Die Darsteller fühlten sich auf, aber auch hinter der Bühne sehr wohl.
(BILD: Evelyn Jochade)
Purzien.
Einen Platz zu finden, war am Samstagabend im Purziener Bürgerzentrum fast so wertvoll, wie ein Sechser im Lotto. Doch die Organisatoren vom Freizeit- und Sportverein (FSV) Purzien verstanden es, immer noch ein Eckchen für zusätzliche Gäste aufzutun. Was könnte es schöneres für Künstler geben, als ein voller Saal? Doch die Laienspielschar von der Kolpingsfamilie Kaunitz aus Verl bei Bielefeld hat nicht nur in Purzien einen großartigen Ruf. Jedes Jahr pilgern auch unzählige Auswärtige in das Dorf, „um“, wie es Spielleiter Hans-Werner Eikelmann ausdrückte „mal wieder von Herzen lachen zu können.“
Helfer im Hintergrund
Dass das so ist, dafür haben die Mitglieder der Spielschar schon ein Jahr vorher Stücke gesichtet und ausgewählt. Nicht jede Komödie würde zu der Spielschar, die auf 30 Mitglieder zurückgreifen kann, passen. Und nicht alle stehen auf der Bühne. Mindestens genauso wichtig sind die „Unsichtbaren“. Am Sonnabend beispielsweise Souffleuse Hildegard Erichlandwehr und die für die Maske zuständigen Kathrin Fiekens und Karin Pohl. Dabei konnten die Kaunitzer sich wieder einmal auf die Unterstützung des gesamten Annaburger Ortsteils verlassen. Hatte doch das „Team Bühnenbau Purzien“ wieder ein ansprechendes Bühnenbild hingezaubert und an der Versorgung der Spielschar in den Aufführungspausen gab es ebenfalls nichts zu deuteln.
Wie Konrad in eine junge Frau umgestylt wurde und welche Rolle dabei Papierschnipsel spielten, lesen Sie auf der nächsten Seite.
Wird seine Hochstapelei auffliegen? Sachbearbeiter Daniel Fink (Ulrich Bokel) bittet die gewiefte Sekretärin Angelika Hofmann (Stefanie Kläsener) um Hilfe (li.).
(BILD: Evelyn Jochade)
Bunte Verwechslungsgeschichte
Die Schauspieler gaben wirklich wieder alles, um die Komödie von Rudolf Jisa und Alfred Mayr zu einem Erfolg werden zu lassen. Die Geschichte beginnt vor etwa 20 Jahren , als der kleine Angestellte Daniel Fink mit seinem Chef auf der Dienstreise in Argentinien sind und Daniel dort, um bei einer rassigen Schönheit zu landen, sich als Chef ausgibt. Die Kurzbeziehung bleibt nicht ohne Folgen und der Sachbearbeiter unterstützt Mutter und Tochter Manuela im Rahmen seiner Möglichkeiten. Da diese nicht allzu üppig sein können, erfindet er noch eine eigene Familie nebst Tochter Bernadette hinzu. Den Chef mimt er allerdings gegenüber den Argentiniern weiter.
Tochter steht vor der Tür
Als nun durch den Tod der Mutter Manuela nach Deutschland kommt, muss ihr Vater bei seinen Kollegen Farbe bekennen und sie um Hilfe bitten. Gemeinsam wollen sie den Schein aufrecht erhalten. Sogar der Sohn der eigentlichen Firmeninhaber ist mit im Bunde, denn glücklicherweise sind seine Eltern gerade auf Dienstreise. Da nun alle in der Firma in neue Rollen schlüpfen müssen, wird aus ihm die Tochter Bernadette und aus der Putzfrau die Gattin des vermeintlichen Firmenchefs. Nach etlichen Verwicklungen löst sich die ganze Problematik glücklicherweise in Wohlgefallen auf und es gibt mit Manuela und Konrad sogar ein echtes Liebespaar. Da nicht Daniel Fink sondern der Firmenchef Rupert Graf höchst selbst Vater von Manuela ist, wird es für die junge Liebe zwar noch einmal kritisch, doch Gerti Graf beichtet nun ihrem Mann, dass Konrad das Ergebnis einer kurzen Liaison mit Chauffeur Franz ist.
Thomas Kläsener spielte Konrad, der als Daniels angebliche Tochter Bernadette das Publikum köstlich amüsierte
(BILD: Evelyn Jochade)
Mit der Auswahl gerade dieses Stückes hatten die Kaunitzer genau den Geschmack ihres Purziener Publikums getroffen, das mit Applaus auf offener Szene reagierte. Besonders Mitzi die Putzfrau (Martina Höwelkröger), die sich in Windeseile in die Chefin verwandeln und selbst ihr Plattdütsch ablegen musste, ließ mit ihrem komödiantischem Spiel Lach-Tränen fließen. Nicht anders, als Konrad in eine junge Frau umgestylt wurde. Da mussten schon mal die mit Papierschnipseln gefüllten Socken von Daniel Fink als Busen herhalten... (mz)