Liberalisierter Devisenmarkt – Was die Freigabe des Peso für Argentinien bedeutet

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  • Argentiniens neuet Präsident Mauricio Macri hat nach vier Jahren die Kapitalkontrollen im Land aufgehoben.
  • Dadurch sollen Investoren angelockt und die kriselnde Wirtschaft wieder angetrieben werden.

Geboren 1978 in Karlsruhe. Studium in Berlin und Sevilla. Volontariat bei der Berliner Zeitung, ab 2008 stellvertretender Ressortleiter Sport bei der Berliner Zeitung. Von 2010 bis 2014 Mitarbeiter der Sportredaktion der Süddeutschen Zeitung. Seit 2015 Lateinamerika-Korrespondent mit Sitz in Rio de Janeiro.

Mauricio Macri, der neue Präsident Argentiniens, hat sein zentrales Wahlversprechen nicht komplett gebrochen, aber er hat es auch nicht ganz eingehalten. Gleich am ersten Tag nach seiner Amtsübernahme werde er die seit vier Jahren geltenden Kapitalkontrollen (die Argentinier sagen "Cepo") aufheben, das hatte Macri immer wieder angekündigt. Zur großen Freude seiner Anhänger. Es sind dann allerdings sechs Tage Macri-Ära ohne eine Freigabe des Devisenhandels verstrichen. Am siebten Tag war es dann endlich soweit. Der neue Finanzminister Prat-Gay kündigte am Mittwoch an: "Wer importieren will, kann es tun und wer Dollar kaufen will, wird in der Lage sein, sie zu kaufen."

Es bleibt, trotz kleiner Verzögerung, ein Auftakt, der Symbolcharakter hat. Macris Vorgängerin Cristina Fernández de Kirchner hatte ihre zweite Amtszeit 2011 mit der feierlichen Einführung des Cepo begonnen. Der Zugang zu Devisen wurde streng rationiert. Argentinier durften nur unter Auflagen US-Dollar kaufen, die Obergrenze lag bei 2000 pro Monat. Kirchner wollte damit Steuerhinterziehung und Kapitalflucht verhindert, um die abschmelzenden Reserven der argentinischen Zentralbank zu schützen. Geklappt hat das nicht. Die Devisenreserven sanken zuletzt auf unter 25 Milliarden Dollar, das ist der niedrigste Stand seit fast zehn Jahren.

Die Dollar-Nachfrage blieb trotz Kapitalkontrollen ungebrochen

Kirchners Kapitalkontrollen beschränkten zwar das Angebot, nicht aber die Nachfrage nach Dollars. Unter den von allerlei Krisen und Hyperinflationen geplagten Argentiniern hat die künstliche Verknappung eher zu einer Verherrlichung der harten Währung geführt. Zehn-Dollar-Noten waren in den vergangenen Jahren kein unübliches Geburtstagsgeschenk an Kinder und Enkelchen. Darüber hinaus entstand ein florierender Schwarzmarkt. Im Zentrum von Buenos Aires bildete sich ein Netz von illegalen und halblegalen Wechselstuben, den "Cuevas" (Höhlen). Dort wird der sogenannte "Dollar Blue" zwischen 14 und 15 Peso gehandelt. Der Wechselkurs des offiziellen und extrem schwer zugänglichen Dollar notierte zuletzt bei 9,8 Peso.


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Die Liberalisierung des Devisenmarktes führt zu einer drastischen Abwertung des Peso. Das hat die Regierung einkalkuliert, Investoren sollen angelockt und die kriselnde Wirtschaft wieder angetrieben werden. Das unübersichtliche Regelwerk für Währungsgeschäfte hatte zuletzt vor allem das Wachstum der von Rohstoffexporten abhängigen argentinischen Volkswirtschaft ausgebremst. Für die unternehmerische Mittel- und Oberschicht ist Macris Kurswechsel deshalb eine lange erwartete Glücksnachricht.

Künftig sind zwei Millionen Dollar pro Person erlaubt

Privatpersonen dürfen künftig bis zu zwei Millionen Dollar pro Monat erwerben, das sollte in den meisten Fällen ausreichen, um die Sehnsucht zu befriedigen. Für Unternehmen sind die Beschränkungen komplett aufgehoben. Finanzminister Prat-Gay wollte zunächst keine Prognosen zum künftigen Peso-Kurs abgeben. Als am Donnerstagsmorgen (Ortszeit) der freie Handel begann, eröffnete der Dollar zunächst bei 15 Pesos. Das entsprach den Erwartungen zahlreicher Ökonomen, wonach er sich der offizielle Kurs in etwa auf Schwarzmarkt-Niveau einpendeln dürfte, also gut 50 Prozent schwächer als bisher. Sollte sich der Trend bestätigen, würde damit ein deutlicher Anstieg der Lebenshaltung einhergehen. Das Land hat aber schon jetzt mit etwa 24 Prozent jährlich eine der höchsten Inflationsraten der Welt.

Die Regierung Kirchner hatte versucht, das mit populären, aber teuren Sozialausgaben auszugleichen. Auch hier wird Marci wohl den Kurs ändern. Der ärmere Teil der Bevölkerung fürchtet sich deshalb nicht von ungefähr vor dem Ende des Cepo. Es würde nicht überraschen, wenn es bald zu sozialen Unruhen kommt. "Ruhig bleiben", sagte Prat-Gay deshalb, falls der Kursverfall zu drastisch ausfallen werde, behalte sich die Zentralbank vor, "mit den nötigen Instrumenten" einzugreifen.

Um eingriffsbereit zu sein, hat sich die Regierung Anfang der Woche Zusagen für frische Devisen gesichert. Internationale Investoren wollen die Zentralbank in den kommenden Monaten mit sieben Milliarden Dollar stützen. Gleichzeitig verkündigte Macri die Aufhebung der meisten Exportsteuern. Argentiniens Agrarindustrie sagte daraufhin zu, ihre überfüllten Getreidespeicher zu leeren und die Dollarerlöse zur Zentralbank zu tragen.


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