Fussball in Argentinien Neu erblühte Altstars und unerwarteter Abstieg

abb. Viel negative Presse musste der Weltfussballer Lionel Messi des FC Barcelona in den vergangenen Tagen erdulden. Gemeinsam mit dem Vater Jorge Horacio soll er in Spanien Steuern hinterzogen haben. Da dürfte ihn eine Nachricht am Mittwoch besonders gefreut haben. Die Newell's Old Boys, Messis Heimatklub, sicherten sich den Meistertitel Argentiniens im Torneo Final der Primera División.

Mit dem 3:0-Erfolg gegen Atlético de Rafaela summierte das Team aus Rosario, der zweitgrössten Metropole des Landes, am Samstag einen Sechs-Punkte-Vorsprung vor dem ersten Verfolger Lanús. Da aber der Zweitplacierte die Partie gegen Estudiantes de la Plata von vor zehn Tagen zu beenden hatte, weil vor der Partie ein Fan erschossen worden war und der Match abgebrochen wurde, durften die Old Boys sich erst vier Tage später offiziell als Meister feiern lassen.

Mit nichts zu vergleichen

Es waren vor allem die Heimkehrer aus Europa, die in dieser Saison den Unterschied ausmachten. Im Juli vermeldeten die Newell's Old Boys den Wechsel des Nationalspielers Maxi Rodriguez von Liverpool zurück nach Argentinien. Ihm folgte Gabriel Heinze, ehemaliger Spieler von Manchester United, Real Madrid und der AS Roma. Ignacio Scocco komplettierte das Trio, das nach Erfolgen im Ausland die Karriere beim Verein des Herzens ausklingen lässt.

«Mit dem Klub, den ich liebe, Meister zu werden, ist ein unbeschreibliches Gefühl», sagte Rodriguez. Der Titel sei für ihn, der immerhin FA-Cup-Sieger mit Liverpool ist, mit nichts zu vergleichen. Ebenfalls zu Übertreibung neigte der Coach Gerardo Martino, als er sagte: «Ich wollte nicht einfach ein Team, um zu gewinnen, ich wollte ein Team für die Geschichtsbücher.» Jedenfalls ist unbestritten, dass der kleingewachsene Trainer die Altstars zu Höchstleistungen antreiben konnte. Gemäss spanischen Medienberichten soll er es damit bereits auf die Kandidatenliste für die Nachfolge José Mourinhos bei Real Madrid geschafft haben.

Schwergewicht getroffen

Doch wo Freude ist, ist Leid. Der Absteiger ist in Argentiniens Fussball normalerweise nur eine Randnotiz wert, weil er in einem komplizierten Verfahren mit dem Punktedurchschnitt aus den drei vergangenen Spielzeiten ermittelt wird. Die Regel, einst eingeführt um die grossen Hauptstadt-Klubs zu schützen, zwang bisher meist die kleinsten Vereine zum Abstieg. Doch in diesem Jahr traf es zum zweiten Mal nach 2011 und River Plate ein Schwergewicht: Independiente Buenos Aires.

So bleibt mit den Boca Juniors nur ein Gigant aus Buenos Aires in der Liga, der nie absteigen musste. Der Schock sitzt tief bei Independiente, dem zweifachen Weltpokal-Sieger und siebenfachen Gewinner des Copa Libertadores. Der Präsident Javier Cantero, einst angetreten um der grassierenden Korruption im Verein Einhalt zu gebieten, nimmt die Schuld auf sich. «Das ist der schlimmste Tag meines Lebens. Wir haben alles versucht, um den Abstieg zu verhindern, aber sind gescheitert. Ich nehme die Verantwortung auf mich» sagte er am Donnerstag an einer Pressekonferenz.

Viel Dramatik, obwohl der sofortige Wiederaufstieg Formsache sein dürfte. Der Etat des Klubs, der selbst in der zweiten Liga bis auf wenige Ausnahmen seinen kompletten Kader halten kann, ist genügend gross, um die notwendigen Massnahmen einzuleiten. Vielleicht in Form des Kaufs von ein paar Altstars?

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