In der Ferne ganz nah

Sabine Hoppe und Thomas Rahn bloggen auf Reisen

Tempolimit in Argentinien, Autostellplatz in Peru, Internetzugang in der Mongolei: Abenteurer, die mit dem Auto um die Welt fahren tauschen Informationen aus der Praxis mithilfe von Blogs.

Bilder: Sabine Hoppe und Thomas Rahn

„Wenn einer eine Reise tut, dann hat er was zu erzählen.“ Lyriker Matthias Claudius wusste schon im 18 Jahrhundert, was viele Weltumfahrer und Abenteurer heute umsetzen. Mit einem

Blog

. Sabine Hoppe und Thomas Rahn sind zwei davon.

Die beiden 33-Jährigen fahren seit Ende 2005 mit ihrem „Wohn-LKW“ um die Welt und berichten auf ihrer

Internetseite

von ihren Erlebnissen auf den Touren in Europa, Nord- und Südamerika und Asien. Wirklich geplant waren der Internetauftritt und die Geschichten nicht.

„Hey, wollt ihr nicht ein Blog darüber schreiben?“ Ein Freund, den Thomas Rahn im September 2005 von den Plänen zur Weltumfahrung erzählt hatte, brachte die beiden aus der Amberger Gegend auf die Idee, andere am Erlebten teilhaben zu lassen. Auch Familie, Freunde und Bekannte sollten so "auf dem Laufenden“ bleiben.

„Was ist ein Blog?“ Thomas Rahn schmunzelt mittlerweile über den ersten Gedanken, der ihm durch den Kopf geschossen ist. „Wir hatten keine Idee, keine Erfahrung.“ Aber mit der Neugier, die die Weltumfahrer antreibt, haben sie auch das Projekt Internet angepackt. Mittlerweile betreiben sie die Plattform für ihre Reiseberichte seit Jahren. Die Zahl der Beiträge wächst stetig. Ebenso die Zahl derer, die sich dort informieren und Ratschläge holen.

„Der eigentliche Zweck unseres Blogs hat sich geändert“, betont Rahn. Anfangs als Reisetagebuch gedacht, um die Daheimgebliebenen – zumindest virtuell – mitzunehmen, zu berichten, wo man ist und ob alles in Ordnung ist, hat sich daraus eine Anlaufstelle für Menschen entwickelt, die Ähnliches vorhaben und die selben Routen fahren wollen oder auch nur in Gedanken zu einem „modernen Marco Polo“ werden wollen.

„Es gibt extrem viele Reiseblogs, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen“, meint Rahn. Eine Art „Gemeinschaft der Reisenden“ hat sich entwickelt, die sich austauscht, sich hilft und Ratschläge aus der „persönlichen Erfahrung heraus“ hat. „So Etwas steht nicht im Lonley-Planet-Reiseführer“.

Auch Hoppe und Rahn haben zu Beginn ihrer Reisen nach Hilfe gesucht. Fragen, die aus der Praxis heraus kommen und deren Beantwortung den Unterschied machen zwischen Gelingen und Scheitern an Kleinigkeiten. „Die Art, wie wir reisen – ungewöhnlich – braucht auch solche Tipps.“ Praktisches Beispiel: Dieselkraftstoff kostet in Venezuela rund hundert Kilometer nach der Grenze nur noch einen Bruchteil des Preises, in Argentinien sind spezielle Tempo-80-Aufkleber am „Wohn-LKW“ der Beiden vorgeschrieben und wo findet man am Ende des Tages einen Stellplatz?

Ganze Datenbanken über Reiseländer und deren Besonderheiten finden sich im Internet. Stöbern und Lesen in den Blogs anderer Reisender ist mittlerweile die „wichtigste Informationsquelle“ geworden. Und der direkte Kontakt über die Webseiten. „Wir lesen zuerst das `Über mich` in den Blogs. Damit können wir schon ziemlich genau feststellen, ob die Schreiber so ähnlich reisen wie wir. Danach geht es erst an die Geschichten.“

So wie derzeit rund 1000 Besucher auf

abseitsreisen.de

stöbern und bei konkreten Fragen Kontakt aufnehmen, haben auch Sabine Hoppe und Thomas Rahn nachgefragt. „Wie habt ihr das gemacht?“ Die „Gemeinschaft der Reisenden“, von denen beide berichten, funktioniert aber auch im realen Leben: Auf einer abgelegenen Straße mitten in Peru haben Hoppe und Rahn ein Fahrzeug mit Dresdener Kennzeichen entdeckt. Die Begrüßung zwischen den Weltreisenden fiel ebenso herzlich, wie überrascht aus. „Ach ihr seid das! Wir haben schon so viel bei euch gelesen.“

„So viel“ muss aber erst einmal erstellt werden. Einmal pro Woche, so das Ziel, erscheint neuer Inhalt auf der Internetseite, erstellt von Hoppe und Rahn. „Wir machen unser Blog sehr sorgfältig. Einer schreibt, der andere liest d'rüber, ändert und gibt den Beitrag wieder zurück. Das kann schon mal dauern...“ Zwei Abende dauert es im Regelfall bis ein neuer Beitrag erstellt ist. „Wir wollen ja nicht nur vermelden, was gerade los ist, sondern auch analytisch und reflektiert darüber berichten, was man erlebt und wie man damit umgeht.“

So wie die beiden 33-Jährigen auch über die Bilder bei Mitbloggern in die Berichte einsteigen, legen sie wert auf ihre eigenen Arbeiten. „Wir haben 2013 über 65.000 Bilder gemacht.“ Bilder die natürlich in ihren

Diavorträgen

gebraucht werden. Im Blog allerdings gibt es nur eine „handverlesene“ Auswahl - mit einer Besonderheit: Schwarz-Weiß, damit der Betrachter die Chance hat, sich in die Bilder zu vertiefen, darin auf Entdeckungsreise zu gehen und immer wieder neue Details zu entdecken. „Wir machen lieber gute Fotos, als einen schlechten Film“, meint Rahn. Angesprochen auf des „Bewegtbild“ wird er immer wieder.

Probleme von unterwegs ins Internet zu kommen, gab es bisher kaum. „Mittlerweile haben sogar Campingplätze in Mexiko W-Lan.“ Hilfreich für die „Abseits-Reisenden hat sich auch die Tatsache entwickelt, das Blog auf eigenem Speicherplatz zu haben. In China ist der Zugang zu manch anderen Blog-Plattformen gesperrt. „Wir hatten nicht mal im Iran Probleme zu aktualisieren.“ Und in der Mongolei musste zwar ein „kleiner Berg“ erklommen werden um Empfang zu haben, aber „es hat geklappt“.

Zwei Abende pro Woche schreiben, Bilder hochzuladen und posten, Stellplätze mit Internetzugang: „Das Reisen hat sich verändert. Die Kommunikation ist intensiver, kostet aber Zeit“, meint Rahn nachdenklich. „Bloggen, statt einfach mal draußen sitzen und die Sterne betrachten...“ Warum Sabine Hoppe und Thomas Rahn trotzdem weitermachen?
„Es macht ganz einfach Spaß!“

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