Visite
Papst Franziskus I. erwarten Präsidenten, die sich mit der Kirche anlegen, dünne Höhenluft – und Straßenblockaden.
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La Paz.Papst Franziskus überrascht gerne. Aber bei seiner ersten großen Lateinamerika-Reise könnte auch er überrascht werden: Von Staatspräsidenten, die sich in seinem Glanz sonnen wollen, von Straßenblockaden der Indios, von Organisationschaos. Und von jubelnden Landsleuten aus seiner Heimat Argentinien.
Allein in Bolivien sollen bis zu 15 000 Polizisten im Einsatz sein – dort will Franziskus angeblich auch ein paar Koka-Blätter kauen, wie Kulturminister Marko Machicao verlauten ließ. Die Blätter sind der Rohstoff für die Kokainherstellung. Das Kauen der Blätter hat in Bolivien aber eine lange Tradition und ist legal, auch zur Vermeidung der Höhenkrankheit helfen sie.
Weitere Stationen der Reise vom 5. bis 13. Juli sind Ecuador und Paraguay. Während Franziskus gerade sein Profil mit der eindringlichen Warnung vor weiterer Umweltzerstörung und Ressourcenausbeutung in der neuen Enzyklika „Laudato si“ geschärft hat, steuern Bolivien und Ecuador mit der geplanten Förderung von Öl und Gas auch in sensiblen Regionen eher in die andere Richtung.
Morales will ins Papamobil
Da die katholische Kirche auch in der Bastion Lateinamerika an Einfluss verliert, könnte Franziskus als erster Pontifex aus Südamerika mit der Reise neuen Schwung bringen. Aber ihm drohen auch Instrumentalisierungsversuche. „Evo Morales versucht, den Besuch propagandistisch auszuschlachten: Er wollte auch im Papamobil mitfahren“, meint der Bolivienexperte beim Hilfswerk Adveniat, Reiner Wilhelm, mit Blick auf den bolivianischen Präsidenten.
Dabei sieht das indigene Staatsoberhaupt des Andenstaates die katholische Kirche sonst gerne als Relikt des spanischen Kolonialismus und strich unter anderem Steuerprivilegien. Aber Franziskus sieht er als Anwalt der Armen und der Ausgegrenzten, wie eben auch der Ureinwohner. Allerdings wird der 78-jährige Pontifex Morales nur kurz die Aufwartung machen: Nach der Landung im 4000 Meter hohen El Alto geht es hinunter zum Regierungssitz La Paz auf 3600 Metern Höhe. Dann wieder nach El Alto, der immer weiter ausfransenden Millionenstadt, in der die Ärmeren wohnen.
Johannes Paul II. hielt hier 1988, bei der bislang letzten Visite eines Papstes, trotz der enormen Höhe eine Messe ab. Aber Franziskus fehlt ein Teil des rechten Lungenflügels, das Risiko wäre viel zu groß.
Immerhin acht Tage wird der Argentinier auf seiner ersten Reise durch drei Länder unterwegs sein – aber sein Heimatland besucht er nicht. Erst 2016, nach der Präsidentenwahl, bei der die Nachfolge der Staatschefin Cristina Kirchner entschieden wird, will er nach Argentinien reisen.
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5. bis 8. Juli Ecuador
Zwei Messen in der Hauptstadt Quito und in der Pazifikmetropole Guayaquil, Treffen mit Präsident Rafael Correa, Begegnungen mit Bischöfen und Studenten, Besuch eines Altenheims.
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8. bis 10. Juli Bolivien
Treffen mit Präsident Evo Morales und Bischöfen, große Messe in Santa Cruz, Teilnahme am 2. Welttreffen der Volksbewegungen, Besuch der Gefangenenstadt Palmasola bei Santa Cruz.
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10. bis 12. Juli Paraguay
Treffen mit Präsident Horacio Cartes und Bischöfen, zwei Messen, eine davon im Marienwallfahrtsort Caacupé, Besuch eines Kinderkrankenhauses und der Armensiedlung Bañado Norte. (dpa)
Besuch in der Gefängnisstadt
Auch soziale Aspekte stehen im Fokus des Jesuiten. So besucht er in Bolivien die Gefängnisstadt Palmasola – hier leben nach offiziellen Angaben 4874 Häftlinge, oft sich selbst überlassen. Morales sah sich durch die Visite genötigt, Begnadigungen in Aussicht zu stellen.
Die Kirche ist in der Region unter Druck – etwa wegen staatlicher Eingriffe wie in Bolivien, wo vielerorts an Schulen Religions- durch Ethikunterricht ersetzt worden ist. Auch Ecuadors Staatspräsident Rafael Correa ist schon mit der Kirche aneinandergeraten, etwa in Steuerfragen. Zudem wird ihm wegen der ab 2016 geplanten Erdölförderung im Yasuní-Nationalpark vorgeworfen, indigene Kulturen zu verdrängen.
In Paraguay kann es ebenfalls organisatorisch kompliziert und politisch brisant werden. Insgesamt werden zu den drei größten Veranstaltungen vier Millionen Menschen erwartet. Der IT-Beauftragte der Präsidentschaft warnte bereits, dass die Internet-Verbindungen kollabieren könnten. Auch der Papstbesuch selbst könnte gestört werden: Ureinwohner der Gemeinschaft Xákmok Kásek haben Blockaden angekündigt.
Sie fordern die Rückgabe von 10 700 Hektar Land, die ihnen der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (IACHR) schon vor vier Jahren zugesprochen hatte. Der Protest sei nicht gegen den Papst gerichtet, sondern gegen die Regierung, sagt Anführer Gerardo Larrosa. „Bei einem Papstbesuch wird Frieden und Ruhe angestrebt, für uns kann es das aber nicht geben, solange wir nicht unser Land zurückbekommen.“
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