Falkland-Streit überschattete EU-Lateinamerika-Gipfel

Falkland-Streit überschattete EU-Lateinamerika-Gipfel

Großbritannien und Argentinien gerieten heftig aneinander.




Falkland-Streit überschattete EU-Lateinamerika-Gipfel

Verärgert: Premier Cameron Bild: EPA

Der britische Premier David Cameron war "not amused". Eigentlich sollten auf dem EU-Lateinamerika-Gipfel, der die vergangenen beiden Tage in Brüssel stattfand, die Beziehungen zwischen den beiden Regionen gepflegt und intensiviert werden. Zwischen zwei Teilnehmern passierte jedoch das genaue Gegenteil.

Beim Abendessen kam am ersten Gipfeltag ein für die Briten unbekömmliches Thema auf den Tisch: Der argentinische Außenminister Hector Timerman soll die EU dazu aufgefordert haben, die argentinischen Ansprüche auf die Falklandinseln zu unterstützen.

Argentinien streitet seit Jahrzehnten mit Großbritannien um die kleine Inselgruppe im Südatlantik, in den 1980er-Jahren kam es sogar zu einem Krieg. 2013 stimmten die Bewohner dann in einem Referendum für die britische Flagge.

London reagierte entrüstet

Entsprechend entrüstet reagierte der britische Premier auf die Aussagen des Argentiniers. Er habe das Recht der Falklandinseln auf Selbstbestimmung "energisch verteidigt", ließ sein Sprecher wissen. Cameron selbst, der normalerweise bei EU-Gipfeln gerne polternd vor die Medien tritt, gab gestern keinen Kommentar dazu ab.

Eigentlich stand ja auch ein anderes Thema im Fokus: "Wir haben uns auf die wirtschaftliche Dimension unserer Beziehung konzentriert", sagte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. 61 Länder und die Institutionen der EU waren bei dem Treffen vertreten, rund die Hälfte der Staaten aus Lateinamerika und der Karibik. Mit 26 von ihnen habe die EU bereits Handelsabkommen abgeschlossen. Mit so vielen, wie in keiner anderen Region, so Juncker.

Im Wettstreit mit China

Auch bei den Investitionen ist die Bedeutung des Überseepartners nicht zu unterschätzen. Nach Nordamerika ist es jene Region mit den meisten europäischen Investitionen. Allerdings bemühen sich auch andere um gute Wirtschaftsbeziehungen zu Lateinamerika. "Wir haben gesehen, dass China sehr intensive Handelsbeziehungen mit Lateinamerika aufbaut", mahnte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel.

Entsprechend will Europa nun sein Engagement intensivieren. Der Anfang wurde in den vergangenen beiden Tagen in Brüssel gemacht: Insgesamt hat die EU mehr als 800 Millionen Euro für die Zusammenarbeit mit Lateinamerika und der Karibik zugesagt. Ein konkret anvisiertes Projekt ist ein Glasfaserkabel zwischen Portugal und Brasilien.

 

Botschafter entsenden 

Als einziges EU-Land war Österreich beim EU-Lateinamerika-Gipfel in Brüssel nicht auf Regierungsebene vertreten. SP-Bundeskanzler Werner Faymann hatte aus „terminlichen Gründen“ abgesagt. Der überwiegende Großteil der EU-Staaten schickte hingegen Staats- und Regierungschefs.

Nur die Slowakei, Portugal und Italien waren lediglich auf Ministerebene vertreten, für Dänemark nahm der Außenamts-Staatssekretär teil.

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