Extra: Stadt der Chancen Im Takt des Tango
Buenos Aires und Berlin verbindet seit 20 Jahren eine Städtepartnerschaft. In Argentinien wurde nun mit Berlin-Flair und Live-Bierbrauen kreativ gefeiert
02.04.14
Extra: Stadt der Chancen
Buenos Aires und Berlin verbindet seit 20 Jahren eine Städtepartnerschaft. In Argentinien wurde nun mit Berlin-Flair und Live-Bierbrauen kreativ gefeiert
Von
Jochen Clemens
Da kannste nicht meckern, sagt der Berliner gern, wenn ihm etwas imponiert. Wie etwa die 17 attraktiven Partner seiner Heimatstadt, die dazu noch über den gesamten Globus verstreut sind. Von Städten wie Brüssel, Istanbul, London, Mexiko-Stadt, Peking, Tokio oder Windhuk ist die Rede, mit denen die deutsche Hauptstadt kooperiert und zumeist einen intensiven und vielschichtigen Erfahrungs- und Wissensaustausch pflegt. Der Großteil der Partnerschaften wurde geschlossen, "als sich das wiedervereinigte Berlin neu aufstellte", so Gerd Kronmüller, Referatsleiter Internationale Beziehungen in der Senatskanzlei.
Vier Partnerschaften jähren sich in diesem Jahr zum 20. Mal: die mit Peking, Tokio, Jakarta und Buenos Aires. Die Beziehung zur 11.760 Kilometer entfernten argentinischen Hauptstadt ist dabei eine ganz besondere und inzwischen auch sehr enge. Sie begann 1994 bei der Weltmetropolenkonferenz in Berlin. Die Initiative ging seinerzeit von der argentinischen Seite aus, "weil es im Kulturbereich schon viele gute Kontakte gab", so Kronmüller. Gerade beim Tango war man bald ein Paar, und so gilt Berlin nach Buenos Aires inzwischen als weltweit bedeutendste Tango-Metropole.
Schnell weiteten sich die Kooperationen auch auf andere Bereiche aus, so dass die Palette heute von Kunst und Kultur über die jeweiligen Start-up-Szenen und Umwelt- und Klimaschutz bis hin zum öffentlichen Personennahverkehr reicht. "Buenos Aires ist wirklich interessiert", betont Kronmüller, der namentlich Hernán Lombardi erwähnt, den Kulturverantwortlichen der Stadtregierung. "Er macht viele Dinge möglich – ein echter Freund Berlins."
Anlässlich des "20." reiste Berlin nun für einige Tage in die quirlige Drei-Millionen-Einwohner-Metropole am Rio de la Plata, um sich dort in seiner kreativen Vielfalt zu präsentieren und neue Impulse für zukünftige Kooperationsmöglichkeiten zu setzen. Adäquater Begegnungsort bei der gemeinsam vom Senat und der Standortmarketing-Agentur Berlin Partner organisierten Reise war das städtische Designzentrum CMD. Bei der Eröffnungsveranstaltung am vergangenen Montag sprach unter anderen Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und war voll des Lobes zur Bandbreite und Qualität der 20-jährigen Partnerschaft. Zum Gastspiel im Rahmen der Hauptstadtkampagne "Berlin Live" gehörten Ausstellungen, Performance-Elemente wie der gemeinsame Auftritt argentinischer Tangotänzer und der mit einem Mix aus Elektrosound und Lichtkunst aufwartenden Berliner Lichtpiraten, Vorträge, ein Berlin-Image-Film und vor allem viel Raum für Gespräche und Begegnungen. "Design aus Buenos Aires vs Berliner Design – zwei Unesco Cities of Design stellen sich vor" lautet der Titel der vom Berliner Netzwerk DMY kuratierten Ausstellung zu bisherigen Kooperationen und Austauschprojekten im Bereich "Kreative Industrien/Design". Diese sowie auch die Wanderausstellung "Deine Idee für Berlin", die außergewöhnliche Berlin-Souvenirs zur Schau stellt, sowie die Grafikdesign-Exposition "Nobrand" zu Ikonen und Symbolen kultureller Identität beider Städte (siehe Artikel links) werden bis zum 9. April im CMD zu sehen sein. Auf großes Interesse stieß auch die Vorstellung des städtebauliche und regionalwirtschaftliche Aspekte verbindenden Konzeptes der Kreuzberger "Markthalle Neun" (siehe gegenüberliegende Seite) - ergänzt durch Live-Bierbrauen und einen Marktpavillon.
Christine Carboni, Geschäftsbereichsleiterin Hauptstadt-Marketing bei Berlin Partner, wertet das Gastspiel als vollen Erfolg: "Buenos Aires hat uns mit offenen Armen empfangen. Die Marke Berlin hat selbst hier, weit weg von daheim, eine enorme Anziehungskraft. Wir freuen uns, zum Jubiläum der Städtepartnerschaft das Berlin-Gefühl als Gastgeschenk nach Buenos Aires mitgebracht zu haben. Besonders unsere Präsentation des Kreativ- und Designstandorts hat die argentinischen Gäste begeistert. Berlin wurde bejubelt wie ein Popstar."
Ein für Buenos Aires attraktives Thema ist Berlins ÖPNV. "Wenn man hier lebt und etwa an die S-Bahn denkt, mag man es kaum glauben", sagt Gerd Kronmüller, "aber im Ausland gilt Berlin als Musterstadt in Sachen ÖPNV." Enger wird der Austausch auch beim Klima- und Umweltschutz werden, hatten doch beide Städte Ende 2012 ihre Verbindung um eine Klimapartnerschaft mit dem Schwerpunkt "Energiemanagement in öffentlichen Gebäuden" erweitert. In diesem Rahmen beteiligt sich Berlin am Förderprogramm "Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte". Eines ist die energetische Sanierung einer Schule in Buenos Aires. Auch der Klimawandel ist speziell für die argentinische Seite ein Thema, bei dem sie Unterstützung sucht. "Die Folgen des Klimawandels sind hier nämlich deutlich spürbar, vor allem in Form häufiger und lang anhaltende Starkregenereignisse", so Kronmüller. Man sieht: Die Themenliste für einen Gegenbesuch, der noch für 2014 geplant ist, ist sehr lang.