FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Frankreich 1998

England erreichte zwar in Frankreich 1998 nur die zweite Runde,
dennoch sorgte das Team für einen der großen Augenblicke des Turniers
mit dem fantastischen Treffer, den Michael Owen gegen Argentinien
erzielte. Es war das Tor, das den blitzschnellen 18-jährigen Stürmer
mit einem Schlag in aller Welt berühmt machte, das aber auch das Maß
vorgab, ob gerechtfertigt oder nicht, an dem man ihn für den Rest
seiner Laufbahn messen würde.

Owens großartiges Talent war in
England bereits in der Saison vor der Weltmeisterschaft in Frankreich
1998 in aller Munde. Knapp ein Jahr nachdem er mit seinen Toren den
Sieg der Junioren des FC Liverpool beim 1996 FA Youth Cup
sichergestellt hatte, erzielte er im Alter von 17 Jahren und 143 Tagen
seinen ersten Treffer im Trikot der Reds bei der 1:2-Niederlage in
Wimbledon im Mai 1997.

Sein internationales Debüt feierte er im
Februar 1998 gegen Chile und beim vierten Einsatz, in einem
Freundschaftsspiel gegen Marokko kurz vor Beginn der Weltmeisterschaft,
erzielte Owen sein erstes Tor für England. Damit wurde er im Alter von
18 Jahren und 164 Tagen zum jüngsten Länderspieltorschützen in der
Geschichte des Landes (ein Rekord, den Wayne Rooney mittlerweile
unterbot), hatte jedoch zu Beginn des Turniers noch keinen Stammplatz
in der Mannschaft.

In den ersten beiden Spielen des Turniers war
Liverpools Stürmer nur Ersatz. Nach einem fünfminütigen Kurzeinsatz am
Ende der ersten Partie, die mit einem 2:0-Sieg gegen Tunesien in
Marseille endete, ersetzte er im nächsten Spiel 18 Minuten vor Schluss
Teddy Sheringham beim Stand von 0:1 gegen Rumänien. Owen brauchte nur
sieben Minuten, um den Ausgleich zu erzielen, nachdem er mit seiner
Dynamik und seinem mutigen Einsatz sofort für frischen Wind im
englischen Angriff gesorgt hatte. Obwohl die Englänger durch ein spätes
Tor von Dan Petrescu die Partie noch verloren, hatte sich Owen einen
Stammplatz gesichert.

Nach einem 2:0-Sieg gegen Kolumbien im
letzten Gruppenspiel traf England in der zweiten Runde am 30. Juni in
St. Etienne auf Argentinien. England verlor die Partie im
Elfmeterschießen, nachdem es nach der regulären Spielzeit und der
Verlängerung in einer begeisternden Partie 2:2 gestanden hatte, aber
Owen hatte sich in den Geschichtsbüchern des FIFA-Weltpokals verewigt.

Gabriel
Batistuta und Alan Shearer hatten bereits in den ersten zehn Minuten
jeweils erfolgreich vom Elfmeterpunkt aus in Schwarze getroffen, als
Owen einen Pass von David Beckham knapp hinter der Mittellinie, in
der argentinischen Hälfte aufnahm. Er berührte kurz den Ball, ließ
dabei José Chamot ins Leere laufen und hatte nur noch einen weiteren
Verteidiger, Roberto Ayala, zwischen sich und dem Tor der
Südamerikaner. Owen überlief Ayala, als ob dieser ein Statist wäre, und
als Keeper Carlos Roa seine Torlinie verließ und ihm entgegenstürzte,
setzte er seinen Schuss über dessen Kopf hinweg unter die Latte des
argentinischen Tores.

Es hatte nur einige wenige Sekunden
gedauert, aber allen war klar: Ein Star war geboren. "Als Teenager
hatte ich damals keine Ahnung davon, was ich da geschafft hatte",
erinnerte sich Owen Jahre später. "Es war ein Tor aus purem Instinkt."
Zum Leidwesen der Engländer glich Javier Zanetti mit dem Halbzeitpfiff
aus, und im Elfmeterschießen hatten dann die Argentinier das bessere
Ende für sich.

Owen hat es seitdem nicht an magischen
Augenblicken fehlen lassen, etwa 2001, als er bei einem
Qualifikationsspiel zum FIFA Weltpokal Korea/Japan 2002™ in München
beim 5:1-Sieg der Engländer gegen Deutschland einen Hattrick erzielte.
Es war überhaupt ein äußerst erfolgreiches Jahr für ihn, da er mit zwei
späten Toren Liverpools FA-Cup-Sieg gegen Arsenal sicherstelle, einen
von drei Titeln, den die Reds in der Spielzeit 2000/01 holten. Am Ende
des Jahres wurde er als erster Engländer seit Kevin Keegan 22 Jahre
zuvor zu Europas Fussballer des Jahres gewählt.

2002 kehrte Owen
auf die FIFA Weltpokal™-Bühne zurück. Er war gegen Dänemark und
Brasilien erfolgreich, als die Englänger in Korea/Japan das
Viertelfinale erreichten. Es mag sein, dass er aufgrund einer
Adduktorenverletzung nicht mehr ganz so schnell wie früher ist, seinen
Torinstinkt hat er jedoch keineswegs verloren, was er mit seinem
zweiten Hattrick für die Nationalelf in New Jersey im Mai 2005 beim
3:2-Sieg gegen Kolumbien unter Beweis stellte. Damit ist er zum
mittlerweile dritterfolgreichsten Torjäger aller Zeiten in der
englischen Nationalelf geworden. Vor ihm stehen nur noch Gary Lineker
und Rekordtorschütze Bobby Charlton.

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