Buenos Aires (APA/AFP) - Die Vorsitzende der argentinischen Menschenrechtsorganisation Großmütter der Plaza de Mayo hat erstmals ihren vor 36 Jahren von den Militärs geraubten Enkel getroffen. Nach Angaben der Organisation fand das emotionale Treffen der 83-jährigen Estela Carlotto mit ihrem Enkelsohn am Mittwochabend (Ortszeit) in ihrem Wohnort La Plata südlich von Buenos Aires statt.
Während einer Pressekonferenz am Vortag hatte Carlotto erklärt, dass sie nicht sterben wolle, ohne Guido zuvor in ihre Arme geschlossen zu haben. Die wahre Identität des Mannes, der als Musiker namens Ignacio Hurban in Olavarria 350 Kilometer südwestlich der Hauptstadt lebte, war am Dienstag bei einem Gentest festgestellt worden.
Carlottos Tochter Laura war unter der Militärdiktatur (1976 bis 1983) gefoltert und getötet worden. Ihrem im Juni 1978 kurz vor ihrer Ermordung im Gefängnis geborenen Sohn hatte sie den Namen Guido gegeben. Das Baby wurde von einem Militärangehörigen an eine Familie übergeben, die es nach Carlottos Angaben vermutlich ohne Wissen um seine genaue Herkunft aufnahm und großzog.
In der Zeit der Militärdiktatur raubte die Junta etwa 500 Kinder von Regimekritikern. Carlottos Enkel ist das 114. von ihnen, das von den Familien wiedergefunden wurde. Die Großmütter der Plaza de Mayo und die Schwesterorganisation Mütter der Plaza de Mayo führen die landesweite Suche nach den zwangsadoptierten Kindern.