Organisationen engagieren sich schon seit langem dafür, dass die Identität zwangsadoptierter Kinder aus der argentinischen Militärdiktatur aufgedeckt wird. Jetzt lässt sich ein Erfolg verbuchen. Der 37-jährige Pablo Germán Athanasiu Laschan ist laut DNA-Test der Sohn chilenischer Exilanten. Seine biologischen Verwandten wird er wohl trotzdem nicht kennenlernen.
Vor 37 Jahren wurde Pablo Germán Athanasiu Laschan als Sohn chilenischer Exilanten von argentinischen Militärs adoptiert, jetzt erst hat er seine wahre Herkunft erfahren. Die Identität sei durch einen Gentest bestätigt worden, teilte die Menschenrechtsorganisation Abuelas de Plaza de Mayo („Großmütter der Plaza de Mayo“) mit.
Die Eltern von Athanasiu Laschan waren Mitglieder der Movimiento de Izquierda Revolucionaria („Bewegung der Linken Revolution“) in Chile, die sich während der Militärdiktatur von General Augusto Pinochet (1973-1990) als Vorkämpfer der Arbeiterklasse verstand. Ihr Ziel war es durch bewaffnete Kämpfe die Diktatur zu stürzen und eine kommunistische Revolution in Chile zu etablieren. 1974 flohen sie deshalb als politisch Verfolgte ins Exil nach Buenos Aires, Argentinien. Als jedoch 1976 auch dort das Militär die Macht übernahm, wurde das Paar mit seinem damals fünf Monate alten Sohn vom Geheimdienst verschleppt. Das Schicksal der Eltern ist bis heute unbekannt. Pablo aber wurde von einem den Militärs nahestehenden Ehepaar als eigenes Kind standesamtlich eingeschrieben.
Großmütter auf der Suche nach ihren Enkeln
Die „Großmütter der Plaza de Mayo“ sind eine argentinische Nichtregierungsorganisation, die es sich zu Aufgabe gemacht hat alle die Kinder aufzufinden, die während der Militärdiktatur Opfer von Zwangsadoptionen geworden sind. Mitglieder der Organisation sind hauptsächlich Großmütter der Gesuchten, die hoffen nach der Verschleppung und Ermordung ihrer eignen Kinder zumindest Informationen über das Schicksal ihrer Enkelsöhne und –töchter zu erlangen.
Insgesamt wurden in der Zeit der argentinischen Militärdiktatur ungefähr 500 Kinder mit ihren Eltern verschleppt. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation ist Pablo Germán Athanasiu Laschan erst das 109. „Kind“, dessen Identität einwandfrei festgestellt werden konnte. Häufig ist die Aufdeckung ihrer wahren Identität für viele der inzwischen Erwachsenen ein traumatisches Erlebnis. Sie erfahren dabei nicht nur die Umstände ihrer Herkunft; oft waren die Adoptivväter als hochrangige Offiziere des Regimes sogar selbst an der Ermordung ihrer leiblichen Eltern beteiligt.
Die „Großmütter der Plaza de Mayo“ riefen erneut die Bevölkerung auf, bei der Identifizierung der Kinder von Verschwundenen zu helfen. „Die Zeit vergeht, die Suche wird immer dringender“, erklärte die Organisation. Viele ihrer Mitglieder seien bereits gestorben, ohne ihre Enkel umarmen zu können. So ist es auch bei Pablo Germán Athanasiu Laschan. Seine biologischen Großeltern leben ebenfalls nicht mehr.
Quelle: n-tv.de
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