Ab in die Wste: Die deutschen Handballer wagten am Freitag einen Ausflug - raus aus Doha, um die Strapazen der WM-Vorrunde vor dem abschlieenden Spiel gegen Saudi-Arabien vergessen zu machen.
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Fr den Olympia-Traum lohnt sich die Schinderei, findet Leistungstrger Patrick Groetzki.
Nach dem vierten intensiven WM-Vorrundenspiel in Katar, dem hart erarbeiteten 28:23 ber die Argentinier, war gestern der erste trainingsfreie Tag angesagt. Nur die Akteure, die bislang wenig zum Einsatz gekommen waren, tobten sich im Kraftraum des Mannschaftshotels aus. Der Rest erholte sich zunchst am Pool oder direkt am Meer, danach ging's mit Jeeps in die Wste. Abends stand weit drauen unterm Sternenhimmel ein gemeinsames Abendessen an. Einfach mal raus aus dem WM-Trott nach vier intensiven Spielen. Bundestrainer Dagur Sigurdsson begrndete seine Manahme: "Es war bisher ein harter Kampf fr Kopf und Krper."
Vor dem letzten Gruppenspiel gegen Saudi-Arabien am Samstag (17 Uhr) lie er seine bislang so stark auftretenden Spieler an der langen Leine, wohl wissend, dass bei einem Erfolg gegen die zuvor so schwach aufgetretenen Saudis der Gruppensieg sicher ist - und damit die leichteste Achtelfinal-Aufgabe gegen den Vierten der Gruppe C anstehen wrde. "Wir wollen einfach frisch und frech spielen", gab Sigurdsson die Parole aus. Dass Deutschland heute nur "Halb-Gas" gegen die Araber fahren wird, glaubt der Coach nicht. "Es ist immer besser, wenn man solche Spiele volle Pulle angeht."
Einer, der bislang ein sehr starkes Turnier gespielt hat, ist Patrick Groetzki. Der pfeilschnelle Rechtsauen absolviert am Samstag gegen Saudi- Arabien sein 78. Lnderspiel. Der 25-jhrige Linkshnder zhlt damit zu den erfahrenen Nationalspielern. Warum es dieses Mal derart gut luft im Vergleich zu den vergangenen Jahren? "Mannschaften zu vergleichen, das ist ein bisschen schwierig", drckt er sich zunchst um eine Antwort. Allerdings schiebt Groetzki nach: "Die Altersstruktur spielt schon eine Rolle, es sind dieses Mal viele sehr hnliche Typen dabei, das sieht man dann auch auf dem Spielfeld." Damit hat er schon ein Geheimnis des bisherigen Erfolgs der Mannschaft bei dieser WM gelftet.
Unter Sigurdsson habe Groetzki gesprt, dass es nach vorne geht. "Es war wichtig, zu sehen, dass sich jeder im Training voll reinhngt. Es ist keiner dabei, der sich schont, das tut der Mannschaft richtig gut", so der Rechtsauen vom Bundesligisten Rhein-Neckar Lwen, der sich vor allem mental stark zeigte und eine Top-Treffer-Quote aufweist. So traf er zum Beispiel gegen Argentinien sieben Mal bei neun Versuchen. Allerdings gab er zu, dass es schon eine sehr spezielle Aufgabe gewesen sei, gegen Dnemark zu spielen (30:30), weil mit Niklas Landin ein Bundesliga-Mannschaftskollege im Tor des Gegners stand. Aber auch hier blieb er standhaft mit sechs Toren bei sieben Wurfversuchen.
Fr die knftigen Aufgaben sieht Groetzki die Mannschaft gut aufgestellt. "Wir wollen diese Freude, dieses gute Gefhl, das wir uns erarbeitet haben, in die nchsten Spiele mitnehmen. Wenn die kmpferische Einstellung weiter stimmt, ist vieles mglich." Der technisch versierte Linkshnder gibt zu, dass es einen "Extra-Ansporn" bei dieser WM gibt: Erreicht Deutschland das Viertelfinale, dann steht man in dem machbaren Vor-Quali-Turnier fr die Sommerspiele 2016 in Rio. "Olympia - das ist fr uns alle ein Riesentraum. Als Sportler wollte ich schon immer ein Teil davon sein." Schon deshalb lohnt sich das Schinden in der Wste von Katar.