eisleben/MZ.
Peter Pfützner (70) kann sich noch genau an den Tag der Papstwahl vor Ostern erinnern. Und das hat eine besondere Bewandtnis. An jenem 13. März ist überraschend der argentinische Jesuiten-Pater Jorge Mario Bergoglio auf den Stuhl des Petrus gesetzt worden. Das katholische Kirchenoberhaupt Franziskus I. kommt auch noch aus Buenos Aires. Jener Stadt also, die im Mittelpunkt einer Tango-Messe steht, die die Kantorei Eisleben, in der Pfützner mitwirkt, damals gerade probte.
„Das hat uns natürlich schon stutzig gemacht“, meinte der frühere Bürgermeister der Lutherstadt. Für Kantor Thomas Ennenbach, der das selten aufgeführte Musikstück ausgesucht hatte, ist das kein Zufall. „Vielleicht war es doch eine göttliche Eingebung“, meint er mit einem leichten Augenzwinkern.
Neues ausprobieren
Als er im Herbst des zurück liegenden Jahres auf der Suche nach einem geeigneten Stück für die Nacht der Kirchen war, stieß er im Internet auf den argentinischen Komponisten Martìn Palmeri. Sein „Misa a Buenos Aires“ (Tango-Messe) faszinierte den Kirchenmusiker aus der Lutherstadt Eisleben. „Es hat was Begeisterndes, Mitreißendes“, findet Ennenbach, der auch selbst Orgel spielt. Er ließ sich die Partitur des Musikstückes schicken und legte dann los. Anfangs sei es nicht einfach gewesen, die meist älteren Sängerinnen und Sänger der Kantorei zu überzeugen, mal was ganz Anderes zu probieren, berichtet er. Doch nach den ersten Proben sprang der Funke auf das Ensemble über. Schon mit „Luther in Worms“ hatte Ennenbach im Vorjahr ein lange nicht mehr gezeigtes Stück erfolgreich wiederaufgeführt. Und nun erlebt eine Tango-Messe am Sonnabend um 19.30 Uhr ihre Eisleber Premiere in der Andreaskirche. Mitwirkende sind neben den Kantoreien aus Eisleben und Sangerhausen, dem Mitteldeutschen Kammerorchester und drei Opernsängern auch der bekannte Bandoneonspieler Jürgen Warthe. Für die Aufführung der „Tango-Messe“ werden Bandoneon, Klavier und Streichorchester benötigt, damit das typische Flair des traditionellen argentinischen Tanzes entsteht. Und weil solch ein Instrument äußerst selten hierzulande zu hören ist, gibt es ab 22 Uhr noch ein kleines Solokonzert.
Feuertaufe bestanden
Das Programm, das außerdem Franz Schuberts Messe G-Dur und Antonin Dvoràks Serenade E-Dur umfasst, wird nach Ennenbachs Ansicht ein einmaliges Musikerlebnis sein. Zum Jubiläumsfest des Rosariums in Sangerhausen hat das anspruchsvolle Programm bereits seine Feuertaufe bestanden.
Ob sich die Eisleber Huldigung an die Heimat des Papstes bis Rom herumspricht, scheint ziemlich unwahrscheinlich. Pfützner und Ennenbach, deren Ehefrauen katholisch sind, hoffen dennoch, dass der neue Pontifex eines Tages das Kloster Helfta besucht. Seinen Vorgänger Benedikt XVI. hatte Eisleben 2010 eingeladen, aber der machte um die Geburtsstadt des Reformators Luther einen Bogen.