Alles sprach vor der WM von Silvio Heinevetter, doch Schattenmann Carsten Lichtlein war gegen Argentinien der Matchwinner. Der Torhüter erhält für seine Rolle im deutschen Team Lob von allen Seiten.
Eigentlich war alles wie immer. Carsten Lichtlein telefonierte. Am Tag nach der großen "Lütti-Show" gegen Argentinien hing der etatmäßige Ersatztorwart der deutschen Handballer mal wieder an der Strippe. Diesmal hatte sein Vater jedoch kaum etwas zu bemängeln: Der ewige Schattenmann Lichtlein war gegen die Gauchos der Matchwinner und hatte Stammkeeper Silvio Heinevetter mit seinen Paraden gehörig die Schau gestohlen.
"Wenn der Bundestrainer mich braucht, dann bin ich da. Ich muss auf den Punkt konzentriert sein, egal, wann ich reinkomme", sagte Lichtlein. Auch nach dem Zittersieg gegen den Panamerikameister blieb der 32-Jährige bescheiden. Andere Torhüter hätten nach einer ähnlichen Gala-Vorstellung (elf Paraden in 35 Minuten) einen Stammplatz gefordert - "Lütti" nicht. "Wenn Heine gut hält, dann freue ich mich genauso", sagte Lichtlein, der in den ersten beiden WM-Spielen lediglich zu Kurzeinsätzen gekommen war.
"Absoluter Teamplayer"
Der Torhüter des TBV Lemgo wird für seine besonnene Art im deutschen Team geschätzt. "Wenn er spielt, freut mich das ungemein. Er ist ein absoluter Teamplayer. Er ist immer bescheiden und hat nie ein Wort gesagt", lobte Kapitän Oliver Roggisch. Er betonte aber auch: "Ich werde kein schlechtes Wort über Silvio verlieren, weil er uns schon so oft den Arsch gerettet hat."
Heinevetter gab sich – zumindest äußerlich – gelassen. Auswechslungen seien für ihn kein Problem. "Ich sitz' doch nicht auf der Bank und spiele die beleidigte Leberwurst", sagte der Berliner.
Der introvertierte Lichtlein ist der komplette Gegenentwurf zum glamouröusen Heinevetter. Während "Heine" mit seinem auffälligen Gebaren auf und neben dem Feld für Schlagzeilen sorgt, schlägt der Wahl-Lemgoer leisere Töne an. "Wir sind zwei verschiedene Typen, aber das haben wir in Deutschland schon immer so gehabt", sagte Lichtlein.
Seit zwölf Jahren dabei
Er selbst gehört inzwischen zum Inventar der Nationalmannschaft, spielt seit seinem Debüt vor zwölf Jahren allerdings beständig die Nebenrolle. Oft war er dabei, doch nur selten mittendrin. Bei der Weltmeisterschaft 2007 im eigenen Land durfte Lichtlein in zehn Spielen keine einzige Minute spielen, er saß auf der Tribüne, feuerte an – und bekam am Ende als Trostpreis immerhin eine Goldmedaille.
Bezeichnend für die bisherige Rolle des gebürtigen Würzburgers im DHB-Team war auch sein Abgang bei der letzten WM vor zwei Jahren in Schweden. Weil der damalige Bundestrainer Heiner Brand ("Carsten tut mir unheimlich leid") Lichtlein nach der Vorrunde keine Nachnominierung für den weiteren Turnierverlauf versprechen konnte, reiste der Schlussmann in Absprache mit dem Coach vorzeitig ab.
"Mister Zuverlässig" im Tor
Das Durchhaltevermögen des 2,02-m-Hünen ist bemerkenswert. "Manch einer hätte dem Bundestrainer schon lange gesagt, dass er keine Lust mehr hat", sagte Lichtleins ehemaliger Teamkollege Daniel Stephan: "Vor allem hat Carsten immer tolle Leistungen gebracht, wenn er gespielt hat."
Der Steuer-Fachangestellte gilt zudem als Mister Zuverlässig: Bei kaum einem Lehrgang hat Lichtlein bisher gefehlt. Und vor knapp vier Jahren verpasste er sogar die Geburt seines Sohnes Leon. Wegen eines Auswärtsspiels.
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