Wien. „When it rains, it pours“, sagen die Amerikaner und meinen damit, dass schlechte Nachrichten selten allein kommen. Diese Erfahrung machen gerade die Casinos Austria International (CAI). Nicht nur, dass es dem Tochterunternehmen der Casinos finanziell generell nicht sonderlich gut geht. Der argentinischen Gesellschaft Enjasa (Entretenimientos y Juegos de Azar S.A.) wurde zudem wegen Geldwäschevorwürfen die Lizenz entzogen. Als würde all das noch nicht reichen, müssen die CAI nun deswegen auch noch um eine Anleihe in Höhe von 140 Millionen Euro zittern.
„Wenn es die Gläubiger darauf anlegen, ist die Anleihe fällig“, meint ein Rechts- und Finanzexperte zur „Presse“. Er erklärt das mit der Einstellung der Geschäftstätigkeit der CAI-Tochter Enjasa in Salta in Argentinien.
„Kein Grund für Nervosität“
In den Bedingungen für die Anleihe, die im Juli 2010 gegeben wurde und eine Laufzeit bis Juli 2017 hat, heißt es in Paragraf zehn über das Kündigungsrecht der Gläubiger: „Jeder Anleihegläubiger ist berechtigt, seine Teilschuldverschreibungen zu kündigen und deren sofortige Rückzahlung zum Nennwert zuzüglich allfälliger bis zum Tag der Rückzahlung aufgelaufener Zinsen zu verlangen, falls (...) eine wesentliche Tochtergesellschaft ihre Geschäftstätigkeit ganz oder überwiegend einstellt (...).“
Für den Finanzexperten ist das mit der Einstellung der Geschäftstätigkeit der CAI-Tochter in Argentinien der Fall. Bei den Casinos Austria beruhigte man, ohne direkt auf den Fall einzugehen. Die Anleihe sei vor allem von großen institutionellen Anlegern gezeichnet worden. „Wir sind eine solide Unternehmensgruppe mit einer Eigentümerstruktur, die manch anderer sich wünschen würde. Es besteht also keinerlei Anlass zur Sorge für die Anleihezeichner“, erklärte ein Sprecher.
Die vorzeitige Rückzahlung von 140 Millionen Euro plus Zinsen wäre für die CAI nicht leicht zu bewerkstelligen. Das Unternehmen hat mit seinen 57 Glücksspielbetrieben in 17 Ländern (Stand: Ende 2012), die es allein oder mit einem Partner betreibt, nicht viel Glück. 2011 fraß das defizitäre Auslandsgeschäft die Überschüsse der zwölf heimischen Spielbanken und der Lotterien nahezu auf. Der Gewinn der Casinos Austria betrug damals gerade einmal 634.000 Euro.
Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen dank der Lotterien mit ihrer Onlinespiele-Plattform Win2Day aufatmen und einen Nettogewinn von 42,68 Mio. Euro verzeichnen. Der Konzernumsatz betrug 3,538 Mrd. Euro, davon entfielen aber allein auf die Lotterien 2,955 Mrd. Euro.
In Argentinien war der Enjasa die Lizenz von der Provinzverwaltung Salta wegen Verstößen gegen Anti-Geldwäschevorschriften entzogen worden. Die Casinos wiesen den Vorwurf zurück und argumentieren, es habe nur in einigen wenigen Fällen eine Auszahlung von Gewinnen ohne entsprechende Dokumentation gegeben.
Berufung erfolglos
Einer Berufung gegen die Entziehung der Glücksspiellizenz wurde Ende November von dem zuständigen Gericht in Argentinien nicht stattgegeben. Die Enjasa will dagegen Rechtsmittel einbringen. Außerdem versucht man, mit einer einstweiligen Verfügung den Entzug der Glücksspiellizenz aufzuschieben. Bis ein Gericht darüber entschieden hat, wird der Glücksspielbetrieb in Salta aber eingestellt.
Wie teuer die Schließung die CAI kommt, ist noch nicht klar. Laut „Standard“ steht die Enjasa mit 40 Millionen Euro in den Büchern. Die CAI hat aber Werte – ein Hotel, ein Casino, Automatenhallen –, die man geltend machen könnte. Dennoch muss laut der Zeitung eine Kapitalstärkung der Casinos Austria in die Wege geleitet werden. Der Aufsichtsrat soll sich am kommenden Donnerstag mit der Angelegenheit befassen.
In der Vergangenheit haben die Casinos versucht, mit Verkäufen die leeren Kassen der CAI wieder zu füllen. So zog man sich beispielsweise aus Chile zurück. Nach einer Umstrukturierung soll die CAI 2014 wieder operativ Gewinne schreiben.
Die Casinos Austria International (CAI)haben 2010 um 140 Millionen Euro eine Anleihe begeben. Die Laufzeit geht bis Juli 2017. Nachdem der argentinischen Tochter aber die Lizenz entzogen wurde, glaubt ein Finanz- und Rechtsexperte, dass die Gläubiger laut den Geschäftsbedingungen eine vorzeitige Rückzahlung fordern können. Das würde die CAI nur schwer bewerkstelligen können. Die CAI hat finanziell zu kämpfen, weil viele Auslandsgeschäfte schlecht laufen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2013)