Jeder Mensch möchte einmal einen perfekten Tag erleben, an dem wirklich alles passt und alles gelingt. Für Mostapha Hashemi war es am Samstag, 19. Oktober, soweit. Mit dem Iran traf er bei der FIFA U-17-WM 2013 in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf Argentinien, einen der Titelfavoriten, und sorgte kurz nach dem Anpfiff mit seinem Traumtor zum 1:0 für den ersten Paukenschlag.
"Ich habe den Ball gesehen, angenommen und einfach geschossen. Ich hätte nie geglaubt, dass er ins Tor gehen würde", erzählt der Verteidiger vom iranischen Klub Danesh Fereydon Kenar, als FIFA.com ihn am nächsten Morgen zum Interview trifft. Tatsächlich vollzog das runde Leder eine unglaubliche Flugkurve und landete unter der Querlatte des argentinischen Tores. Schlussmann Augusto Batalla konnte angesichts dieses perfekt getretenen Halbvolleys aus 25 Metern nur ungläubig hinterher schauen. "Ich war anschließend wirklich geschockt und wie erstarrt. Dann sind alle auf mich zugelaufen - Spieler, Trainer und Ersatzspieler - und haben mit mir gefeiert. Es war unglaublich."
Gerade einmal 55 Sekunden waren zu diesem Zeitpunkt im Rashid Stadium von Dubai gespielt - es war das neuntschnellste Tor der Turniergeschichte. Natürlich wäre allein die Tatsache dieses Blitztreffers eine Geschichte wert gewesen, doch dies ist noch längst nicht alles. Denn Hashemi feierte am Samstag auch noch seinen 17. Geburtstag. "Es hat alles perfekt gepasst. Geburtstag, Tor und dazu einen Punkt gegen einen Favoriten", freut sich der Verteidiger nicht nur über seinen ersten Treffer überhaupt im Nationaltrikot. "Dass es dann noch so ein besonderes Tor ist, macht das Ganze noch schöner. Ich bin sehr froh, dass wir nicht verloren haben."
Die Feier muss nachgeholt werden
Angefeuert wurden die Asiaten von einer großen Anhängerschaft im Stadion, die mit riesigen Fahnen, Gesängen und minutenlangem Beifall für eine großartige Atmosphäre sorgten. "Das gibt einem natürlich einen Schub, wenn man so unterstützt wird." Neben einigen Freunden und Familienangehörigen sind auch viele ansässige Iraner dabei. Rund 50.000 Landsleute leben in Dubai.
So richtig zum Feiern ist der Fan von Real Madrid und Abwehrspieler Marcelo (Brasilien) noch nicht gekommen. Zu wichtig war das gestrige Auftaktspiel gegen die Südamerikaner. Das soll nun nachgeholt werden, vieleicht mit einer Torte, aber auf jeden Fall mit einem Telefonat in die Heimat zur Familie, die sicherlich nicht nur nachträglich zum Geburtstag gratulieren will.
Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt den Asiaten allerdings nicht, schließlich wartet bereits am Dienstag mit Kanada die nächste Bewährungsprobe. "Gegen Argentinien haben wir gut gespielt, und der Punkt bringt uns in eine gute Ausgangsposition. Im nächsten Spiel werden wir sicher besser sein. Dort müssen wir ähnlich konzentriert zu Werke gehen und hoffentlich den ersten Sieg einfahren. Schaffen wir das, und dazu noch ein weiterer Erfolg gegen Österreich, dann ist vielleicht sogar der Gruppensieg drin. Damit entgehen wir hoffentlich im Achtelfinale den schwersten Gegnern."
Hellwach von der ersten Sekunde an
Zwei Siege und ein Unentschieden würden nach dieser Rechnung am Ende herauskommen. Eine Bilanz, die schon 2009 in Nigeria zu Platz eins in der Gruppe reichte. Beim WM-Turnier vor vier Jahren setzten sich die Iraner gegen Gambia (2:0), Kolumbien (0:0) und Niederlande (1:0) durch. Damals wie heute saß Ali Doustimehr auf der Trainerbank. Der 49-Jährige weiß also genau, wie er seine Mannschaft gegen die Canucks und Team Austria einstellen muss.
Und die Gegner werden wohl genaue Anweisungen erhalten, dass sie zum einen die iranische Nummer zwei mit dem überraschend präzisen Schuss im Auge behalten sollen, und zum anderen von der ersten Sekunde hellwach sein müssen. Denn sonst kann es sein, dass es bereits im eigenen Gehäuse eingeschlagen hat, bevor die meisten Zuschauer ihre Plätze eingenommen haben.