BMW muss mit Reis, Porsche mit Rotwein handeln, um im lateinamerikanischen Land verkaufen zu dürfen
Argentinien ist ein Land, dem es nie an wirkungsmächtigen Politikern gefehlt hat. So auch die amtierende Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner. Sie erlaubt es ausländischen Herstellern von Autos, Handys oder Luxusprodukten nur dann ihre Erzeugnisse abzusetzen, wenn sie entweder im Inland erzeugen oder argentinische Erzeugnisse im gleichen Ausmaß kaufen. Vor allem die Autobauer stellt das vor große Herausforderungen. BMW führt nun Leder und Reis aus, Subaru exportiert Geflügel, Hyundai Soja und der vor Ort ansässige Porsche-Händler versorgt das Ausland mit dem Wein seines Familienweinguts.
Fertigen in Feuerland
Wenn die Präsidentin die Konsumwünsche ihrer Landsleute mit der Leistungskraft ihrer Industrie und Banken vergleicht, schrillen die Alarmglocken. Dass Devisen ins Land kommen und High-Tech im Land selbst produziert will, das will Kirchner nun mit der Brechstange erreichen. Viele Hersteller lassen sich auf dieses Spiel ein. In Feuerland, an der Südspitze des Landes und damit auch des gesamten Kontinentes, lassen etwa HP, Lenovo, der Blackberry-Hersteller RIM oder Samsung ihre Notebookes und Smartphones in Lizenz fertigen, berichtet die Süddeutsche Zeitung.
Die oben erwähnten Autobauer variieren dieses Spiel ein wenig. Sie fertigen (noch) nicht vor Ort, versuchen aber die von ihnen gekauften Güter bestmöglich zu verwenden. Die BMW Group verschifft Leder in großen Mengen nach Europa oder in die USA, um ihre Sitze damit zu beziehen. Der Porsche-Händler Hugo Pulenta hat es noch leichter. Der nutzt seinen Zweitberuf als Winzer, um Rotweine und Olivenöle zu exportieren.
Schwarzmarkt blüht
Kirchner verspricht sich auf diesem Weg auch mehr Dollar, Euro und Yen, die ins Land fließen. Vor allem die stetig steigende Nachfrage der Argentinier nach Dollars zwingt sie dazu. Bis dato musste die Regierung nämlich den Verkauf von Dollars durch Banken an ihre Bürger unterbinden, um nicht massenhaft Devisen aufkaufen zu müssen. Der heimischen Währung Peso nutzte das nichts, sie verliert immer weiter an Wert. Den Greenback bekommt man momentan nur für angemeldete Geschäfte und Reisen. Und am blühenden Schwarzmarkt.
Aufgrund dieser Restriktionen treten einige Luxuslabels den Exodus an. Cartier, Louis Vuitton, Armani, Escada und Ralph Lauren haben ihre Zelte in Buenos Aires abgebrochen, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Chinesische Supermärkte seien dagegen auf dem Vormarsch.
Dass es auch anders geht, zeigt Apple. Die US-Firma wollte nicht vor Ort produzieren, worauf ihre iPhones und iPads aus den Regalen verschwanden. Aber nicht aus den Händen der Menschen. Denn über das Internet, den Landweg über Chile oder im Zuge des Urlaubs in Florida gelangen die Kultobjekte auch so ins Land. (sos, derStandard.at, 17.12.2012)
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