Das Modelabel Zara steht im Verdacht, Zwangsarbeiter in einer Textilfabrik in Buenos Aires zu beschäftigen. Die argentinische Nicht-Regierungsorganisation La Alameda und die Gewerkschaft GTC haben dies der argentinischen Behörde gegen Menschenhandel (Ufase) gemeldet. Wie aus einem Video hervorgeht, das vergangene Woche veröffentlicht wurde, leben und arbeiten Arbeiter in einer argentinischen Näherei unter menschenunwürdigen Verhältnissen.
Es ist die zweite Anschuldigung gegen Zara in kürzester Zeit. Die NGO La Alameda hatte die argentinischen Behörden bereits Ende März darüber informiert, dass in drei Nähereien in Buenos Aires illegal Textilien produziert würden. In den drei Fabriken wurden Razzien durchgeführt, worauf in einer von ihnen unter anderem Kleidungsstücke mit Zara-Etiketten gefunden wurden, heisst es in einem Bericht von La Alameda. Die NGO setzt sich gegen Menschenhandel, Zwangsarbeit und Kinderarbeit in Argentinien ein.
Nun ist ein Video aufgetaucht, in dem ein Lockvogel mit versteckter Kamera die Arbeitsbedingungen von Fabrikangestellten in Buenos Aires aufzeigt. In dem sogenannten «Sweatshop» ist es schmutzig, am Boden sind offen Kabel verlegt, Kleider und Kisten liegen herum. Offenbar schlafen und arbeiten die Arbeiter in dem Gebäude. Auf einem Karton, in den Kleidungsstücke gepackt werden, steht die Adresse «Zara Argentina S.A.».
Inditex weist Vorwürfe zurück
Wie La Alameda in ihrem Bericht schreibt, müssen die Arbeiter – hauptsächlich Einwanderer aus Bolivien – mindestens von 8 Uhr bis 20 Uhr arbeiten. Sie verdienen offenbar 4 Argentinische Pesos (70 Rappen) pro genähtes Kleidungsstück. Verlassen dürfen sie die Näherei nur mit einer Erlaubnis. Auf die Frage, für wen die Kleider hergestellt würden, antwortet ein Angestellter in dem Video: «Zara».
Laut der Organisation werden in der genannten Näherei Textilien für die Firma Karina Kannan SRL hergestellt, ein Zulieferer von Zara. Inditex, der Mutterkonzern von Zara, steht in der Verantwortung. Denn ein argentinisches Gesetz besagt, dass ein Konzern die Verantwortung für die gesamte Produktionskette trägt. Laut verschiedenen Medien weist Inditex die schweren Vorwürfe bisher zurück. Die Näherei habe keine direkte Verbindung zu Karina Kannan SRL, so der Konzern.
111 Unternehmen sollen «Arbeitssklaven» anstellen
Gallionsfigur der NGO La Alameda ist Gustavo Vera. Seit Jahren kämpft dieser gegen die Ausbeutung von Arbeitern in illegalen Fabriken in Argentinien. Seine Vorwürfe sind happig: Auf der Website von La Alameda werden 111 Unternehmen aufgezählt, die angeblich ihre Produkte von «Arbeitssklaven» in illegalen Fabriken fertigen lassen. Unter ihnen seien Adidas, Puma, Lacoste und Zara.
Jorge Mario Bergoglio hatte als Kardinal von Buenos Aires die Arbeit von Gustavo Vera unterstützt. Kurz nachdem er zum Papst gewählt worden war, führten die argentinischen Behörden die Razzien in den drei Fabriken durch. Vera nannte dies Medien gegenüber den «Franziskus-Effekt».
2011 Illegale Fabriken in Brasilien entdeckt
Schon Mitte 2011 waren Vorwürfe wegen Zwangsarbeit gegen Zara laut geworden. Im Bundesstaat São Paulo in Brasilien war eine Fabrik ausgehoben worden, in der etliche Bolivarer illegal unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten mussten. 90 Prozent der hergestellten Kleidungsstücke in der Näherei waren damals für Zara bestimmt.
Zara gehört zur spanischen Unternehmensgruppe Inditex welche dem spanischen Milliardär Amancio Ortega gehört. Ortega gilt als reichster Mann Spaniens. Inditex ist der weltgrösste Textilhersteller, der 2012 einen Nettogewinn von 2,4 Milliarden Euro verzeichnete.