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24. Oktober 2014
Auslandserfahrung
MENSCHEN VON NEBENAN: Michael Himmelsbach leistete fast ein Jahr Freiwilligendienst in einem Internat in Argentinien.
LITTENWEILER. Vor rund einem Jahr machten sich 41 junge Erwachsene aus dem Erzbistum Freiburg zu einem Freiwilligendienst im Ausland auf. Michael Himmelsbach aus Littenweiler war einer von ihnen. Elf Monate engagierte er sich in Argentinien in einem Internat für Jugendliche und sammelte Erfahrungen, die sein Leben prägten. Von denen erzählt Himmelsbach nach seiner Rückkehr.
Es ist ein grauer Herbstnachmittag in Freiburg. Kurz nach halb vier Uhr, dem vereinbarten Zeitpunkt, kommt Michael Himmelsbach gut gelaunt in das Café. Er lacht. "Ja, die deutsche Pünktlichkeit! An die muss ich mich erst wieder gewöhnen!" In Argentinien nehme man es damit nicht immer so genau, erzählt der 19-Jährige, der vor einigen Wochen von seinem Freiwilligendienst aus Südamerika zurückgekehrt ist und inzwischen ein Volkswirtschaftslehre-Studium in Mannheim begonnen hat.
Im September 2013 war er in Santiago del Estero, einer Stadt im Norden Argentiniens in der Einrichtung "Oratorio", welche Kinder und Jugendliche betreut, angekommen. "Das ist ein Internat, in dem 27 Jungs im Alter zwischen 14 und 18 Jahren leben", so Michael Himmelsbach. Lebendig erzählt er von der Stadt, die etwa die Größe Freiburgs hat, von den Internatsverhältnissen (alle 27 Bewohner schlafen aufgeteilt auf insgesamt zwei Räume) und seinen Aufgaben. "Eigentlich war ich überall involviert", sagt er. Zusammen mit einem zweiten Deutschen, der im "Oratorio" ein Freiwilliges Soziales Jahr machte, versuchte er, den Jungs Englisch beizubringen. Das sei gar nicht so einfach gewesen: "Die Lehrer sprechen selbst nur mangelhaftes Englisch, von daher konnte man an wenig anknüpfen", erklärt Michael Himmelsbach, "da wird einem erst bewusst, wie gut das deutsche Schulsystem ist."
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Generell müsse man immer einen Plan B im Hinterkopf haben, sagt der Student, denn eigentlich laufe bei den Argentiniern nie etwas so, wie man sich das im Vorfeld ausgedacht habe. "Die sind wahnsinnig spontan", sagt Michael Himmelsbach, "daran musste ich mich anfangs erst gewöhnen. Da kann es passieren, dass einfach bei dir geklingelt wird, um ein bisschen Mate zu trinken und um zu reden – natürlich ohne Voranmeldung!"
Zusammen mit dem zweiten Deutschen, der David heißt, baute Michael Himmelsbach ein kleines eigenes, nicht vom "Oratorio" geleitetes Projekt auf, auf das er ziemlich stolz ist. "Ausgerüstet mit einem Fußball, Springseil, Ringen und auch Büchern gingen wir im Armenviertel Almirante Brown auf die Straße. Schnell kamen bis zu 15 Kids", berichtet Michael Himmelsbach mit leuchtenden Augen. "Dabei war das Größte für mich, dass wir es geschafft haben, Alexis – einen circa zehnjährigen Junge, der leicht zu provozieren war und der immer gleich zugeschlagen hat – klar zu machen, dass Schläge nichts bringen und er die Provokationen der anderen einfach überhören solle. Es hat funktioniert. Zum Schluss meiner Zeit, war er oft gut in die Gruppe integriert." Genauso wie über diesen Erfolgt freut Michael Himmelsbach sich, dass mit den Spendengeldern, die er gesammelt hat, den Oratorio-Pfadfindern Bastelmaterialien besorgt, eine moderne Lichtanlage installiert, das Büro des Hausmeisters vergittert ("Das liegt in einem uneinsehbaren Bereich, da wurden öfters Drogen vertickt oder Geschlechtsverkehr betrieben!") und der Fußballplatz in einen ordentlichen Zustand gebracht werden konnte.
"Fußball ist überhaupt das absolut Größte in Argentinien", sagt Michael Himmelsbach. Das WM-Finale Deutschland gegen Argentinien sei daher eines seiner Highlights innerhalb der elf Monate gewesen. "Drei Dinge, die dir jeder Argentinier sofort erzählt: Erstens, der Papst ist Argentinier, zweitens, Messi ist aktuell der beste Fußballer und drittens, Maradona ist der beste Fußballer aller Zeiten", klärt der 19-Jährige auf. Die Finalniederlage passte den feierfreudigen Argentiniern da natürlich gar nicht. "Insgesamt waren wir sechs Deutsche im Camp. Das Finale haben wir, anders als die vorangegangenen Spiele, nicht auf einem öffentlichen Platz geschaut, das wäre zu gefährlich gewesen", sagt Michael Himmelsbach. Seine Deutschlandfahne hat er dann aber doch auf dem Dach des Oratorios gehisst. Jedoch nicht allzu lange, sie wurde mit Steinen beworfen: "Die Argentinier können halt schlecht verlieren, ansonsten sind sie jedoch ein sehr freundliches Volk und sehr gesprächig."
Nun hat für Michael Himmelsbach erst einmal sein Studium Priorität. "Ich werde aber sicher wieder nach Argentinien reisen", sagt er, "es war für mich eine wertvolle Zeit und ich möchte den Kontakt zum Oratorio auf jeden Fall aufrecht erhalten."
Autor: Barbara Meyer
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