Dieb fühlt sich von Gott motiviert

Menden.
Fußballgenie Maradona bugsierte bei der WM 1986 im Spiel Argentinien gegen England den Ball mit der Hand ins Tor. Nach der Partie sprach er davon, „die Hand Gottes“ habe diesen Treffer erzielt. Ein gestern vor Gericht wegen Diebstahls angeklagter Mendener bemühte sogar einen noch größeren Vergleich: „Gott hat gewollt, dass ich das Geld nehme.“ Damit brachte er Amtsgerichtsdirektor Jens-Christian Festersen geradewegs auf die Palme.

Er konnte der Verlockung einfach nicht widerstehen. Dem vergleichsweise mittellosen Mendener muss es tatsächlich wie ein Geschenk des Himmels vorgekommen sein. Ein heimischer Pensionär hatte vergessen, aus dem Schacht des Geldautomaten der Mendener Bank in Lendringsen die abgehobenen 500 Euro mitzunehmen. Just in diesem Moment wollte der 56-jährige Mendener ebenfalls ein wenig Geld ordern. Das freilich geschah nicht mehr. Für den Bezieher von Sozialleistungen waren die vorgefundenen 500 Euro ein kleines Vermögen.

Angeklagter geständig

Der Diebstahl war hinreichend durch zahlreiche Fotos des Geldinstitutes belegt. Der Angeklagte bestritt auch gar nichts. Richter Festersen wies ihn jedoch zurecht: „Der liebe Gott hat ganz gewiss nicht gewollt, dass Sie das Geld nehmen. Er hat jeden ehrlichen Menschen lieb.“

Es dürfte eher Glücksgottin Fortuna gewesen sein, die dem Angeklagten beim Strafmaß beistand. Denn sogar eine Gefängnisstrafe wäre möglich gewesen. Der Diebstahl erfolgte während einer zweijährigen Bewährungszeit. Eine letzte Warnung für den 56-Jährigen sollen jetzt 45 Tagessätze von jeweils 10 Euro sein.

Der vergesslichen Pensionär hingegen darf kaum Hoffnung hegen, sein Geld jemals zurückzubekommen. „Gibt es da für mich Chancen?“, fragte er. Richter Ferstersen: „Natürlich können Sie zivilrechtliche Schritte einleiten. Dabei würden sie vermutlich gutes Geld dem schlechten hinterherwerfen.“ Mehr abraten geht kaum.

Heinz-Jürgen Czerwinski

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