Buenos Aires (dpa) - Der deutsche Physiotherapeut musste den verletzten Philipp Kohlschreiber huckepack tragen: Nach der unglücklichen Aufgabeniederlage des Rückkehrers sind die Chancen des deutschen Davis-Cup-Teams bereits nach dem Auftaktmatch in Argentinien erheblich gesunken.
In der Gluthitze von Buenos Aires musste Kohlschreiber gegen Carlos Berlocq beim Stand von 6:3, 5:7, 6:2, 4:6, 5:4 passen. Grund war eine nach fast vier Stunden Spielzeit erlittene Blessur am linken Oberschenkel - möglicherweise ein Muskelfaserriss, Gewissheit gab es zunächst nicht.
Damit lag die deutsche Tennis-Auswahl mit dem neuen Teamchef Carsten Arriens 0:1 zurück. In der zweiten Partie steht Florian Mayer gegen Juan Mónaco schon unter erheblichem Zugzwang. Zudem scheint Kohlschreibers Einsatz im Doppel am Samstag an der Seite von Christopher Kas nicht möglich.
«Wie es jetzt ausschaut, kann ich keinen Schritt machen», räumte der tief enttäuschte Kohlschreiber ein, auch wenn er noch nicht endgültig absagen und so schnell wie möglich fit werden wollte. «Man kann noch nicht viel sagen, aber ich kann mein Bein kaum bewegen. So was wünscht man keinem, das will keiner haben. So ist es unfassbar bitter für mich und das ganze Team.» An die Mannschaft appellierte er: «Es soll sich keiner runterziehen, wir haben drei Topspieler im Team.» Als Ersatz gegen David Nalbandian und Horacio Zeballos stünde neben Mayer noch Neuling Tobias Kamke bereit. Am Sonntag soll Kohlschreiber eigentlich gegen Mónaco antreten.
Das Malheur passierte ihm bei einer 4:3-Führung im fünften Satz. Zuvor hatte er zwar einen der zahlreichen Stoppbälle von Berlocq erlaufen, die Kugel aber unbedrängt ins Aus geschoben und die Chance auf drei Breakbälle leichtfertig vergeben. Danach ließ sich Kohlschreiber unter den besorgten Blicken von Arriens behandeln.
Nach kurzer Pause versuchte er es trotzdem wieder und besaß sogar noch drei Breakchancen. Doch Kohlschreiber konnte sich nicht mehr richtig bewegen und schlug nach dem Ausgleich zum 4:4 aus dem Stand auf. Er ging mit eigenem Service und riskanten Schlägen sogar 5:4 in Führung - es wurden Erinnerungen an den legendären Erfolg des müden Michael Chang bei den French Open 1989 über Ivan Lendl wach. Diesmal gab es kein Happyend: Beim 40:0 für Berlocq im folgenden Aufschlagspiel des Argentiniers ging Kohlschreiber deprimiert zum Gratulieren ans Netz.
Fast zwei Sätze lang hatte es zuvor nach einem Erfolg ausgesehen. Kohlschreiber erwischte mit einem Break im ersten Spiel einen prima Start, mit einem weiteren brachte er den Durchgang unter Dach und Fach. Der 19. Weltrangliste präsentierte sich gegen den 49 Ränge schlechter platzierten Berlocq wesentlich variabler und souverän. Dann unterliefen dem 29-jährigen Augsburger jedoch gleich drei leichte Fehler in Serie. Berlocq nutzte dies aus, schaffte kurz darauf mit eigenem Service den Ausgleich und war im Match.
Nun wurden auch die nur etwa 2000 Fans im 13 000 Zuschauer fassenden Estadio Mary Teran de Weiss wieder lauter. Sie feuerten Lokalmatador «Charly» - animiert von einigen sangesfreudigen Anhängern mit Pauken - unermüdlich und laut an. Die Atmosphäre war jedoch nie giftig, nur vereinzelt gab es Gejohle, wenn Kohlschreiber ein Fehler beim Aufschlag unterlief. Auch wegen der relativ kleinen Kulisse kam die gefürchtete Auswärtsatmosphäre nicht recht auf.
Viele Zuschauer waren in blau-weiß-blauen Nationaltrikots gekommen, passend zum wolkenlosen Himmel, von dem die Sonne mit 35 Grad brannte. Eine teilweise kräftige Brise linderte die Hitze etwas, störte die Akteure aber beim Aufschlag, mit dem besonders Berlocq wie auch mit Stopps häufig punktete. Einer der kurzen Bälle leitete schließlich das unglückliche Ende ein.
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