In Argentinien feiern die Menschen in diesen Tagen mit opulenten Festen eine Legende, von der eigentlich keiner so ganz genau weiß, wer das war: Gauchito Gil.
Seine Statue wird geküsst, alles Mögliche an ihn gedrückt, dann gehen Wünsche in Erfüllung, so heißt es jedenfalls. Guachito Gil gilt als Volksheiliger in Argentinien – ein Heiliger, der zu Lebzeiten eigentlich gar nicht so heilig war.
Gauchito Gil, den man überall in Argentinien mit schwarzer Haarmähne, dickem Schnauzer und rotem Stirnband abgebildet sieht, war eigentlich Deserteur: Vor 140 Jahren flüchtete er aus der Armee, stahl Vieh, teilte es mit den Armen – die argentinische Variante von Robin Hood.
Letztendlich wurde er gefangen, hingerichtet und begraben. Kurz davor versprach er seinem Henker, dessen krankes Kind zu heilen, wenn er für ihn bete. Gauchito hielt sein Versprechen ein, das Kind wurde wieder gesund.
Gauchokult und Gauchokommerz
Heute ist sein Grab ein berühmter Wallfahrtsort. Pilger und Schaulustige kommen das ganze Jahr hindurch. Zwischen 2008 und 2010, sagt die lokale Polizei, kamen 250 000 zum Grab – viele mit einem Wunsch auf dem Herzen.
Mit Gaucho Gil lässt sich aber auch gut Geld verdienen: Unzählige Utensilien vom Schlüsselanhänger über T-Shirts, bis hin zur Figur des Heiligen in allen Größen. Viele Pilger möchte ein Andenken an die Wallfahrt und nehmen dafür langes Anstehen in Kauf.
Argentinien - zwischen Gaucho und Katholizismus
Argentinien ist ein überwiegend katholisches Land. Papst Franziskus ist Argentinier. Am Todestag feiert die Kirche in der Stadt Mercedes einen Gottesdienst. Hier wird Gauchito aber nicht als Heiliger anerkannt. Es wird viel eher versucht, den Kult ums Gil-Kreuz für sich zu vereinnahmen.
(Padre Luiz Maria Adis)
Es gibt viele Dutzend Volksheilige in Argentinien, aber keiner hat den Stellenwert von Gauchito. Und der Kult um ihn wird immer größer.
Stand: 15.01.2016 11:30 Uhr