Wirtschaft
2001 rutscht Argentinien in die Staatspleite. Mit den meisten seiner Schuldner einigt sich das Land auf einen Schuldenschnitt. Doch Hedgefonds blockieren bis heute die Rückkehr Argentiniens an die Finanzmärkte. Die neue Regierung legt nun einen Kompromiss vor.
Im festgefahrenen Schuldenstreit zwischen Argentinien und mehreren US-Hedgefonds ist möglicherweise eine Einigung in Sicht. Der Vermittler des zuständigen New Yorker Bezirksgericht, Daniel A. Pollack, sprach von einem "Durchbruch". Die argentinische Regierung des neuen Präsidenten Mauricio Macri habe eine Rückzahlung in Höhe von 6,5 Milliarden Dollar (5,8 Milliarden Euro) angeboten.
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Argentinien und die Hedgefonds streiten um ausstehende Schulden in Höhe von rund 9 Milliarden Dollar. Die Gläubiger würden also einen Schuldenschnitt von etwa 25 Prozent hinnehmen, wenn sie das Angebot akzeptieren. Zwei der sechs betroffenen Hedgefonds sollen bereits zugestimmt haben, mit den anderen wird noch verhandelt. Voraussetzung der Einigung ist nach Angaben von Pollack allerdings auch die Zustimmung des argentinischen Parlaments und, dass eine Anordnung des New Yorker Gerichts aufgehoben wird.
Argentinien von den Kreditmärkten abgeschnitten
Hintergrund des Streits ist die argentinische Staatspleite Ende 2001. Die beiden amerikanischen Hedgefonds NML Capital und Aurelius hatten daraufhin billig Schuldscheine des Landes aufgekauft und anschließend die volle Rückzahlung des Geldes gefordert. Die argentinische Regierung verweigerte allerdings die Auszahlung, nachdem sie sich 2005 und 2010 mit der Mehrheit der anderen Gläubiger auf einen Schuldenschnitt von bis zu 70 Prozent einigen konnte. Die damalige Präsidentin Kirchner bezeichnete die Hedgefonds in diesem Zusammenhang auch als "Geierfonds".
2014 entschied ein US-Bundesgericht schließlich zum Ärger der Präsidentin, dass Argentinien erst die Forderungen der Hedgefonds über 1,3 Milliarden Dollar begleichen muss, ehe es andere Schulden bedienen darf. Der Fall wird in New York verhandelt, weil die Papiere einst unter US-Recht ausgegeben wurden, um sie an den Finanzmärkten attraktiver zu machen.
Schuldenberg von 100 Milliarden Dollar
Durch den Zahlungs-Boykott war die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas weitgehend von den internationalen Kapitalmärkten abgeschnitten. Die Ratingagenturen hatten das Land als Konsequenz als technisch zahlungsunfähig eingestuft. Eine Einigung könnte Argentinien helfen, wieder Zugang zu den Kreditmärkten zu bekommen. Das Land benötigt dringend Geld, um seine marode Infrastruktur zu sanieren.
Anders als die Regierung Kirchner zeigte sich die seit Dezember amtierende Führung um den neuen Präsidenten Macri in dem Streit von Anfang an kompromissbereit. Er will das Angebot schon nächste Woche zur Diskussion und Abstimmung dem Parlament vorlegen. Beide Parlamentskammern wurden bereits zu außerordentlichen Sitzungen am 11. Februar einberufen.
Die Staatspleite Argentiniens hatte einen Schuldenberg von insgesamt rund 100 Milliarden Dollar zur Folge. Auch zahlreiche deutsche Sparer waren betroffen - sie hatten sich von den vermeintlich attraktiven Anleihen hohe Renditen versprochen. Viele Bankberater mussten sich in den folgenden Jahren wegen Falschberatung vor Gericht verantworten. Die meisten Anleger gingen jedoch auf Umschuldungsangebote ein und nahmen massive Verluste in Kauf.
Quelle: n-tv.de