein zumindest moderater Nachfrageschub ausgehen, wie die deutsche Außenhandelsagentur Germany Trade Invest (gtai) prognostiziert.

Derzeit seien die öffentlichen Kassen nach Jahren hohen Ausgabenwachstums zwar weitgehend geleert, während Kredite auch zehn Jahre nach dem Staatsbankrott immer noch kaum verfügbar seien. 2012 verlaufe das Ausrüstungsgeschäft mit den öffentlichen Gesundheitseinrichtungen entsprechend flau.

Vor allem die Provinzen könnten ohne Zuschüsse der Zentralregierung kaum neue Projekte in Angriff nehmen.

Die Regierung in Buenos Aires greife dagegen in zunehmendem Maße auf die Notenpresse der Zentralbank zurück, um Ausgaben zu finanzieren, so gtai.

Medizintechnik: Nachfrage wird steigen

2013 dürften angesichts einer erwarteten Konjunkturbelebung bei Wachstumsprognosen des Bruttoinlandsproduktes von zwei bis fünf Prozent die Steuereinnahmen wieder kräftiger sprudeln. Zudem fielen 2013 geringere Fremdwährungszahlungen auf die Staatsschulden an.

Somit könne die Regierung möglicherweise einen größeren Teil ihrer Einnahmen in öffentliche Investitionen lenken. Mittelfristig erscheine bei Medizintechnik ein jährliches Marktwachstum um fünf bis zehn Prozent möglich.

Ab 2013 sei eine moderate Zunahme der Nachfrage im medizintechnischen Bereich zu erwarten. Rasant steigende Kosten förderten unterdessen einen Konzentrationsprozess im argentinischen Gesundheitssektor und zwängen zu Investitionen in die Modernisierung, so die Analyse der gati.

Deutsche Unternehmen hielten mit einem Anteil von 11,3 Prozent an einem Jahresimportwert von rund 540 Millionen US-Dollar (circa 420 Millionen Euro) eine starke Marktposition.

Der argentinische Markt für Medizintechnik ist laut gtai in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Die Importe, die etwa zwei Drittel der Inlandsnachfrage abdeckten, seien in den vergangenen neun Jahren im Durchschnitt um 22 Prozent jährlich gestiegen. 2011 habe sich der Einfuhrwert sogar um fast 30 Prozent erhöht.

Rund 55 Prozent der Ausgaben für Medizintechnik würden vom öffentlichen Sektor - Bundesstaat, Provinzen und Gemeinden - finanziert. Rechne man das Rentnersozialwerk Pami dazu, steige der Anteil auf 63 Prozent.

Die von den Gewerkschaften verwalteten Sozialkassen (Obras Sociales) brächten 28 Prozent der Kosten auf. Die restlichen neun Prozent entfielen auf den Privatsektor.

Eine kräftige reale Aufwertung der argentinischen Währung stützt laut gtai die Importnachfrage nach Medizintechnik. Da die Inflationsrate seit Jahren deutlich über dem Tempo der nominalen Abwertung des argentinischen Peso gegenüber dem US-Dollar oder dem Euro liege, steige die Kaufkraft für Importe von Jahr zu Jahr.

Die Gesundheitsunternehmen, deren Einnahmen auf Fremdwährungsbasis stark gewachsen seien, nutzten diese Entwicklung, um sich mit moderner Importtechnologie auszurüsten.

Private Krankenkassen haben 4,5 Millionen Mitglieder

Bedarf an besonders hochwertigen Ausrüstungen hätten die privaten Gesundheitseinrichtungen, die vor allem die besser verdienenden Argentinier versorgen.

Etwa 150 Unternehmen bedienten mit den rund 4,5 Millionen Mitgliedern der privaten Krankenkassen (Medicinas Prepagas) das wohlhabendste Zehntel der Gesamtbevölkerung, so die gtai.

Die sechs größten privaten Krankenkassen - OSDE, Swiss Medical, Galeno, Medicus, Omint und Medifé - vereinten 75 Prozent der Mitglieder auf sich und tätigten 80 Prozent des Gesamtumsatzes dieses Marktsegments.

Aufgrund eines überproportional hohen Lohnwachstums in den niedrigeren Lohn- und Gehaltsklassen in den vergangenen Jahren wachse die Zahl der Argentinier, die sich eine private Gesundheitsversorgung leisten können.

Auch durch Kooperationsabkommen mit den von den Gewerkschaften verwalteten Sozialkassen mit ihren 19 Millionen Mitgliedern hätten die privaten Gesundheitsanbieter ihren Kundenkreis erweitert und eine bessere Auslastung ihrer Infrastruktur erreichen können.

Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte (in 1000 US-Dollar)

Die größten privaten Gesundheitsunternehmen

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