Interview mit Lisa-Marie Schütze zur Champions Trophy




Bild 1 vergrößern
+

Lisa-Marie Schütze (Bildmitte) vom Düsseldorfer HC spielt mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Champions Trophy in Argentinien.

Am Samstagabend (23 Uhr deutscher Zeit) starten die deutschen Hockey-Damen mit der Partie gegen Gastgeber Argentinien in die Champions Trophy. Die weiteren Gruppengegner der Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) heißen England und Australien. Der Wettbewerb mit den weltbesten Teams gilt als Gradmesser für das World-League-Halbfinalturnier im Juni 2015, wo sechs Startplätze für Olympia 2016 vergeben werden.

Zuletzt verloren die DHB-Damen zwar zwei Testspiele gegen die Niederlande, Bundestrainer Jamilon Mülders hält seine Mannschaft dennoch für gut vorbereitet. Er vertraut in Argentinien einem jungen Aufgebot. Das sei aber kein Perspektivkader, sondern "definitiv die beste Mannschaft, die zurzeit zur Verfügung steht", sagte er. Eine von vier Spielerinnen unter 21 Jahren im Kader ist Lisa-Marie Schütze vom Düsseldorfer HC. Kurz vor ihrer Abreise sprach WDR.de mit der 18-Jährigen über die Hockey-Begeisterung in Argentinien, ihre Rolle im Team und ihr Medizinstudium.

Lisa-Marie Schütze

Für die Düsseldorferin läuft es im Jahr 2014 rund: Die Hallenhockey-EM im Januar war ihr erstes großes Turnier mit dem Damen-Nationalteam. Mit dem Düsseldorfer HC stieg die Mittelfeldspielerin im Sommer in die 1. Feldhockey-Bundesliga auf. Mitte Oktober sicherten sich die DHC-Damen dann die Bundesliga-Herbstmeisterschaft. Mit dem Düsseldorfer Jugendteam holte Lisa-Marie Schütze Ende Oktober den Deutschen Meistertitel. Und vor gut einer Woche wurde die 18-Jährige zu Düsseldorfs Sportlerin des Jahres 2014 gekürt. Voller Selbstbewusstsein kann sie also nun bei der Champions Trophy antreten. Ihr Medizinstudium muss so lange hintanstehen.

WDR.de: Frau Schütze, so langsam steigt die Spannung, oder?

Lisa-Marie Schütze: Ja! Die Vorfreude ist groß, in einem Land zu spielen, in dem Hockey einen hohen Stellenwert hat. Beim ersten Spiel werden 20.000 Zuschauer erwartet.

WDR.de: Sie klingen gar nicht nervös!

Schütze: Nein, es ist wirklich Vorfreude. Ich freue mich darauf, endlich mal bei richtig großen Spielen dabei zu sein, die ich vorher nur im Fernsehen oder im Livestream verfolgen konnte.

WDR.de: Was wissen Sie über Ihre Gegner?


Schütze: Das erste Spiel dürfen wir direkt gegen Argentinien bestreiten, also die Heimmannschaft. Da haben wir Riesenglück. Es ist insgesamt eine ziemlich harte Gruppe. Aber da jedes Team ein Viertelfinale spielen darf, kann man die Gruppenspiele durchaus noch als Vorbereitung auf die K.o.-Duelle sehen.

WDR.de: Die Champions Trophy ist Ihr zweites großes Turnier mit der A-Nationalmannschaft. Wie sehen Sie Ihre Rolle im Nationalteam?

Schütze: Für mich ist es in jeder Partie eine Gratwanderung: Was darf ich hier? Was steht mir zu? Ich finde in jedem Spiel mehr in meine Rolle rein. Bei so einem Turnier ist alles möglich, da kann jeder etwas zeigen und darauf freue ich mich ganz besonders.

WDR.de: Beim Düsseldorfer HC sind Sie eine entscheidende Spielerin. In der DHB-Auswahl müssen Sie sich aber schon noch hinten anstellen, oder?

Schütze: Hier im DHB-Team spiele ich mit wirklich hochklassigen Spielerinnen. Da muss ich mich natürlich erst mal unterordnen. Das fängt an bei Jobs wie Bälle sammeln und Wasser tragen. Aber auf dem Platz ist jeder gleichberechtigt.

WDR.de: Sie kommen aus einer Hockeyfamilie. Ihre Schwester Christina lief lange für die Nationalmannschaft auf, sie ist unter anderem bei den Olympischen Spielen 2012 und mehrmals bei der Champions Trophy angetreten, auch in Argentinien. Haben Sie sich vor dem großen Turnier Ratschläge von ihr geholt?




Bild 2 vergrößern
+

Hockeyspielerin Christina Schütze, die ältere Schwester von Lisa-Marie Schütze

Schütze: Ja, klar. Ich habe Sie gefragt, wie das Gefühl bei den Spielen war. Sie hat immer wieder gesagt, ich soll mich einfach auf diese Riesenspiele freuen. Für sie waren die schönsten Spiele in Argentinien, wo so viele Zuschauer kommen, die sich wirklich für Hockey interessieren. Es hat auf jeden Fall gut getan, mit ihr darüber zu sprechen. Aber noch mehr haben die Gespräche mit ihr bei den Nationalmannschafts-Lehrgängen geholfen, als ich kurz vor der Nominierung sehr angespannt war. Da hat sie mir auch immer wieder gesagt, ich soll an die großen Spiele denken und hoffen, dann auf dem Platz zu stehen.

WDR.de: Welche Chancen rechnen Sie sich in Argentinien aus? Ihre Schwester hat mit der DHB-Auswahl bei der Champions Trophy schon einmal den zweiten Platz geholt, 2008 in Mönchengladbach. Das wäre doch ein Ding, wenn Sie das jetzt übertreffen könnten!


Schütze: Ja, das wäre toll - also auch unabhängig von meiner Schwester. Ein Halbfinale oder Finale in Argentinien zu spielen, das wäre einfach unglaublich. Wir streben ein Halbfinale an. Es ist sehr wichtig für uns, uns an diese K.o.-Spiele zu gewöhnen. Nächstes Jahr ist ja die Olympia-Qualifikation …

WDR.de: Die Champions Trophy in Mendoza dauert bis zum 7. Dezember. Ihre Rückkehr nach Deutschland ist für den 9. Dezember geplant. Das bedeutet für Sie, mitten in der Vorlesungszeit eine rund zweiwöchige Abwesenheit von der Uni. Wie vereinbaren Sie Ihr Medizinstudium mit den Verpflichtungen als Nationalspielerin?

Schütze: Das ist immer schwierig und erfordert eine gute Organisation. Die Klausuren werde ich nachschreiben. Die Kurse, die ich während der Nationalmannschafts-Lehrgänge verpasst habe, habe ich jeweils Ende der Woche nachgeholt. Der Sport ist in den Universitäten noch nicht so populär, da stößt man immer mal wieder auf Probleme.

Das Interview führte Peter Herrlich.

Leave a Reply