Buenos Aires. „Hola“, sagt die Dame auf dem cremefarbenen Sofa direkt in Kamera. „Jetzt sind wir wieder in Kontakt, nach so vielen Tagen!“ Mit einer Videobotschaft meldete sich Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner zurück. Sie dankte Bürgern und Staatschefs für deren Anteilnahme während der kritischen Tage Anfang Oktober, als sie mit Herzrhythmusstörungen ins Spital gebracht worden war, wo dann ein Blutgerinnsel zwischen Schädeldecke und Hirnhaut gefunden wurde, Folge eines Sturzes im August. Nun, nach Entfernung des Hämatoms und den folgenden 40 Tagen Rekonvaleszenz, war Argentinien erleichtert, eine offenkundig erholte Staatschefin zu sehen. Die Ärzte sind mit der Gesundheit der Patientin zufrieden, sie braucht keinen Herzschrittmacher, wie zunächst spekuliert.
Aber, auch das war zu erfahren, die Doctores rieten der Patientin, künftig Stress zu vermeiden. Wie das der Staatschefin eines chronisch chaotischen Landes mit erheblichen Wirtschaftsproblemen gelingen soll, weiß niemand. Vorerst will Kirchner auf Flüge verzichten und einen Gutteil ihrer Arbeitsstunden in der Präsidialresidenz im Vorort Olivos absolvieren.
Dort wurde jenes Video aufgezeichnet, in dem die Präsidentin Geschenke vorführte, die sie während ihrer Absenz bekommen hatte, unter anderem einen Plüschpinguin und einen weißen Schoßhund, den ihr ein Bruder des verstorbenen venezolanischen Comandante Hugo Chávez vermacht hatte.
Stunden später war es dann der Regierungssprecher, der eine umfassende Personalrochade bekannt gab: Kirchner ernannte einen neuen Kabinettschef, den vormaligen Gouverneur der Provinz Chaco, Jorge Capitanich. Der 48-jährige Nachfahre montenegrinischer Einwanderer kommt dadurch in die Pole-Position für die Nachfolge Kirchners, deren Amtszeit in zwei Jahren endet. Außerdem beförderte sie Axel Kicillof, einen ehemaligen Trotzkisten, vom Vize zum Wirtschaftsminister. An die Spitze der Nationalbank rückt der vormalige Chef der Staatsbank Banco Nación, Juan Carlos Fábrega, auf. (af)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2013)