Der gestrige WM-Tag im Überblick

Von Erdem UFAK

Erwarte stets das Unerwartete - so ließe sich der 10. Spieltag der FIFA WM 2014 treffend umschreiben. Mit Argentinien und Deutschland waren zwei ehemalige Weltmeister im Einsatz und gegen den Iran bzw. Ghana hatte die Mehrheit zweifelsohne mit souveränen Siegen gerechnet. Doch es kam anders. Die Albiceleste brauchte einen Geistesblitz ihres Superstars Lionel Messi in der Nachspielzeit, um drei Punkte einzufahren. Die DFB-Auswahl lag zwischenzeitlich sogar zurück, ehe schlussendlich doch noch der Ausgleich gelang. Immerhin wurde eine historische Bestmarke egalisiert.

Lediglich das dritte Spiel des Tages hielt, was es versprach. Ein ausgeglichenes Duell zwischen dem WM-Debütanten und dem amtierenden Afrika-Champion, das Nigeria für sich entschied. Bosnien und Herzegowina ist damit bereits ausgeschieden, während Argentinien vorzeitig im Achtelfinale steht.

Die Ergebnisse 

Argentinien - Iran 1:0, Budweiser Man of the Match: Lionel Messi (ARG)
Deutschland - Ghana 2:2, Budweiser Man of the Match: Mario Götze (GER)
Nigeria - Bosnien und Herzegowina 1:0, Budweiser Man of the Match: Peter Odemwingie (NGA)

Denkwürdige Momente

Messi macht den Unterschied
"Wenn du einen Messi hast, ist alles möglich", gab Argentiniens Trainer Alejandro Sabella nach dem Spiel gegen den Iran zu Protokoll und sprach aus, was viele dachten. 90 Minuten lang rannten die Südamerikaner gegen das Abwehrbollwerk des Team Melli mit über 70 Prozent Ballbesitz an - ohne Erfolg. Letztendlich war es der bis dahin weitgehend unauffällige viermalige FIFA Weltfussballer Lionel Messi in der Nachspielzeit, der mit einem Geniestreich für die Entscheidung vor den Augen von Diego Maradona sorgte und dieAlbiceleste damit ins Achtelfinale schoss. Der 26-Jährige schnappte sich rechts am Strafraum den Ball, zog nach innen und setzte einen unwiderstehlichen Schlenzer in die Maschen. 

Des einen Freud, des anderen Leid
Vor dem Anpfiff begrüßten sich die Vereins-Teamkollegen Asmir Begovic (Bosnien und Herzegowina) und Peter Odemwingie (Nigeria), beide beim englischen Premier League-Klub Stoke City aktiv, noch freundlich in den Katakomben und hielten einen kurzen Plausch. Nach einer halben Stunde Spielzeit hätte Ersterer sicherlich gerne auf die zweite hautnahe Begegnung verzichtet, denn der Angreifer der Super Eagles schob den Ball durch die Beine des bosnischen Torhüters hindurch zum 1:0-Siegtreffer. Nigeria feiert damit nach neun WM-Spielen ohne Sieg endlich wieder einen Erfolg.

Geschichten gibt es, die gibt es nicht
Miroslav Klose kam in der 69. Minute in die Partie, um mit seiner ersten Ballberührung nach zwei Minuten nicht nur den Ausgleich zu erzielen, sondern zugleich auch den WM-Rekord von Brasiliens Ronaldo zu egalisieren. "20 WM-Spiele und 15 Kisten ist so schlecht nicht", gab Miro anschließend lächelnd zu Protokoll. Er ist darüber hinaus der dritte Spieler nach Pelè und Uwe Seeler, der bei vier WM-Endrunden traf. Il Fenômeno ließ es sich nicht nehmen und gratulierte direkt via Twitter. Kurios: Ronaldo schoss sein 15. Tor gegen Ghana in Deutschland, während Klose ebenfalls gegen Ghana in Brasilien traf.

Bruderduell mit einem Sieger
Während des Turniers hielten die beiden Boateng-Brüder Jerome (Deutschland) und Kevin-Prince (Ghana) zwar Funkstille, doch da beide heute in der Startelf standen, begegneten sie sich bereits beim obligatorischen Hand-Shake. Ein kurzer Dialog, eine kurze Umarmung und dann ging es los. Zum zweiten Mal nach 2010, damals ebenfalls in der Gruppenphase, standen sich die beiden in verschiedenen Nationaltrikots gegenüber. Dass es trotz des Unentschieden einen Sieger gab, liegt an Vater Prince, der vor dem Duell seiner Söhne verriet: "Für mich ist es das leichteste Spiel überhaupt. Egal, was passiert, ich kann ja nur gewinnen."

Eine wahre Nummer 10
Andre Ayew traf nicht nur 180 Sekunden nach dem Rückstand zum Ausgleich für Ghana, sondern entpuppte sich anschließend als richtiger Motivator. Seine Freude herausschreiend lief er nach seinem Treffer über den ganzen Platz, herzte jeden, den er fand und peitschte auch in der Folgezeit sein Team und die Fans im Stadion immer wieder nach vorne, klatschte lobend nach gelungenen Aktionen und versuchte selbst, das Spiel derBlack Stars als Mittelfeld-Regisseur im Stile einer Nummer 10 zu ordnen. Mit Erfolg: Kurz darauf erzielte Asamoah Gyan, der damit zum ersten Afrikaner avancierte, der in drei verschiedenen Weltmeisterschaften erfolgreich war, die zwischenzeitliche 2:1-Führung.

Der Tag in Zahlen

100 - Per Mertesacker (Deutschland) und Javier Mascherano (Argentinien) absolvierten heute ihr 100. Länderspiel. Und nachdem die DFB-Auswahl am ersten Spieltag als erstes Team die 100 WM-Spiele voll machte, waren sie heute am 800. WM-Spiel überhaupt beteiligt.

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.fifa.com

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