Endlich! Am fünften Turniertag greift Deutschland ins Geschehen ein. Die Mannschaft zählt für mich zu den Favoriten – gemeinsam mit Brasilien und Argentinien. Gegenüber den beiden südamerikanischen Teams haben die Deutschen natürlich den scheinbaren Nachteil, dass sie mit dem Klima nicht so vertraut sind. Ich glaube aber, dass sich dies nicht auf die Turnierleistung insgesamt auswirkt. Das DFB-Team war rechtzeitig angereist, so dass sich die Spieler ein paar Tage lang an die Bedingungen gewöhnen konnten. Und ich bin sicher, dass das gut geklappt hat.
Paulo Rink
BILD: Imago
Anstoß
Paulo Rink spielte jahrelang in der Bundesliga. Der gebürtige Brasilianer erhielt 1998 auch die deutsche Staatsbürgerschaft und bestritt 13 Länderspiele für Deutschland. Hier beschreibt der 41-Jährige exklusiv seine Eindrücke von der Fußball-WM.
Ich höre, dass in Deutschland diskutiert wird, wie die Nationalelf in der Offensive spielen soll. In Miroslav Klose gibt es ja nur einen echten Stürmer im Kader. Ich glaube, dass Bundestrainer Joachim Löw sowohl im ersten Spiel gegen Portugal als auch im weiteren Turnierverlauf voll auf Klose setzen kann. Gut, er ist 36 Jahre alt und war in den vergangenen Monaten häufig verletzt. Klose ist aber ein so erfahrener und professioneller Spieler, dass er seine Leistung auf den Punkt bringen kann. Zudem wird Klose eine Extra-Motivation verspüren, schließlich kann er bei diesem Turnier ja WM-Rekordschütze werden. Sollte Löw sich für ein anderes System entscheiden, macht das die Deutschen nicht schwächer. Mit mehreren offensiven Mittelfeldspielern wäre das Team möglicherweise sogar noch schwerer auszurechnen.
Hier in Brasilien gehen natürlich alle fest davon aus, dass die Selecao in diesem Jahr den sechsten WM-Titel gewinnt. An etwas anderes mag kaum jemand denken. Wenn ich dies nun aber trotzdem tue, fällt mir sogleich wieder die deutsche Mannschaft ein. Denn sollte Brasilien wirklich nicht Weltmeister werden, dann könnten sich die meisten Brasilianer wohl am besten mit einem Titelträger Deutschland arrangieren. Dass der Nachbar Argentinien hier in Brasilien den Titel holt – nein, daran mag wirklich überhaupt niemand denken. Zu groß ist die Rivalität mit dem Nachbarn aus dem Süden.