Der Fall Chiara beschäftigt Argentinien bereits seit Wochen: Die Polizei von Rufino in der Provinz Santa Fe, 430 Kilometer nördlich der Hauptstadt Buenos Aires, entdeckte am 10. Mai die Leiche des Mädchens. Sie war im Garten der Familie ihres Ex-Freundes vergraben.
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Laut «Infobae» zeigte die Autopsie, dass die 14 Jahre alte Chiara in der achten Woche schwanger war. Die Forensiker fanden Reste eines starken Abtreibungsmittels im Blut des Opfers. Chiara war von mehreren Personen zu Tode geprügelt worden.
Familie wollte Chiara beseitigen
Kurz nach der Entdeckung der Leiche stellte sich der 16-jährige Ex-Freund der Polizei. Er sei der einzige Täter, gestand der Junge. Die Ermittler kauften ihm das nicht ab. Sie nahmen die Mutter, den Stiefvater und die Grosseltern des Teenagers fest.
Alle wohnen im selben Haus. Die Theorie der Ermittler: Die Familie des Ex-Freunds wollte Chiara zum Schwangerschaftsabbruch zwingen. Als sie sich weigerte, brachten sie das Mädchen um.
Hunderttausende gehen auf die Strasse
Der Fall markiert einen Wendepunkt in dem südamerikanischen Land, in dem Frauenmorde keine Rarität sind. Am Mittwochabend demonstrierten mehrere hunderttausende Menschen — Frauen, Männer und Kinder — gegen die weit verbreitete Gewalt gegen Frauen.
Die Grosskundgebung stand unter dem Motto «Ni una menos» («Nicht eine weniger»). Angesichts der vorherrschenden Macho-Kultur würden Frauen in Argentinien als Sache, die man beherrschen müsse, gesehen, erklärt Fabiana Túñez von der Organisation Casa del Encuentro. Die Politik habe endlich mit einem nationalen Aktionsplan gegen die Gewalt gegen Frauen vorzugehen.
Fast täglich wird eine Frau ermordet
Die Demonstrantin María Elena Cornide sprach von einem «sozialen Erwachen gegen Ungerechtigkeit». Auch Staatschefin Kirchner prangerte verschiedene Formen der Gewalt an. In Fernsehsendungen werde «die Frau wie eine Sache gezeigt», erklärte die Präsidentin. «Sie zeigen, wie ihre Brüste und ihr Hintern in der Öffentlichkeit betatscht werden.» Frauen würden so «zum Objekt gemacht, und es wird daher immer jemanden geben, der meint, wenn er sie nicht besitzen kann, kann er sie zerstören». Auch Studentenorganisationen, mehrere politische Parteien und die katholische Kirche unterstützten die Proteste.
Frauenmord wurde im argentinischen Strafrecht 2012 als verschärfter Tatbestand eingestuft. Während Mord mit zwölf bis 25 Jahren Gefängnis bestraft wird, ist für den Mord an einer Frau lebenslange Haft vorgesehen. Dennoch wird in Argentinien alle 31 Stunden eine Frau getötet. Nach Angaben von Casa del Encuentro gab es im vergangenen Jahr 277 Morde an Frauen.
(kle/sda)