In weiß gekleidet, dankte er allen Menschen, die mitgeholfen haben, diese Fiesta vorzubereiten und sprach gute Wünsche für sie alle und für die Ranch für die nächsten 12 Monate bis zur nächsten Fiesta aus.
„Ich möchte auch dem Ranchbesitzer danken, Señor Bonner, für seine Mitarbeit auf der Ranch und der Unterstützung durch diese harten Zeiten", sagte er.
Jorge, der Vorarbeiter der Ranch und mein Guide für eigentlich alles, was auf der Ranch passiert, schlich sich heran.
„Du solltest ein paar Worte sagen."
„Ich?"
„Ja.. du bist der Besitzer. Sie erwarten das."
Zunächst schockgefror ich an Ort und Stelle vor Panik bei der Vorstellung, in der Öffentlichkeit reden zu müssen, in spanisch.
Doch es führte kein Weg daran vorbei. Mein allerwichtigstes Ziel als Besitzer der Farm ist es, Jorges Respekt zu gewinnen. Ich wusste, dass ich ihn für immer verlieren würde, wenn ich hier patzte.
Ich nahm also das Mikrofon und gab mein Bestes...
Ich dankte allen, die diese Fiesta vorbereitet hatten und allen die auf der Ranch wohnen und arbeiten und sie zu einem so schönen Ort machen. Ich versprach hoch und heilig, auch zur nächsten Fiesta zu kommen. Und ich lud alle Anwesenden ein, zu dem gemeinschaftlichen Festessen zu kommen, dass Jorge und sein Team vorbereitet hatten.
Zumindest glaube ich, das gesagt zu haben. Manchmal ist mein Bezug zum örtlichen Dialekt etwas unzuverlässig.
Es ist schon öfter vorgekommen, dass ich dachte, ich habe die makroökonomische Politik der Regierung kommentiert, doch stattdessen habe ich nach einer Rübe gefragt.
Und oft ist mein Akzent so stark... oder so ungewohnt für die ortsansässigen Menschen, dass sie keine Ahnung haben, was ich überhaupt gesagt habe.
Dennoch verstehe ich Jorge und er versteht mich. Nach meiner kurzen Rede, zeigte er ein Kopfnicken als Bestätigung. Und das ist alles, was zählt.
Dann nahm Maria, Jorges Ehefrau, das Mikrofon...
Zuerst rief sie die Polizeitruppe hervor, die im Takt des Applauses im Stechschritt durch die Menge marschierte...
Dann führte eine Gruppe von Kindern in folkloristischen Kostümen eine Sãltena Tanznummer auf.
Der Tanz hatte einige Ähnlichkeit zu Flamenco... mit geblümten Kleidern, die herumwirbeln, während die Jungen auf den Putz hauten und ihre Arme über ihren Köpfen zur der Musik der lokalen Gitarristen und Sänger bewegten.
Auf die Tänzer folgten zwei Frauen, die eine Copla aufführten - ein langes Wehklagen, unterbrochen von Zeilen gesungener Poesie.
Es ist eine Musikform, zu der ich bisher noch keinen wirklichen Zugang hatte. Doch es wirkte auf eine melancholische Art und Weise - ein wenig wie der Totengesang an einem Grab.
„Die Copla soll improvisiert sein. Das passiert aus dem Stehgreif.", erklärte mir ein argentinischer Freund aus Buenos Aires.
„Meistens geht es um Liebe - verlorene Liebe, natürlich. Doch in dieser ging es um die Liebe zu diesem Ort, Gualfin. Zumindest glaube ich, dass es darum ging. Ich habe nicht alles richtig verstehen können."
Zu der Zeit stand die Sonne schon sehr hoch... und es war sehr heiß. Die Menschen standen in einem Kreis vor der Kirche, genossen den Tanz, den Marsch und den Gesang, doch so langsam wurden sie auch hungrig.
Schließlich verkündete Maria, dass es Zeit zum essen sei. Die Menge drehte sich um und folgte dem Pfad, der von der Kapelle zum Haupthaus führt.