Die erste Niederlage gegen den Afrikameister im zehnten Duell war ein Dämpfer auf dem Weg zum angestrebten Achtelfinale. Vor rund 4200 Zuschauern warf Sven-Sören Christophersen (7/3) die meisten Tore für das deutsche Team, das keine spielerischen Mittel gegen rustikale tunesische Abwehr fand.
Es ist nichts verloren, wir müssen weitermachen und den einen Tag nutzen zur Regeneration. Kräfte bündeln, im nächsten Spiel gegen Argentinien Vollgas geben, sagte Christophersen. Wir haben leider nicht das nötige Glück gehabt, sagte Bundestrainer Martin Heuberger und versicherte: Ich bin stolz auf die Mannschaft, sie hat ein großes Herz. Nach einem spielfreien Montag ist Panamerika-Meister Argentinien am Dienstag (18.15 Uhr/ARD) der dritte Vorrundengegner für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB).
Es ist gerade deprimierend, genauer gesagt scheiße. Aber es ist noch nichts passiert, meinte Torhüter Silvio Heinevetter. Wir sind nicht ins Spiel gekommen, vorn nicht, hinten nicht, der Torwart nicht. Und wenn es nicht läuft, kommt auch noch Pech dazu, ergänzte der Keeper.
Schon vorher hatte Heinevetter vor dem unbequemen Gegner Tunesien gewarnt. Seine Prognose bestätigte sich schnell. Die auf Zerstörung angelegte Deckung überschritt teilweise die Grenze der Fairness. Spielerisch fiel der junge Wael Jallouz mit zahlreichen Treffern aus der Distanz auf, der ab der kommenden Saison für den THW Kiel spielt.
Doch die deutsche Mannschaft hielt mit Leidenschaft und Mut dagegen. Zwar musste sie einen 6:10-Rückstand (19.) hinnehmen, kämpfte sich aber nach einer Auszeit wieder mit 12:11 (27.) nach vorn und ging mit 13:13 in die Pause. Auch in der zweiten Halbzeit wurden Geduld und Leidensfähigkeit der Mannen um Spielmacher Michael Haaß in seinem 100. Länderspiel auf eine harte Probe gestellt. Nach dem 18:21 (49.) glich das deutsche Team beim 21:21 (54.) wieder aus. Zum Sieg aber reichte es nicht mehr.
Am Vortag hatte sich Dominik Klein nach Spielschluss unter dem einzigen Heizpilz gewärmt und Coach Heuberger mit einem heißen Kaffee gegen die Kälte in der Halle angekämpft. Im Eisschrank Palau d´Esports konnten die deutschen Handballer lediglich die Herzen ihrer Fans erwärmen. Ein Grad bestimmt, vermutete Heuberger auf die Frage, ob denn die Temperatur inzwischen höher sei als beim ersten Training.
Trotzdem verließ der Bundestrainer die Arena mit einem wohligen Gefühl. Das am Ende deutliche Zehn-Tore-Sieg war ein Fall für 16 – Heuberger setzte seinen kompletten Kader ein. Wir haben in der zweiten Halbzeit 21 Tore geworfen. Das ist ein Resultat aller unserer 16 Spieler. Wir können wechseln und dadurch unseren Tempo-Handball spielen, sagte Heuberger.
So verhalf der 48-jährige Schutterwälder gleich einem Sextett zur WM-Premiere. Kevin Schmidt, Steffen Fäth, Steffen Kneer, Tobias Reichmann, Patrick Wiencek und der siebenfache Torschütze Steffen Weinhold spielten erstmals bei einem Endrundenturnier. Ich bin überzeugt von meinem Kader. Ich bin vor allem überzeugt von meinen jungen Spielern.
Kapitän Oliver Roggisch lobte ebenfalls dass alle zum Einsatz gekommen sind. Jeder hat sein erstes Spiel gemacht, jeder hat den Ball mal aufs Tor geworfen. Gerade für die jungen Spieler ist es ganz wichtig, dass die Nervosität mal abgelegt ist.
Tunesien: Sfar, Magaiez, Helal – Hedoui 1, Toumi, Gharbi 1, Tej 1, Touati 2, Bannour 6, Alouini 1, Jallouz 8, Sanai, Ben Salah 2, Boughanmi 3/2, Hosni, Chouiref
Deutschland: Heinevetter (Füchse Berlin), Lichtlein (TBV Lemgo) – Kneer (SC Magdeburg) 1, Roggisch (Rhein-Neckar Löwen), Wiencek (THW Kiel) 1, Reichmann (HSG Wetzlar), Schmidt (HSG Wetzlar), Fäth (HSG Wetzlar) 3, Theuerkauf (HBW Balingen-Weilstetten) 1, Groetzki (Rhein-Neckar Löwen) 1, Weinhold (SG Flensburg-Handewitt) 4, Strobel (TBV Lemgo), Haaß (Frisch Auf Göppingen), Pfahl (VfL Gummersbach) 2, Klein (THW Kiel) 3, Christophersen (Füchse Berlin) 7/3
Schiedsrichter: Leifsson/Palsson (Island) – Zuschauer: 4200
Strafminuten: 10 / 8