Der Kauf lohnt trotz Schuldenschnitt

Als ich mein Portfolio einmal genauer analysiert habe, habe ich gemerkt, dass die Positionen an Argentinien- und Griechenland-Anleihen zu groß geworden sind und ich sie abbauen muss, um in der nächsten Krise kein zu großes Risiko zu gehen. Denn gerade die Argentinien-Anleihen sind sehr sensibel und reagieren meistens stärker auf jede Krise als die Aktien.

Erst beim weiteren Überlegen denke ich dann: Warum sind die Positionen eigentlich so groß? Ist doch eigentlich ein großer Erfolg?! Daraufhin setze ich mich hin und rechne diese beiden Spekulationen einmal komplett durch. Zwei Schuldenschnitte habe ich bisher mitgemacht und habe mir nach dem Griechenland-Schnitt eigentlich gesagt, nie wieder Staatsanleihen zu kaufen. Doch schauen wir mal:


(1) Die griechischen Anleihen haben sich im Anschluss an den Schuldenschnitt im Jahr 2012 verdreifacht! Das ist eigentlich unglaublich, aber wahr. Bei der Einbuchung der neuen Anleihen wurden diese im Schnitt bei 23 Prozent ihres Nominalwertes gehandelt, heute stehen sie bei 75 Prozent. Will man das nun auf die Situation vor dem Schuldenschnitt umrechnen, muss man sich der folgenden Formel bedienen:

Nominal 100 Euro alt - 15 Euro + 31,5 * Kurswert der neuen Anleihen

Für 100 Euro alte Anleihen gab es damals 15 Euro vom Rettungsschirm sowie 31,5 Euro nominal neue Griechenlandanleihen in gestaffelten Laufzeiten. Für den aktuellen durchschnittlichen Kurs von 75 Prozent dieser Anleihen ergibt sich damit für nominale 100 Euro vor dem Schnitt ein heutiger Wert von 38,63 Euro.

Und das bedeutet: Wer damals, so wie ich, kurz vor dem Schnitt noch zu Kursen von knapp über 30 die Altanleihen gekauft hat, liegt heute im Gewinn und hat gut 20 Prozent plus gemacht in zwei Jahren. Da gibt es weit schlechtere Anlagen.

(2) Im Jahr 2002 hatte ich zu Kursen zwischen 45 und 32 % des Nominalwertes Argentinien-Anleihen gekauft. Bei der ersten Umschuldung im Jahr 2005 habe ich die Hälfte umgetauscht und bei der zweiten im Jahr 2010 noch einmal die Hälfte (jetzt von der Hälfte). Das restliche Viertel besitze ich immer noch in Form der Altanleihen.

Insgesamt stehe ich per heute mit 16 % Gewinn da. Das ist nicht viel für 12 Jahre. Aber ich bin auch nicht im Verlust. Und das sah ja mal ganz anders aus, deswegen bin ich jetzt ziemlich erleichtert.

(Quintessenz) Unter dem Strich kann man also sagen, wenn man diese beiden Fälle verallgemeinert, dass sich Käufe von Staatsanleihen auch im Fall eines Schuldenschnittes gelohnt haben, wenn man denn zu Kursen von nur wenig über 30 % Prozent des Nominalwertes gekauft hat.

Leider habe ich das bei Griechenland nur mit den letzten Positionen gemacht. Die ersten lagen bei über 70 und über 80 %. Und dieses Niveau wird niemals wieder erreicht werden, denn selbst wenn die neuen Anleihen bis zum Jahr 2042 alle pari stehen sollten, ergibt das nur 15 + 31,5 = 46,5 % des ursprünglichen Wertes. So etwas darf man also in Zukunft niemals mehr machen.

Bernd Niquet, im April 2014
berndniquet@t-online.de

Und vergessen Sie nie: Die wirkliche Wirklichkeit liegt stets Jenseits des Geldes! Bernd Niquet, "Jenseits des Geldes, Dritter Teil", Leipzig 2013, 607 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-95488-235-9.

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