Celina Lopes verbringt Freiwilliges Soziales Jahr in Argentinien

Von Marek Szabowski

GIESSEN - „Es wirkt alles noch so fern, dabei sind es nur noch wenige Tage“, sagt Celina Lopes immer noch etwas ungläubig. Die 18-Jährige hat sich entschlossen, ab kommendem Dienstag ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Argentinien zu leisten. Zwölf Monate wird sie in einer Schule im Dorf Manuel Alberti arbeiten. „Ich wollte unbedingt mal nach Südamerika und meine freie Zeit dazu nutzen, um anderen zu helfen“, erklärt die Gießenerin im Gespräch mit dem Anzeiger.

Während viele Abiturienten nach der Schule sofort in die Ausbildung oder ins Studium starten, war sich die junge Frau zunächst gar nicht so sicher, wie es für sie weitergehen sollte, „was ich wirklich machen will“, gesteht sie schmunzelnd. Klar war, dass sie unbedingt ins Ausland wollte. Deswegen hatte Lopes sich bereits vergangenes Jahr für ein FSJ beworben. Die Teilnehmer müssen jedoch volljährig sein. „Ich habe erst im Oktober Geburtstag, war also leider noch zu jung.“

Dennoch hat die Abiturientin ihren Traum nicht aufgegeben, sondern sich erneut beworben. In der Zwischenzeit suchte sie sich einen Job und verbrachte Zeit mit ihren Freunden und der Familie. Zudem begann sie ein Bauingenieurstudium an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM). „Ich wollte mich ausprobieren und schauen, ob das vielleicht was für mich ist.“ Eher weniger, wie sie inzwischen festgestellt hat.

Für ihre Bewerbung zum Auslandsjahr musste Lopes neben der Volljährigkeit noch Spanischkenntnisse und Vorkenntnisse in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nachweisen sowie ein Motivationsschreiben verfassen. „Ich saß lange daran, denn es war schwierig, weil das alles noch ganz weit weg war. Aber Spanisch hatte ich schon seit der achten Klasse, das war ganz gut“, berichtet die 18-Jährige.

In einem Vorbereitungsseminar der Organisation „In-Via“ wurde sie auf die nationalen Besonderheiten Argentiniens aufmerksam gemacht. Zudem sprach sie dort über ihre Erwartungen und Ängste. Zunächst zweifelte die junge Frau noch, ob sie sich die Reise tatsächlich zutraut. Doch nach einigen Seminaren und den Ratschlägen von ehemaligen Teilnehmern ist sie mittlerweile voller Vorfreude. „Wir haben die Leute kennengelernt, die gerade noch in Argentinien sind. Mit denen haben wir uns via Facebook schon ausgetauscht“, erläutert Lopes.

Ein wenig Auslandserfahrung hat die ehemalige Schülerin des Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums bisher schon in Schweden, Spanien und Frankreich gesammelt. Jedes Mal allerdings nur ein bis zwei Wochen. Entsprechend wird sie etwas nachdenklich, was das Thema Heimweh angeht. „Ich hoffe einfach, dass ich durch die Zeit mit den Kindern gar nicht erst dazu komme. Aber vermissen werde ich meine Familie und Freunde garantiert.“ Am meisten bedauert Celina Lopes, dass sie die Abifeier und den 18. Geburtstag ihres jüngeren Bruders verpassen wird.

Das Dorf Manuel Alberti, in dem sie leben wird, liegt anderthalb Stunden entfernt von der Hauptstadt Buenos Aires. Die Leute aus dem Vorbereitungsseminar sind alle in ihrer Nähe untergebracht. „Wir sind maximal zwei Stunden voneinander entfernt.“ Wenn sie von ihrem künftigen Zuhause erzählt, wirkt sie geradezu begeistert. Schließlich habe sie immer lieber in einem Dorf leben wollen, in dem sich jeder kennt und es eine Gemeinschaft gibt. Nun hofft sie erst einmal, nach ihrem Aufenthalt fließend Spanisch sprechen zu können. Aber vor allem wünscht sich die 18-Jährige, bald eine eigene AG leiten zu dürfen. „Ich würde gerne eine Sport-AG machen, da ich selber Fußball spiele.“

Während des Projektes stehen ihr insgesamt 25 Urlaubstage zu, die die junge Frau dazu verwenden will, das Land zu bereisen: die Iguazú-Wasserfälle, die Anden, Feuerland und Patagonien; dazu noch der Norden „und wenn es geht, will ich natürlich auch mal bei einem Fußballspiel in Buenos Aires dabei sein“, schildert Celina Lopes mit leuchtenden Augen. Ein wenig wirkt es, als ob sie bereits auf gepackten Koffern sitzt. „Ganz fertig gepackt habe ich aber noch nicht.“ Zumal die neu bestellten Gummistiefel noch nicht da sind, die Malaria-Impfung steht ebenfalls an. „Und am Samstag gibt es noch ein großes Abschiedsgrillen mit Familie und Freunden.“

Was sie von Argentinien erwartet und denkt, fasst sie schmunzelnd so zusammen: „Ich habe das Bild von Tango tanzenden Menschen, einem warmen Land und sehr spätem Abendessen im Kopf.“ Ihre Familie ist jedenfalls stolz auf die 18-Jährige. „Sie haben mich alle dabei unterstützt, ganz besonders meine Mutter, die selbst vier Jahre in der Dominikanischen Republik war.“ Während Mutter und Oma nahezu euphorisch sind, machen sich die Männer der Familie aber durchaus große Sorgen. „Mein Vater hat mir bereits Pfefferspray besorgt und mein Opa meinte, dass er mir sofort den Flug zurück bezahlen würde.“

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