Pünktlich zum elften Jahrestag der Krawalle in Argentinien, mit denen die sozialen Unruhen begonnen und die schliesslich zum Rücktritt des damaligen Präsidenten Fernando De la Rúa geführt hatten, wurden Geschäfte im ganzen Land angegriffen.
Keine Esswaren, sondern Fernseher und Elektronikgeräte gestohlen. Viele der Diebe wurden dabei gefilmt, wie sie anschliessend in Geländewagen flohen. (Bild: Facebook)
Seit Freitag wurden insgesamt 292 Supermärkte und kleinere Läden in 40 Städten ausgeplündert. Weitere 200 Geschäfte erlitten Schäden. In der Folge blieben viele Läden am Wochenende - auf dem Höhepunkt des Weihnachtsgeschäftes - geschlossen. Die argentinische Handelskammer CAME schätzte die Verluste am Sonntag auf 26,5 Millionen Pesos (4,9 Millionen Franken).
1000 Menschen wurden festgenommen
Die Plünderungswelle hatte in einem Armenviertel in Bariloche in Patagonien begonnen und sich auf Rosario 300 Kilometer nördlich von Buenos Aires ausgeweitet. Später wurden dann auch in zahlreiche Vororten der argentinischen Hauptstadt sowie in Posadas und Tucumán im Norden und Viedma und Neuquén im Süden Supermärkte und Geschäfte geplündert. Meist Jugendliche warfen Steine in die Schaufenster und räumten die Läden leer. Rund 1000 Menschen wurden festgenommen.
Die Krawalle und Plünderungen forderten drei Todesopfer. Eine Frau verblutete in Rosario, als sie von Glassplittern eines eingeschlagenen Schaufensters getroffen wurde. In derselben Stadt erlag ein junger Mann einer Schusswunde. In Tucumán wurde ein Mann von einem Lastwagen überfahren. Der Lenker war offenbar auf der Flucht vor Plünderern gewesen.
Politisch motivierte Aktion
Besonders brisant: Während vor elf Jahren noch Esswaren gestohlen wurden, haben die Plünderer dieses Mal vor allem Fernseher und andere Elektronikgeräte aus den Läden mitgenommen. Viele der Diebe wurden dabei gefilmt, wie sie anschliessend in nagelneuen Geländewagen flohen. Die Regierung schickte daraufhin 400 Militärpolizisten auf die Strasse, um für Ruhe zu sorgen.
Die Regierung beschuldigte den von Hugo Moyano angeführten oppositionellen Gewerkschaftsverband CGT, die Unruhen angestiftet zu haben. Moyano wies die Anschuldigungen zurück und machte die Regierung der Präsidentin Cristina Kirchner verantwortlich, weil sie die sozialen Probleme des Landes nicht löse.
(kle/sda/dapd)