Buenos Aires: Argentinien macht Piloten der "Todesflüge" den Prozess

Buenos Aires (RP). In Buenos Aires hat ein Gerichtsverfahren gegen 68 Militärs und andere mutmaßliche Menschenrechtsverletzer während der argentinischen Diktatur (1976–1983) begonnen. Erstmals werden dabei Piloten der sogenannten Todesflüge vor Gericht zur Verantwortung gezogen. Damals wurden Tausende politische Gefangene betäubt und aus Flugzeugen über der Flussmündung Rio de la Plata in den Tod geworfen.

In dem auf zunächst zwei Jahre angesetzten Prozess werden fast 800 Fälle verhandelt und rund 830 Zeugen angehört. Zu den Opfern zählten auch die französische Ordensfrau Leonie Duquet sowie Azucena Villaflor, ein Gründungsmitglied der Menschenrechtsorganisation "Mütter der Plaza de Mayo". Die Leichen der beiden Frauen wurden später an der Küste angeschwemmt.

Unter den acht angeklagten Piloten ist auch Julio Alberto Poch. Er wurde im September 2009 am Flughafen von Valencia in Spanien festgenommen. Bis dahin arbeitete er unbehelligt als Pilot einer niederländischen Fluggesellschaft. Während der Diktatur wurden Tausende mutmaßliche Regimegegner verschleppt und in Geheimgefängnissen gefoltert. Die Mechanikschule der Marine (Esma) am Stadtrand von Buenos Aires war eines der größten Geheimgefängnisse in Argentinien. Allein dort wurden bis zu 5000 Menschen festgehalten und die meisten davon getötet. Der gestern angelaufene Prozess umfasst auch Verbrechen in der Esma, von der viele Todesflüge starteten. Menschenrechtsorganisationen zufolge wurden in den Jahren der Diktatur etwa 30 000 Menschen ermordet.

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