Die Eurozone wird zum Hoffnungsträger für die Weltwirtschaft. Die könnte freilich durch arge Turbulenzen in Argentinien einen Dämpfer erhalten
Die Eurozone wird vom Bremsklotz zum Hoffnungsträger für die Weltwirtschaft. Die könnte freilich durch arge Turbulenzen in Argentinien einen Dämpfer erhalten. Der Peso fiel um 20 Prozent. Brüssel/Berlin/Wien - Die Wirtschaft im Euroraum hat zu Jahresbeginn ein deutliches Lebenszeichen von sich gegeben. So legten die Geschäfte von Industrie und Dienstleistern in den ersten Wochen so stark zu wie seit mehr als zweieinhalb Jahren nicht. Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, sprach von "ermutigenden Signalen". Gleichzeitig warnte er aber auch vor Gefahren für die Konjunktur.
Der Aufschwung sei noch schwach und "sehr ungleich verteilt", sagte Draghi der Neuen Züricher Zeitung. "Insgesamt ist die Gefahr von Rückschlägen groß."
Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft ist nach einer Umfrage des Berliner Instituts Markit im Jänner um 1,1 auf 53,2 Punkte geklettert. Damit hielt sich das Barometer klar über der 50-Punkte-Marke, ab der es Wachstum signalisiert. "Der Aufschwung hat im Jänner weiter an Dynamik gewonnen", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Der Internationale Währungsfonds traut der Eurozone heuer ein Wachstum von einem Prozent zu. 2013 war sie noch um 0,4 Prozent geschrumpft.
Das anhaltend große Gefälle innerhalb der Währungsunion gibt jedoch Anlass zur Sorge. In Deutschland hat sich das Wachstum beschleunigt, es fiel so stark aus wie seit Juni 2011 nicht mehr. In Frankreich setzte sich der Abwärtstrend hingegen fort, wenn auch abgeschwächt. "Unserer Einschätzung nach dürfte Deutschland die Wachstumslokomotive bleiben", sagte Williamson.
Bessere Daten liefert auch Spaniens Konjunktur. Nach Auskunft der Notenbank in Madrid war das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal 2013 mit 0,3 Prozent so stark wie seit fast sechs Jahren nicht. Andererseits nahm die bereits hohe Arbeitslosigkeit noch einmal zu.
Rückenwind für Peripherie
Die Peripheriestaaten bekommen auch immer stärkeren Rückenwind von den Kapitalmärkten. Spaniens Finanzministerium verkündete am Mittwoch gar die "Normalisierung der Finanzierungssituation". Madrid konnte zehn Milliarden Euro am Anleihenmarkt mit einem zehnjährigen Bond einnehmen, die Order hätten für 40 Milliarden Euro gereicht. Noch nie war das Orderbuch für eine Anleiheplatzierung eines Eurolandes an institutionelle Anleger so prall gefüllt, lediglich der Rettungsfonds EFSF hatte bei der ersten Anleihenemission einen ähnlich starken Zulauf von Investoren.
Spanien konnte zudem zwei Drittel der am Mittwoch aufgenommenen Schulden von ausländischen Anlegern borgen, ein Zeichen für die Rückkehr des Vertrauens. Madrid kann sich auch deutlich billiger refinanzieren. Die zehnjährigen Zinsen sind seit 2013 von mehr als fünf Prozent auf zuletzt 3,7 Prozent gefallen.
Ganz anders das Bild in Südamerika, wo am Donnerstag von Argentinien Schockwellen ausgingen. Angesichts einer galoppierenden Inflation tauschen immer mehr Argentinier ihr Geld in Dollar. Am Interbanken-Markt verteuerte sich die US-Währung um knapp 20 Prozent auf ein Rekordhoch von 8,10 Dollar. Das ist der größte Tagesgewinn seit der argentinischen Finanzkrise und der anschließenden Zahlungsunfähigkeit 2002. Am Schwarzmarkt kostete ein Dollar sogar 12,05 Peso. Präsidentin Cristina Kirchner verfolgt seit mehr als zwei Jahren eine Politik der strikten Währungsrationierung, weshalb der Schwarzmarkthandel blüht.
Analysten zufolge stiegen die Verbraucherpreise wegen einer extram expansiven Geldpolitik in dem südamerikanischen Land um mehr als 25 Prozent. Die offizielle Teuerungsrate liegt weniger als halb so hoch. Für 2014 sagen Experten eine Inflation von 30 Prozent voraus. (red,Reuters, DER STANDARD, 24.1.2014)