Nabburg
Nabburg. Erika Rosenberg, geboren in Buenos Aires in Argentinien, ist Schriftstellerin, Journalistin und die Biografin von Oskar und Emilie Schindler - und von Papst Franziskus, ihrem Landsmann Jose Bergoglio. Nun war sie mit ihren beiden Hauptthemen in Nabburg zu hören.
Bürgermeister Armin Schärtl (links) erklärte einfühlsam die Schicksale der Nabburger Familien, denen die Stolpersteine vor dem Haus gewidmet sind. Vorab hatte Erika Rosenberg (rechts) an der Realschule die Hintergründe der Judenverfolgung im Dritten Reich erläutert. Bilder: hfz (2)
Bereits zum dritten Mal besuchte Erika Rosenberg die Naabtal- Realschule, um über die Verbrechen der Nationalsozialisten im Dritten Reich zu referieren. Anlass war der Gedenktag des 9. November. Ein Tag, der in die Geschichte als "Reichspogromnacht" einging, wie Erika Rosenberg der zehnten Jahrgangsstufe erklärte. Getreu dem Leitsatz "Es ist unsere Pflicht, zu erzählen", unternimmt die Publizistin - eine Tochter deutscher Juden, die 1936 aus Nazi-Deutschland flohen und nach Argentinien immigrierten - seit vielen Jahren Vortragsreisen weltweit, um über die Verbrechen der Nazi-Diktatur zu berichten und gegen das Vergessen anzukämpfen. Am liebsten referiert sie an Schulen, um junge Menschen aufzuklären und zu warnen, damit sich diese schrecklichen Verbrechen nie mehr wiederholen.
"Helden gab es in dieser Zeit kaum", versicherte Erika Rosenberg den jungen Zuhörern: "Deshalb ist es umso wichtiger, über die wenigen zu berichten und zu zeigen, dass man als Mensch immer eine Wahl hat." Etwa Oskar Schindler, ein deutsch-mährischer Unternehmer, der 1200 Juden vor dem sicheren Tod bewahrte, indem er sie als Arbeiter in seiner Emaillefabrik anstellte.
Dabei ging er ein enormes Risiko ein: "Hätten die Nazis seine guten Absichten durchschaut, wäre er selbst in eines der Konzentrationslager gebracht worden und sie hätten ihn getötet", machte die mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Buchautorin deutlich.
Nach dem Vortrag ging das Gedenken weiter. Die Schülersprecher Lisa Weber und Johannes Bauer begleiteten ihre Lehrkräfte Gerda Bayer und Bernd Schöttl, die Referentin und deren Ehemann zu den "Stolpersteinen" am Unteren Markt, wo bereits Bürgermeister Armin Schärtl und der Dritte Bürgermeister Josef Götz warteten. Mit den Vertretern der Stadt und der Schule legten Erika Rosenberg und ihr Mann weiße Chrysanthemen als Zeichen der Trauer und der Verbundenheit an dem Gedenkort in Nabburg nieder, die Schüler zündeten Kerzen an. Religionslehrer Bernd Schöttl sprach ein Friedensgebet.
In der Buchhandlung Westiner fand eine Veranstaltung mit Erika Rosenberg unter der Schirmherrschaft der Friedrich-Ebert Stiftung statt. Organisiert wurde sie von Gisela Westiner als Inhaberin des Buchgeschäftes, von Stadtrat Josef Götz, sowie der Leiterin der Fachschaft Geschichte an der Realschule, Gerda Bayer. Erika Rosenberg stellte dabei ihr neues Werk "Als ich mit dem Papst U-Bahn fuhr" vor. Darin wirft sie Blicke auf den Papst aus argentinischer und jüdischer Perspektive.
Faszinierender Papst
Grundlage waren persönliche Begegnungen mit Pater Jorge Mario Bergoglio, dem jetzigen Papst Franziskus, und Hintergrundrecherchen. "Er ist ein Mensch, der lebt wie er predigt, er spazierte in die Slums, half Menschen, vor allem den Ärmsten der Armen, betrieb Seelsorge und trank mit ihnen Mate-Tee", wusste Rosenberg. Die Autorin ist dem damaligen Kardinal von Buenos Aires des öfteren begegnet, ob bei einer Fahrt in der U-Bahn oder in der jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der die Journalistin gehört. Neben seinem Engagement fasziniert sie als Jüdin sein Einsatz für den interreligiösen Dialog.