Von Robert Semmler, dpa
Buenos Aires (dpa) - Philipp Kohlschreiber ist zurück im deutschen Davis-Cup-Team. Und soll in Argentinien gleich maßgeblich an einer Überraschung mitarbeiten. Zwei Einzel und das Doppel soll der im Vorjahr Aussortierte spielen. Er ist hoch motiviert.
Mit so einem freundlichen Empfang hatten Kohlschreiber und seine Tennis-Kollegen nun wirklich nicht gerechnet. Argentinische Schulkinder auf Klassenausflug und interessierte Tennis-Kids applaudierten in Buenos Aires beim Training des deutschen Davis-Cup-Teams nicht nur für gelungene Schläge. Kohlschreiber bekam von den Rängen des 14 000 Fans fassenden Stadions im Parque Roca während einer Pause gar einen Extrabeifall, winkte den rund 250 jungen Besuchern freundlich zu und forderte mit einer einladenden Handbewegung sogar noch mehr Stimmung.
Nicht nur wegen der herzlichen Begrüßung ist Kohlschreiber in den Tagen vor dem schweren Erstrundenspiel in Argentinien die Freude über die Rückkehr ins deutsche Team nach einjähriger Abstinenz anzumerken. Nach den internen Querelen mit dem Teamchef-Wechsel von Patrik Kühnen zu Carsten Arriens ist die deutsche Nummer eins, «umso heißer, wieder für mein Land zu spielen». Und das bei der Sommerhitze von 35 Grad.
Als ein argentinischer Journalist wissen wollte, warum es für Kohlschreiber unter einem neuen Kapitän nun kein Problem mehr sei, wieder für Deutschland anzutreten, konnte sich Teamkollege Florian Mayer ein Kichern nicht verkneifen. Vor einem Jahr in Bamberg hatte der Ärger beim 1:4 gegen die Argentinier begonnen. Tommy Haas kritisierte öffentlich Kohlschreibers Fehlen in der Halle nach dessen Absage wegen einer Erkrankung und bekam Unterstützung von Kühnen. Im folgenden monatelangen Hin und Her initiierte Kohlschreiber die Ausbootung von Kühnen als Teamchef beim World Team Cup, dieser wiederum verzichtete nach einem vorangegangenen Gespräch beim Relegationsspiel gegen Australien auf seinen Spitzenmann.
Der Klassenverbleib wurde von der Führung im deutschen Tennis als Triumph der Geschlossenheit gefeiert. Nun ist es Kohlschreiber, der daran appelliert. «Wir müssen uns auf unseren Kreis konzentrieren, als Kollektiv auftreten und unser Ding machen», betonte er schon während der Australian Open anhand der zu erwartenden fanatischen Stimmung im Estadio Mary Teran de Weiss nahe des eher ärmlichen Stadtteils Villa Soldati mit seinen heruntergekommenen Wohnsilos.
Kohlschreiber hat im Davis Cup schon große Matches gezeigt, gerade auf Sand. So holte er 2009 beim 2:3 im Viertelfinale in Spanien beide Punkte gegen Tommy Robredo und Fernando Verdasco. In Buenos Aires wird er gemeinsam mit Christopher Kas auch noch Doppel spielen, das Duo gewann jüngst das ATP-Turnier in Doha. Argentiniens Kapitän Martin Jaite hat Respekt vor dem Weltranglisten-19., zumal Jaite ohne seinen Top-Mann Juan Martin Del Potro auskommen muss. Das DTB-Team sei auch dank Kohlschreiber stärker als vor einem Jahr, wenngleich Philipp Petzschner und Tommy Haas fehlten.